Erdhummel auf Blüte; Foto: S. Mösch / naturimdetail.de

Wildbienen: Arten, Schutz und Bedeutung

Ob Runzelige Zwergsandbienen, Gehörnte Mauerbienen oder Bärtige Kuckuckshummeln: In Deutschland gibt es rund 560 verschiedene Wildbienen-Arten. Als wilde Verwandte der Honigbienen leben sie meist als Einzelgänger und sind für die Bestäubung unserer Kultur- und Wildpflanzen unverzichtbar. Wildbienen sind streng geschützt, doch leider ist mehr als die Hälfte der Arten in ihrem Bestand bedroht. Die gute Nachricht: Jede*r kann zum Schutz der Wildbienen beitragen. Durch Nisthilfen oder geeignete Blühpflanzen: Wir zeigen, wie es geht.

Was sind Wildbienen und warum sind sie wichtig?

Männchen der Weißfilzigen Blattschneiderbiene in Drohhaltung auf einer Astern-Blüte; Foto: Naturbildarchiv Günter Männchen der Weißfilzigen Blattschneiderbiene auf einer Astern-Blüte  (Bild: Naturbildarchiv Günter)

Wildbienen und Honigbienen: Die wichtigsten Unterschiede

Erstmal eine Gemeinsamkeit: Wildbienen gehören wie die Honigbienen innerhalb der großen Insektengruppe der Hautflügler zu den sogenannten Stechimmen. Charakteristisch für sie sind die Aufteilung in Kopf, eine Brust mit zwei Paar durchsichtigen Flügeln und ein Hinterleib mit Stachel. Wildbienen haben wie alle Insekten sechs Beine. Das sind die Unterschiede von Wildbienen und Honigbienen:

  • Wildbienen können im Gegensatz zu Honigbienen unterschiedlich groß sein – von vier Millimetern bis zu drei Zentimetern. Auch ihre Farben können sehr unterschiedlich sein. Honigbienen sind dagegen überwiegend bräunlich gefärbt.
  • Wildbienen sind viel weniger angriffslustig als Honigbienen.
  • Ihr Stachel ist kürzer und schwächer, so dass ein Stich meist weniger schmerzhaft ist.
  • Die meisten Wildbienenarten bilden keine Staaten. Es gibt also keinen gemeinsam mit den Arbeiterinnen aufgebauten Bienenstock, in dem sie ihre Eier ablegen können und in dem Honig als Wintervorrat gesammelt wird. Wildbienen-Weibchen bauen stattdessen ihre Nester alleine, zum Beispiel in totes Holz. Oder sie graben sich Brutröhren in die Erde und versorgen die Brutzellen ohne Hilfe von ihren Artgenossen.
  • Wildbienen leben meist als Solitär- oder Einsiedlerbienen. Die Hummeln jedoch – die auch zu den Wildbienen zählen – bauen meist unterirdische Staaten und haben eine Hummelkönigin. Nur diese überwintert und gründet jedes Jahr aufs Neue ihren Hummelstaat. 
  • Viele Wildbienenarten sind Spezialisten – sei es bei den Anforderungen an ihre Nistplätze oder an ihre Nahrungspflanzen. Diese Abhängigkeit, in Verbindung mit ihrer relativ geringen Fortpflanzungsrate, macht viele Wildbienenpopulationen anfällig für Veränderungen in der Landschaft. Honigbienen hingegen sind Generalisten und damit anpassungsfähiger.  
  • Honigbienen sind Nutztiere und keine Wildtiere. Gegen Krankheiten oder Parasiten schreiten Imker*innen ein, bei Nahrungsmangel wird aufgefüttert. In letzer Zeit wird häufig die Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbienen diskutiert. Bei sehr vielen Bienenvölkern in Gebieten mit einem kargen Trachtangebot kann das für Wildbienen durchaus zum Problem werden. Wichtig ist, genügend Nahrungsangebot auf Äckern, Feldern, Grünland und in Städten und Gärten zu schaffen und nicht durch Pestizide zu vernichten, so dass zukünftig genügend Blühpflanzen für Honig- und Wildbienen zur Verfügung stehen. 

Bedeutung von Wildbienen für das Ökosystem

Gartenhummel auf Blüte; Foto: S. Mösch / naturimdetail.de Die Gartenhummel versorgt sich mit Blüten-Nektar.  (Bild: S. Mösch / naturimdetail.de)

Wildbienen sind eifrige Blütenbesucher. Sie benötigen Nektar und Pollen für ihre Brut und die eigene Versorgung. Dabei tragen sie Blütenpollen von einer Blüte zur anderen und befruchten die Pflanzen – quasi nebenbei. Wildlebende Insekten erreichen dabei mit der gleichen Zahl von Blütenbesuchen einen doppelt so hohen Fruchtansatz wie Honigbienen. Es wurde sogar beobachtet, dass Hummeln im Gegensatz zu Honigbienen in derselben Zeit die drei- bis fünffache Anzahl von Blüten besuchen. In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent der Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Wildbienen sichern damit nicht nur Ernteerträge, sondern auch die Vielfalt und das Überleben unzähliger Wildpflanzen. Und auch die Tierwelt ist von ihnen abgängig: Ob Specht, Schwalbe, Meise, Fledermaus, Frösche, Eidechsen oder Wespen – die Wildbienen beziehungsweise ihre Larven gehören bei ihnen auf den Speiseplan. 

Welche Arten von Wildbienen gibt es und wie leben sie?

Kuckucksbiene Die Kuckucksbienen machen rund ein Drittel der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten aus.  (Bild: Rolf Dietrich Brecher/Flickr.com/CC-Lizenz)

Wildbienenarten in Deutschland

In Deutschland gibt es derzeit 565 Wildbienenarten. Die Solitär- oder Einsiedlerbienen machen den übergroßen Teil der Wildbienenarten aus. Es gibt aber auch einige Wildbienenarten, wie die stumpfzähnige Zottelbiene (Panurgus calcaratus), die eine Art Wohngemeinschaft gründet. Mehrere Weibchen benutzen einen bereits gegrabenen Haupteingang und legen erst unter Tage ihre eigenen Nistkammern an. Hummeln und einige Arten der Schmalbienen gehören zu den wenigen Wildbienen, die einjährige Staaten aufbauen und mit einer Königin und den Arbeiterinnen eine Arbeitsteilung organisieren. Hervorzuheben sind die sogenannten Kuckucksbienen: Sie machen rund ein Drittel der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten aus und haben sich auf eine parasitäre Aufzucht ihres Nachwuchses spezialisiert: Die Kuckucksbienen warten, bis andere Wildbienenarten ihr Nest gebaut und die Brutzellen mit Proviant ausgestattet haben. Im richtigen Moment schmuggeln sie dann ihre eigenen Eier in die Brutzelle. Nach dem Schlupf der Kuckuckslarve vernichtet diese dann das Wirtsei oder tötet die Wirtslarve und verzehrt bis zur Verpuppung deren Pollen- und Nektarproviant.

Flugzeit, Lebensräume und Nahrung der Wildbienen

Biene an Kornblume. Foto: Matthias Müller Wildbienen brauchen die richtigen Pflanzen, hier eine Kornblume.  (Bild: Matthias Müller)

Die allermeisten Wildbienen sind echte "Schönwetter-Insekten": Sie lieben es warm und trocken und sind nur bei entsprechend hohen Temperaturen unterwegs. Die meisten Arten schränken bei Regen und wechselhaftem Wetter ihre Aktivitäten stark ein. Eine Ausnahme bilden die Hummeln: Sie fliegen bis zu Temperaturen von null Grad, denn sie haben die Fähigkeit, ihre Körpertemperatur zu regulieren, indem sie durch Muskelbewegung Wärme erzeugen und speichern. Deswegen können Hummeln schon früh und bis in den späten Herbst hineinfliegen. Ein Gebiet muss aber nicht nur trocken und sonnig sein, damit Wildbienen sich dort wohlfühlen können. Es muss auch ausreichend blühende Pflanzen als Nahrung, Nistmöglichkeiten und Material für den Nestbau bieten. Wildbienen sind an unterschiedliche Lebensräume angepasst. Sie besiedeln je nach Bienenart zum Beispiel blütenreichen Wegränder, Bahndämme, breite Wald- und Heckensäume, alpine Wiesen, Streuobstwiesen, Äcker, Trockenmauern, Weinberge, aber auch Flussauen, Feuchtwiesen und Moore sowie Kies- und Lehmgruben oder Steinbrüche. Und einige Arten bevorzugen den Siedlungsbereich. Sie leben in Gärten, Parks und im kommunalen Grün.

Nistverhalten der Wildbienen

Der Nestbau ist bei den Wildbienen grundsätzlich Aufgabe der Weibchen. Ist der richtige Brutplatz gefunden und die Brutzelle gebaut, legt das Wildbienenweibchen meist ein Ei in die Brutzelle. Vorher hat das fleißige Bienchen ausreichend Proviant für die Entwicklung der Brut eingelagert. Danach verschließt die Wildbiene die Zelle und beginnt mit dem Bau der nächsten.

Wann schlüpfen Wildbienen?

Vom abgelegten Ei bis zur fertigen Wildbiene vergeht fast ein ganzes Jahr. Wenige Tage nach der Eiablage im (Früh-) Sommer schlüpfen zunächst kleine Larven. Diese machen sich etwa zwei bis vier Wochen lang über den eingelagerten Proviant her. Dabei häuten sie sich viermal. Wenn der Vorrat aufgezehrt ist, beginnen viele Wildbienenarten sich in einen schützenden Kokon einzuspinnen, den sie aus Sekreten einer speziellen Drüse herstellen. So eingesponnen fahren sie ihren Stoffwechsel drastisch nach unten und überdauern als "Ruhelarven" den Winter. Steigen die Temperaturen im Frühjahr wieder an, verpuppen sich die Larven. Nach zwei bis drei Wochen erfolgt die Verwandlung zum geflügelten Insekt und die jungen Wildbienen schlüpfen aus den Nestern. Dann sind sie etwa vier bis acht Wochen aktiv und fliegen umher, pflanzen sich fort und sterben. Wildbienen werden also ein Jahr alt. 

Wie können wir Wildbienen schützen?

Landwirtschaft von oben. Intensive Landwirtschaft zerstört Lebensräume für Wildbienen.  (Bild: valio84sl/canva.com)

Gefährdung der Wildbienen

Mehr als die Hälfte der Wildbienenarten Deutschlands sind bestandsgefährdet, ihre Vorkommen gehen seit mehreren Jahren nachweislich zurück. Von den über 560 in Deutschland beheimateten Wildbienenarten sind laut Roter Liste bereits 39 ausgestorben, 31 vom Aussterben bedroht und 197 gefährdet. 42 Arten stehen auf der Vorwarnliste. Die Ursache des Rückgangs sind viefältig – Hauptgründe sind der Lebensraum- und Nahrungsverlust durch die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden

Wildbienen und Naturschutzgesetze

Wildbienen stehen streng unter Naturschutz. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, Wildbienen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Ihr Nest darf nicht entfernt, beschädigt oder zerstört werden. Doch dieser gesetzliche unmittelbare Schutz reicht leider nicht aus. Denn die Hauptbedrohung der Wildbienen ist die Zerstörung ihrer Lebensräume. 

Wildbienen schützen

Es gibt viele Möglichkeiten, wie jede*r von uns Wildbienen schützen kann: Auf Pestizide verzichten, den Garten oder Balkon bienenfreundlich gestalten oder einfach seltener den Rasen mähen. Ausführliche Tipps, wie Sie Wildbienen helfen können, finden Sie hier

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