Meeresschutzgebiete

Europa braucht ein Netz aus Meeresschutzgebieten. Denn ohne sichere Rückzugsorte können sich bedrohte Arten und ihre Lebensräume nicht erholen und gehen für immer verloren. Dennoch verbleiben ein Großteil der Meeresschutzgebiete der Nordsee und Ostsee weiter ohne Schutz. Es darf weiter gebaut und gefischt werden.

Was ist ein Meeresschutzgebiet?

Ein Meeresschutzgebiet ist ein festgelegtes Seegebiet, in dem die menschliche Aktivität eingeschränkt ist – zumindestens auf Papier. Ziel ist es, marine Ökosysteme zu schützen, zum Beispiel durch nachhaltige Fischerei oder verantwortungsvollem Tourismus. Meere sind eng mit der Küste verbunden, weswegen Küstenschutz oft eine große Rolle spielt.

Seevögel und Meeressäuger halten sich nicht an Ländergrenzen. Deswegen braucht guter Meeresschutz die globale Zusammenarbeit. Ein Meeresschutzgebiet wird international als Marine Protected Area (MPA) bezeichnet. Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) setzt sich global für die Erhaltung von marinen Ökosystemen ein und fordert Wissenschaftlichkeit und einheitliche Standards für Meeresschutzgebiete ein. Wir als BUND arbeiten stets auf Basis der neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnisse und tragen diese in die nationale und europäische Politik ein.

Meeresschutzgebiete sind Rückzugsräume für Flora und Fauna der Ozeane. Sie beherbergen wertvolle Biotope, die sich Überfischung, Verschmutzung und Klimawandel entgegenstellen. Die Schutzmaßnahmen können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Damit ein Meeresschutzgebiet tatsächlich schützt, müssen Regeln und Gesetze geschaffen werden – und auch von allen Anrainerstaaten eingehalten werden.

Neben dem Naturschutz gibt es auch andere gute Gründe, um Meere zu schützen: z.B. um kulturelle Stätten oder geologische Besonderheiten zu bewahren.

Die Tote Meerhand ist die einzige Weichkoralle in den deutschen Meeresgewässern.  (Dutch Maritime Productions)

Meeresschutzgebiete in Deutschland

Etwa 45 Prozent der deutschen Meeresgebiete und Küstengewässer stehen wegen ihrer hohen Artenvielfalt oder Einzigartigkeit unter Schutz. Von den Nationalparks im Wattenmeer oder der Schatzküste in der Ostsee bis weit draußen im ökologischen Herz der Nordsee auf der Doggerbank.

Diese Meeresschutzgebiete sind Teil des europaweiten Natura-2000-Schutzgebietsnetzes. Dessen Ziel ist es, der Biodiversitätskrise entgegenzuwirken und wildlebende Arten und deren natürliche Lebensräume zu schützen. Dafür wurden Lebensräume wie Riffe und Sandbänke für beispielsweise Schweinswal, Kegelrobbe und verschiedene Seevögel unter Schutz gestellt.

Ostsee

Die Meeresschutzgebiete der Ostsee

Die Ostsee ist ein besonderer und vielfältiger Lebensraum. Deswegen wurden entlang der Ostseeküste 30 marine Schutzgebiete und 13 Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Auch zwei Nationalparke in der Vorpommerschen Boddenlandschaft und auf der Insel Rügen zählen zur Schutzgebietskulisse. Auf dem offenen Meer wurden weitere 5 Meeresschutzgebiete und ein Vogelschutzgebiet ausgewiesen, die deutlich größer sind. Hier liegen der Fehmarnbelt, die Kadetrinne sowie eine größere Fläche mit dem Adlergrund, der Oderbank und der Westlichen Rönnebank, die sich in großen Teilen mit dem Vogelschutzgebiet Pommersche Bucht überschneiden.

Nordsee

Die Meeresschutzgebiete der Nordsee

Nahezu die gesamte deutsche Nordseeküste steht unter Schutz. Das Wattenmeer von Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein wurde als Nationalpark ausgewiesen und ist UNESCO-Weltnaturerbe. Auch weiter draußen in der Nordsee schließen sich große Meeresschutzgebiete an: Das Naturschutzgebiet Borkum Riffgrund und das Naturschutzgebiet Sylter Außenriff mit dem Vogelschutzgebiet Östliche Deutsche Bucht, sowie weitere Schutzgebiete um Helgoland. Weit draußen im sogenannten Entenschnabel der deutschen Nordsee liegt zudem die Doggerbank. Sie erstreckt sich weiter über die Meeresfläche von Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien. Die Doggerbank gilt als das ökologische Herz der Nordsee.

Schutzgebiete ohne Schutz?

Die Nordsee-Zylinderrose ist eine Anemone und fängt mit ihren feinen Tentakeln kleines Plankton im Wasser.  (Alexander Semenov)

Die Ausweisung von Schutzgebieten ist nur ein erster Schritt. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Schutzgüter zu erhalten oder sogar wieder zu renaturieren. Untersuchungen zeigen, dass Nord- und Ostsee in einem schlechten Zustand sind. Laut nationaler Roter Liste sind fast ein Drittel der marinen Arten gefährdet. Auch der Zustand der deutschen Meeresschutzgebiete konnte kaum verbessert werden.

Denn in deutschen Meeresschutzgebieten ist fast alles erlaubt:

  • Laute Schiffe fahren durch die Schutzgebiete.
  • Militärische Manöver dürfen auf und unter Wasser durchgeführt werden.
  • Es wird immer noch Sand und Kies aus geschützten Lebensräumen entnommen.
  • Bauaktivitäten, zum Beispiel durch Offshore-Windkraftprojekte, sorgen für zusätzlichen Stress.

Wir arbeite deswegen mit NGOs aus ganz Europa zusammen und fordert auf nationaler und EU-Ebene #SchutzFürSchutzgebiete (#ProtectedMeansProtected).

Fischerei in Meereschutzgebieten weiter erlaubt

Menschen mit Schild vor Minsterium Der BUND hat gemeinsam mit vielen weiteren deutschen Umweltverbänden die Forderung "Keine Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten" aufgestellt.  (Bild: Plagmann)

Sogar die Fischerei ist noch großflächig in den Meeresschutzgebieten erlaubt. Dabei werden die Stellnetze den Seevögeln und Meeressäugern zum Verhängnis und schwere Grundschleppnetze graben den Meeresboden um. Die Hälfte der deutschen Schutzgebiete wurde durch Grundschleppnetze zerstört. Das Schutzgebiet auf der Doggerbank ist fast vollständig betroffen.

So schützen Sie unsere Meere

Wir kämpfen für echten Schutz der Meere und ihrer Bewohner. Doch dafür brauchen wir Ihre Hilfe:

  • Mit 25 Euro helfen Sie uns, Müllsammel-Aktionen an Stränden durchzuführen. Zudem setzen wir uns für weniger Unterwasserlärm und ein Ende der Plastik- und Schadstoffeinträge ein.
  • Mit 55 Euro ermöglichen Sie uns, an politischen Verhandlungen über Fischfangquoten teilzunehmen und Beifänge sensibler Arten wie der Kegelrobbe effektiv zu reduzieren.
  • Mit 75 Euro unterstützen Sie uns, politischen Druck auszuüben – notfalls juristisch. Für den Schutz unserer Natur gehen wir im Fall der Fälle bis zur letzten Instanz.

Meeresschutzgebiete Global

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Doch für die Umsetzung dieses "30-by-30-Ziels" (30x30) bedarf es noch einen neuen Rechtsrahmen. Denn für die Hohe See, die etwa 60 Prozent der Weltmeere ausmacht, gibt es bisher keine Regelungen für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Die Vereinten Nationen verhandeln bereits seit bald 20 Jahren über das Hochseeschutzabkommen (BBNJ). 2023 wurde der Text final verabschiedet. Damit das Abkommen in Kraft treten kann, muss es von 60 Staaten in nationales Recht umgesetzt werden. Deutschland arbeitet noch an der Ratifizierung.

Wir fordern

  • Meeresschutzgebiete als Ruhe- und Rückzugsräume sichern.
  • Mindestens 50 Prozent aller Meeresschutzgebiete müssen ohne jegliche wirtschaftlichen Nutzungen sein (Nullnutzungszone).
  • Zerstörerische, grundberührende Fischerei abschaffen – zuerst in Schutzgebieten und langfristig überall.
  • Keine Windparks, Kabeltrassen und Pipelines in Meeresschutzgebieten.
  • Die zukünftige Meeresstrategie der Bundesregierung muss verbindliche und nachvollziehbare Maßnahmen für einen effektiven Schutz der Meere liefern.

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