Ist der Sandaal ein Aal?
Nein, Sandaale sind keine Aale. Mit ihren langgestreckten, aalartigen Körpern erinnern sie jedoch an die richtigen Aale. Der Name „Sandaal“ kombiniert dieses Aussehen und die Tatsache, dass sie sich gerne in sandigen Meeresböden eingraben.
Heimische Arten der Sandaale
Zur Familie der Sandaale gehören mindestens 18 verschiedene Arten. Vier dieser Arten spielen im Ökosystem der Nordsee eine große Rolle: Der kleine Sandaal (Ammodytes marinus), der Tobiasfisch (Ammodytes tobianus), der gefleckte große Sandaal (Hyperoplus lanceolatus) und der ungefleckte große Sandaal (Hyperoplus immaculatus). Alle Sandaale haben gemeinsam, dass sie schlanke, silbrig glänzende Fische sind, die in großen Schwärmen leben. Je nach Art haben sie eine Körpergröße von maximal 20 bis 40 Zentimetern.
Lebensraum: Warum graben sich Sandaale ein?

Sandaale brauchen einen sandigen Meeresboden, um sich eingraben zu können und ihre Eier abzulegen. Durch das Eingraben im Sand sind sie nicht nur gut vor Räubern versteckt, sondern sparen auch Energie: Andere Fische können durch die Schwimmblase mit Leichtigkeit im Wasser schweben. Da Sandaale keine Schwimmblase haben, müssen sie dauerhaft in Bewegung sein, um sich im Wasser zu halten. Bei der Auswahl ihrer Sandbank sind die Sandaale ziemlich pingelig. Sie bevorzugen sandige Böden, die nicht zu feinkörnig und gut belüftet sind. Haben sie einmal ihre „Haus-Sandbank“ ausgewählt, bewegen sie sich dort kaum mehr weg. Ihr gemütliches Versteck verlassen die Sandaale nur zum Fressen. Am liebsten fressen sie Plankton, kleine Krebse und Würmer.
Feinde der Sandaale
Sandaale haben einen hohen Fettgehalt und kommen in großen Schwärmen vor. Deshalb sind sie eine überlebenswichtige Beute für Seevögel, Wale und größere Fische. Der Populationseinbruch von Papageientauchern, Dreizehenmöwen, Eissturmvögeln und anderen Seevogelkolonien in der Nordsee hängt direkt mit schrumpfenden Sandaal-Populationen zusammen. Dass die Sandaale in der Nordsee weniger werden, liegt vor allem an den Folgen der Klimakrise, der Zerstörung ihrer Lebensräume durch den Sand- und Kiesabbau und an der industriellen Fischerei.
Fischerei: Wozu werden Sandaale gefangen?
In der Nordsee gibt es eine riesige Fischerei auf Sandaale, doch auf unseren Tellern landen die Fische nicht. Die Sandaalfischerei ist eine „Industriefischerei“. Der Fang dient nicht für den menschlichen Konsum, sondern wird direkt zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet. Der größte Teil davon wird für Tierfutter verwendet: Für Aquakulturen, aber auch für Tierzucht an Land, zum Beispiel als Futter für Schweine und Hühner. Die Überfischung der Sandaale führte in den 1990er Jahren zu einem dramatischen Einbruch der Nordsee-Populationen. Trotz reduzierter Fangquoten konnten sich die Sandaale bis heute nicht vollständig davon erholen.
Fischerei: Folgen der Grundschleppnetze
Sandaale werden mit Grundschleppnetzen gefangen. Schiffe ziehen diese schweren Netze direkt über die Sandbänke. Dadurch richten sie großen Schaden bei Artengemeinschaften im und am Meeresboden an. Besonders dramatisch ist Fischerei mit Grundschleppnetzen, wenn sie in Meeresschutzgebieten stattfindet. Viele Sandbänke stehen aufgrund ihres einzigartigen Lebensraumes offiziell unter Schutz. So zum Beispiel auch die Doggerbank, die größte Sandbank der Nordsee. Trotzdem ist dort die Fischerei mit Grundschleppnetzen erlaubt. Das ist nicht nur unsinnig, sondern verstößt auch gegen europäisches Naturschutzrecht. Deswegen klagt der BUND gegen die Bundesregierung: Für den echten Schutz von Meeresschutzgebieten.