Entlang des ehemaligen Todesstreifens an der innerdeutschen Grenze wächst seit über 30 Jahren der größte Biotopverbund Deutschlands.
Der BUND entwickelt diese Lebenslinie auf 1.400 Kilometern Länge stetig weiter – als wertvollen Lebensraum für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten und als einmalige Erinnerungslandschaft.
Quervernetzung für die Artenvielfalt
Um die Artenvielfalt zu retten, müssen Lebenslinien immer mehr zu Lebensnetzen wachsen. Das Grüne Band dient als zentrale innerdeutsche Achse, von der aus dieses Netz geknüpft wird.
Dafür schafft der BUND im Rahmen des Bundesprogrammes Biologische Vielfalt Querverbindungen zu weiteren naturnahen Gebieten beiderseits des Grünen Bandes. Das Grüne Band als Rückgrat der Vielfalt erhält so sozusagen "Rippen", aus der Linie wird ein Netz.
So können sich etwa Wildbienen, Vögel wie das Braunkehlchen und diverse Orchideen ausbreiten und neue Refugien finden. Dazu will der BUND in fünf Regionen Korridore schaffen und langfristig erhalten. Sie reichen von Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt und Thüringen bis an die bayerisch-tschechische Grenze. Zugutekommen werden sie vorwiegend seltenen und gefährdeten Lebensräumen wie Niedermooren, Bergwiesen oder Blühflächen auf Grünland.
Der BUND schafft neue Biotope
Konkret will der BUND in fünf Vernetzungsgebieten beispielhaft und mit verschiedenen Ansätzen erproben, wie er bestehende landschaftliche Elemente für einen Biotopverbund entwickeln und dauerhaft erhalten kann. Dafür arbeitet der BUND zusammen mit Landwirt*innen, Landschaftspflegeverbänden, Schutzgebietsverwaltungen, Behörden und Gemeinden.
Neue Biotope sollen besonders für Insekten entstehen. Hierfür werden etwa wertvolle Strukturelemente wie Teiche, Steinriegel oder Hecken angelegt. Wo naturschutzfachlich notwendig, möchte der BUND wichtige Flächen auch erwerben. Weiterhin ist ein Ziel des Projekts, die Bedeutung von Lebensraumnetzen weiter bekannt zu machen, Akzeptanz für sie zu schaffen und ihre Vielfalt für Menschen erlebbar zu machen.
Die fünf Vernetzungsgebiete sind:
Die Delvenau ist ein Nebenfluss der Elbe. In diese kann sie aber nicht frei fließend münden, sondern ist durch zwei Schleusen reguliert. Nun aber soll der rund 50 Kilometer lange Fluss in seinem Mündungsbereich wieder durchgängig werden für Fische und Co. Auch seine Auen sollen wieder regelmäßig unter Wasser stehen und sich somit zu artenreichen Lebensräumen entwickeln. In den umliegenden Niedermooren möchte der BUND die Freisetzung des klimaschädlichen CO2 stoppen und die Regeneration des Moores ermöglichen. Neben Amphibien, Fischen und Vögeln profitiert davon auch der Klimaschutz, denn der Torf eines intakten Moores speichert große Mengen an Kohlenstoff.
Die Niederung ist Teil eines bundesweit bedeutenden Biotopverbunds für Feuchtgebiete. Diese Lebensräume aber sind auf beiden Seiten des Grünen Bandes stark bedroht, denn die Nutzung der Flächen wurde in den vergangenen Jahrzenten stark intensiviert. Das Grüne Band als Linie reicht hier nicht aus, um die Funktion dieser Feuchtgebietsachse zu erhalten. Daher werden wir verschiedene, an das Grüne Band angrenzende Feuchtlebensräume wiederherstellen, so dass sich typische Libellen, Schmetterlinge, Amphibien und Vögel aber auch Fischotter und Biber halten bzw. weiter ausbreiten können.
Das Grünland in den typischen, engen Bachtälern birgt viele wertvolle Biotope wie Bergwiesen, Borstgrasrasen, feuchte Hochstaudenfluren und Zwergstrauchheiden. Diese sollen im Rahmen des Projektes erhalten bzw. wiederhergestellt und mit dem Grünen Band vernetzt werden. So entstehen neue Lebensräume und Korridore für Arten, die das Offenland lieben, etwa Schmetterlinge, Libellen oder Heuschrecken.
Das Gebiet ist durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Vor allem wird hier Mais als Energiepflanze angebaut. Das Projekt will in Kooperation mit den Landwirt*innen vor Ort auf einem Teil der Äcker Blühflächen anlegen und somit eine Vernetzungsstruktur v.a. für Wildbienen und Vögel schaffen. Die Biomasse der dafür verwendeten, fünf- bis achtjährigen Wildpflanzenmischungen kann dann ebenfalls zur Energiegewinnung genutzt werden.
In dieser grenzüberschreitenden und historischen Kulturlandschaft findet sich eine Vielfalt an Lebensräumen, wie etwa die so genannten "Waldhufen". Das dort noch vorhandene, einzigartige Mosaik aus artenreichen Bergwiesen, Borstgrasrasen, Mooren, Trockenheiden und Hecken will der BUND erhalten und weiterentwickeln. Dazu soll ein langfristiges Gebietsmanagement etabliert werden, das sich an den traditionellen Landnutzungsformen orientiert. Wie die wertvollen Offenlandstrukturen auch grenzübergreifend bewahrt werden können, will der BUND mit tschechischen Naturschützer*innen diskutieren.
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