Der BUND fordert
- Mehrweg statt Einweg!
- Ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetikartikeln
- Eine schnelle Umsetzung der EU-Einwegplastik-Richtlinie
- Den Eintrag von Fischernetzen und Netzteilen in die Meere stoppen
Der Müll in unseren Meeren
In unseren Meeren finden wir alle Arten von Müll: Glas, Papier, Metall, Holz, Textilien und Plastik. Letzteres stellt mit drei Vierteln des gesamten Mülls das größte Problem dar.
Zu den häufigsten am Strand gefundenen Müllteilen zählen Zigarettenkippen, Plastikflaschen und Flaschendeckel, Plastiktüten, Einweggeschirr, Trinkhalme und Wattestäbchen. Vom kleinsten Mikroplastik bis zu kilometerlangen verlorengegangenen Fischernetzen, sogenannten Geisternetzen, wurde Plastik fast überall nachgewiesen: im Boden, in Seen und Flüssen, an den Stränden, der Wasseroberfläche in der Wassersäule und in der Tiefsee. Selbst im arktischen Meereis wurden schon hohe Mikroplastikkonzentrationen gefunden. Denn Plastik ist sehr langlebig und birgt einige Probleme für unsere Umwelt.
Deutschland trägt zu diesen Müllmengen bei, indem jährlich allein 37 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik pro Einwohner anfallen und zunehmend Produkte aus Einwegplastik verwendet werden. Ein Teil des Verpackungsmülls kann entweder direkt in Deutschland durch Littering oder auch durch Müllexporte über Umwege in die Umwelt gelangen. Der Schutz der Meere beginnt also bereits an Land, indem Müll und Einwegplastik reduziert werden und nichts unachtsam weggeworfen wird.
Fragen und Antworten zum Müll im Meer
Die Quellen und Wege des Plastiks sind vielseitig: Auf hoher See tragen Offshore-Anlagen, Fischerei und Schifffahrt zur Vermüllung bei. Weltweit betrachtet stammen jedoch 80 Prozent des Plastiks im Meer aus landbasierten Quellen, wie Plastikmüll durch Tourismus, aus der Industrie, von Mülldeponien oder aus Städten und vom Land. Denn oftmals wird der langlebige Abfall sorglos in der Umwelt entsorgt oder durch Wind und Wetter in die Flüsse geweht und von dort bis in die Meere weitergetragen. Am Strand und in Küstennähe gelangt er sogar direkt in die Meere.
Obwohl Plastik erst seit den 1950er Jahren industriell hergestellt wird, geht man davon aus, dass inzwischen 86 bis 150 Millionen Tonnen Plastik in den Meeren zu finden sind. In jedem Jahr kommen um die 10 Millionen Tonnen Plastik alleine von Land dazu. Das entspricht weltweit pro Minute etwa einer Ladung eines Müllautos.
Während uns etwa 15 Prozent des Mülls wieder an den Stränden begegnet, sinkt der Großteil der Müllteile mit 70 Prozent auf den Meeresboden oder verteilt sich in der Wassersäule. Die übrigen 15 Prozent treiben an der Wasseroberfläche. Mit den weltweiten Meeresströmungen gelangt das Plastik bis in die Polarregionen und die Tiefsee.
An bestimmten Stellen in den Ozeanen sammelt sich der Plastikmüll mit der Strömung vermehrt an und bildet sogenannte Müllstrudel. In diesen Strudeln können in der Wassersäule und an der Oberfläche nach Hochrechnungen sechsmal mehr Plastikteile als Planktonorganismen schwimmen. Das Bild eines Müllteppichs allein an der Wasseroberfläche ist in diesen Bereichen jedoch irreführend, es handelt sich eher um eine noch weitreichendere "Plastiksuppe".
Problematisch wird der Plastikmüll dadurch, dass die Kunststoffe sehr langlebig sind. Auch nach 300 bis 450 Jahren im Wasser sind sie dort noch zu finden, obwohl besonders die Einwegprodukte nur einmal und meist besonders kurz genutzt werden. Am Ende verschwindet der Plastikmüll auch nach 450 Jahren nicht komplett, sondern zerfällt mit der Zeit in immer kleinere Teile zu Mikroplastik.
Die Auswirkungen auf die Ökosysteme an den Küsten, im offenen Meer und am Meeresboden sind immens. Mehr als 3.500 Tier- und Pflanzenarten sind von Meeresmüll betroffen und beeinträchtigt. Weltweit sterben jährlich eine Million Vögel und rund 100.000 Meeressäuger wie Wale und Robben daran. Die Tiere verheddern sich im Plastikmüll oder verwechseln die Plastikteile im Meer mit Nahrung. Die Folgen sind Verletzungen, Strangulationen und plastikgefüllte Mägen. Am Ende verhungern die Tiere mit einem Magen voll mit Plastik.
Ein Beispiel für diese grauenvollen Folgen ist der Eissturmvogel. Er verdeutlicht das Müllproblem in der Nordsee und dem Nordatlantik.
Laut einer OSPAR-Studie in der Nordsee und dem Nordatlantik haben aktuell 97 Prozent der tot gefundenen Eissturmvögel (Fulmarus glacialis) Plastikmüll in ihren Mägen. Im Durchschnitt waren es 33 Partikel pro Vogel mit einem Gewichtsanteil von etwa 0,31 Gramm.
Aktiv werden
Der BUND aktiv gegen Plastik im Meer
Das BUND-Meeresschutzbüro bekämpft die Vermüllung unserer Meere und Küsten auf vielfältige Weise. Auf politischer Ebene - regional, bundesweit und international - nehmen wir mit unseren Partner*innen und Netzwerken die Regierungen und Industrie stärker in Verantwortung und setzen wichtige Impulse.
Durch Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen möchten wir ein größeres Bewusstsein schaffen. Zum Beispiel machen wir mit großen Strandmüllsammelaktionen das Maß der Verschmutzung sicht- und greifbarer. Doch der Schwerpunkt unserer Arbeit zu Plastikmüll liegt darin zu zeigen, wie man Plastik vermeiden kann und der Müll so gar nicht erst entsteht, damit er auch nicht in die Meere gelangen kann.
Auch auf Länderebene arbeiten die jeweiligen BUND Landesverbände mit vielfältigen Projekten zum Thema Meeresmüll. Nähere Infos gibt es hier für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
International aktiv gegen Meeresmüll
Auch über die deutschen Küsten hinaus ist das BUND-Meeresschutzbüro aktiv gegen Meeresmüll und setzt sich über seine Arbeit in den europäischen Dachverbänden Seas at Risk (zum EU-weiten Meeresschutz) und Coalition Clean Baltic (zum Schutz der Ostsee) auch international für saubere Meere ein. Darüber hinaus ist der BUND auch in der weltweiten Bewegung "Breakfreefromplastic" aktiv.
Ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit waren die Aktivitäten im Herbst 2018 vor der Abstimmung der EU-Einwegplastik-Richtlinie im europäischen Parlament. NGOs aus ganz Europa trafen sich in Brüssel und setzten sich in Gesprächen mit Europaabgeordneten für eine starke Richtlinie ein. Die Richtlinie wurde verabschiedet und ist nun in großen Teilen bereits in nationales Recht umgesetzt. Der BUND sieht jedoch noch weiteren Handlungsbedarf, um Meere und Ressourcen effektiv zu schützen und setzt sich weiterhin für saubere Meere ein.
Publikationen zum Thema
Hintergründe zum Thema
- Mikroplastik – was ist das?
- Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie: EU-weiter Meeresschutz
- Achtung Plastik! Müll und Gift sind eine Gefahr für die Umwelt
- Schadstoffe in Plastik: Welche Stoffe eine Gefahr darstellen
- Fragen und Antworten zu Mikroplastik und anderen Kunststoffen
- Strandaktionen: Der BUND säubert unsere Strände
- Tour de Meeresmüll