Die Verschmutzung von Gewässern und Meeren mit Plastik-Pellets ist ein gravierendes ökologisches und gesundheitliches Problem. Jedes Jahr gelangen alleine in Deutschland etwa 15.000 Tonnen des Kunststoffgranulats in die Umwelt. Das sind etwa 750 Milliarden einzelne Pellets, schätzt eine Studie des Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT.
Nicht nur ein Problem der Meere
Diese Mengen werden nicht nur an Küsten weltweit gefunden, sondern verschmutzen auch Flüsse und das Inland enorm. Besonders in städtischen Gebieten mit großer Industrieansiedlung konnten bereits verschiedene Wissenschaftsprojekte, wie das Citizen-Science-Projekt Plastikpiraten, größere Mengen von Plastik-Pellets in den untersuchten Flüssen und Ufern nachweisen.
Deutschlands besondere Rolle
Deutschland ist aber auch international maßgeblich an dem Handel und Umschlag von Plastik-Pellets beteiligt, denn am Handelswert bemessen zählte Deutschland 2021 sowohl zu den größten Importeuren als auch Exporteuren von Primärkunststoffen (Plastik-Pellets) weltweit.
Lösungen liegen eigentlich auf der Hand
Wir möchten Aufmerksamkeit für diese Problematik schaffen, sodass Druck auf die EU- und Bundesregierung entsteht, effektive Maßnahmen zur Verhinderung von Plastik-Pellet-Verlusten umzusetzen. Denn ihr Eintrag in die Umwelt lässt sich, im Gegensatz zu Mikroplastik von Reifenabrieb oder von Lacken, durch simple und kostengünstige Maßnahmen verhindern.
Der BUND fordert
- Verbindliche Kontrollen, Zertifizierung und Sensibilisierungsmaßnahmen von allen Betrieben, die mit Plastik-Pellets handeln. Es darf keine Mengenschwelle geben, unter der sich Betriebe nicht zertifizieren lassen müssen und nur eingeschränkt Maßnahmen umgesetzt werden.
- Verpflichtende Meldung aller Verluste von Plastik-Pellets und Übernahme der Reinigung bzw. Bergung der Plastik-Pellets durch Verantwortliche.
- Ausweiten aller Maßnahmen auf den maritimen Transport. Unfälle mit Verlusten von Containern auf See zeigen immer wieder, wie schnell sehr große Mengen der Plastik-Pellets ins Meer gelangen können.
Ende 2023 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Verordnung zur „Vermeidung der Freisetzung von Kunststoffgranulat zur Verringerung der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik“ vorgelegt. Zurzeit befindet sich der Vorschlag der Kommission in der Abstimmung im Rat der Europäischen Union. Mit einer Entscheidung ist im März 2025 zu rechnen. Der derzeitige Verordnungstext hat allerdings Schwachstellen, die ausgebessert werden müssen.
In Verbänden wie „Exit Plastik“ und dem internationalen Zusammenschluss „Break Free from Plastic“ (BFFP) machen wir uns daher dafür stark, dass der Umgang und Handel mit Plastik-Pellets in der EU reguliert wird.
Fragen und Antworten zu Plastik-Pellets
Als Pellets wird das linsen- oder kornförmige Kunststoffgranulat in einer Größenordnung von 0,1 - 0,5 cm bezeichnet. Sie stellen in der EU nach Mikroplastik von Reifenabrieb und Abrieb von Farben und Lacken, die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Umwelt dar. Die Pellets werden mit verschiedenen Farben und Eigenschaften produziert, je nach Zusatz von Farbstoffen und anderen Additiven
Entlang der gesamten Plastiklieferkette, beispielsweise bei Verladung, Verarbeitung und Transport gelangen Pellets unbeabsichtigt in die Umwelt. Dabei kommt es zu akuten Verlusten direkt ins Meer, wie 2023 bei einem Unfall eines Containerschiffs, bei dem ca. 1000 25 kg-Säcke Plastik-Pellets vor der galizischen Küste über Bord gegangen sind. Aber auch langfristig gelangen große Mengen an Plastik-Pellets aus Industrieanlagen zum Teil unbemerkt in die Umwelt. Mit Wind und Wetter wird das Kunststoffgranulat dann über die Flüsse an Ufer getragen und bis in die Meere getrieben.
Wie alle Formen von Mikroplastik sind auch Plastik-Pellets langlebig: Sie zersetzen sich im Wasser zu Nanoplastik, das nicht mehr aus der Umwelt entfernt werden kann. Deshalb muss der Verschmutzung an der Quelle entgegnet werden, bevor die Plastik-Pellets überhaupt in die Umwelt gelangen können.
Denn sind die Plastik-Pellets erstmal in den Gewässern und im Meer, funktioniert das kleine Granulat gleichzeitig als Schadstoffquelle und Schadstoffmagnet: Gesundheitsschädliche Additive (BPA, Phtalate etc.), die dem Plastik zugesetzt sind, werden ins Wasser ausgewaschen und gleichzeitig sammeln sich an der verhältnismäßig großen Oberfläche des Kunststoffes Giftstoffe, Pathogene und Bakterien aus dem Wasser.
Fressen Tiere die Pellets, nehmen sie die Schadstoffe mit auf, sodass sich neben dem Mikroplastik selbst auch eine Vielzahl an Schadstoffen im Nahrungsnetz und am Ende auch im Menschen akkumulieren.
Jetzt bei der Jagd auf Plastik-Pellets mitmachen!
Daten zu der Pellet-Verschmutzung in Deutschland und weltweit sind für diese Arbeit sehr wichtig. Daher hat der BUND in kleineren Aktionen sogenannte „Nurdle Hunts“ gemacht. Dabei suchen wir gezielt nach dem kleinen Plastikgranulat an Stränden, Ufern oder Spülsäumen und melden die Funde auf der Webseite der „Great Global Nurdle Hunt“. Auf einer Karte lässt sich dann unter anderem erkennen, dass die Verschmutzung mit den Plastik-Pellets beinahe überall vorkommt. Bei dieser Datensammlung kann jede*r Einzelne teilnehmen und selbst auf die Suche nach Plastik-Pellets gehen.