1975: Gründung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Im Mai 1975 trifft sich Hubert Weinzierl, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e. V., mit vertrauten Mitstreitern, um die Gründung eines Bundesverbandes vorzubereiten. Am 20. Juli 1975 wird der BUND in Marktheidenfeld bei Würzburg gegründet. Zunächst hat er den Namen „Bund Natur und Umweltschutz Deutschland e. V“ und wird entsprechend mit „BNUD“ abgekürzt.
Die erste Versammlung des BNUD in Frankfurt wählte am 4.11.1975 Herbert Gruhl zum Vorsitzenden. Gruhl war Bundestagsabgeordneter und umweltpolitischer Sprecher der CDU/CSU Fraktion im Bonner Parlament. Mit seinem kapitalismuskritischen Buch „Ein Planet wird geplündert“ hat er gerade einen Beststeller veröffentlicht.
1976: Eröffnung der ersten Bundesgeschäftsstelle
Der BUND eröffnet am 13.1.1976 die erste Bundesgeschäftsstelle in Bonn. Das Kapital dafür gibt der Landesverband Baden-Württemberg.
Der BUND organisiert zusammen mit dem Deutschen Bund für Vogelschutz e.V. und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. einer der größten und bis dato erfolgreichsten Vogelschutzkampagnen in Deutschland. Das Motto lautet: „Rettet die Vögel – wir brauchen sie.“
Der „Bund Natur und Umweltschutz Deutschland e.V.“ (BNUD) wird in „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUND) umbenannt.
1977: Gerhard Thielcke wird neuer BUND-Vorsitzender
Gerhard Thielcke löst in einer Kampfabstimmung Herbert Gruhl als Vorsitzenden ab. Dieser tritt unter Protest aus dem BUND aus. Thielcke ist bis 1983 Vorsitzender des BUND.
Der BUND hat nun 2006 Mitglieder. Die Verbandszeitschrift „Natur und Umwelt“ erscheint bundesweit einheitlich als Mantelausgabe mit Schwerpunktthema aus je einer Region.
1978: Naturschutzpreis wird vergeben
Der BUND vergibt zum ersten Mal den Naturschutzpreis. Ausgezeichnet werden die Umweltaktivistin Ingeborg Haeckel, die im Murnauer Moos Grundstücke ankauft, und der Umweltschützer Franz Weber, der im schweizerischen Engadin Land ankauft und damit den Straßenbau verzögert.
1979: Grundsatzprogramm zur Agrarpolitik
Der BUND veröffentlicht das „Grundsatzprogramm des BUND zur Agrarpolitik“. Erarbeitet haben es Arbeitskreise aus BUND-Fachleuten. Es erfährt eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit.
1981: Friedenspolitik
Friedens- und Umweltbewegung sind in den 1970er und 1980er Jahren eng verflochten. Entsprechend formuliert der BUND Anfang der 1980er Jahre eine eigene Position zu friedenspolitischen Themen.
1982: Über 10.000 Mitglieder
Der BUND knackt die 10.000-Marke: Jetzt hat er bundesweit 10.148 Mitglieder.
1983: Hubert Weinzierl wird neuer BUND-Vorsitzender
Hubert Weinzierl löst Gerhard Thielke als Vorsitzender des BUND ab. Als langjähriger Vorsitzender des BUND, des BUND Naturschutz in Bayern (BN), als Präsident der Deutschen Bundestiftung Umwelt und Präsident des Deutschen Naturschutzrings nimmt er auf höchster politischer Ebene Einfluss auf die Umweltpolitik.
BUND und BN organisieren in Bayern die erste Großdemonstration gegen das Waldsterben. Der BUND veröffentlicht ein Bodenschutzprogramm mit dem Titel „Wir leben von dreißig Zentimetern“.
Prof. Gerhard Kneitz, Professor für Zoologie mit dem Schwerpunkt Ökologie und Umwelt an der Universität Bonn, wird Vorsitzender des wichtigen Wissenschaftlichen Beirats des BUND und behält dieses Amt 24 Jahre lang. Der Beirat leistet Grundlegendes für den BUND. Hier werden wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zu entsprechenden Positionen zusammengeführt und formuliert. Die Arbeitskreise befassen sich in den 1980er Jahren mit den Themen Abfallwirtschaft, Arten- und Biotopschutz, Energie, Mittlerer Technologie, Gesundheit, Finanzen und Steuern, Forstwirtschaft, Immissionsschutz, Landwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz, ökologische Grundlagen und Forschung, Rechtsfragen, Toxikologie, Umwelterziehung, Verkehr, Wasserwirtschaft und Wirtschaftsfragen. Mitglieder können sich hier mit ihren Kompetenzen einbringen.
1984: Gründung der BUNDjugend
Die BUNDjugend wird gegründet.
Der BUND veröffentlicht ein „Agrarpolitisches Grundsatzprogramm“. Eine Forderung ist die Förderung des alternativen Landbaus.
1985: Luftballons über die innerdeutsche Grenze
Die BUNDjugend lässt Luftballons über die innerdeutsche Mauer fliegen, um darauf hinzuweisen, dass Umweltprobleme keine Grenzen kennen.
1986: Gründung der „Alternativen Strahlenkommission“
Als Reaktion auf den Super-GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl gründet der BUND eine „alternative Strahlenkommission“ aus angesehenen Fachleuten. Die Öffentlichkeit misstraut den Angaben der Verwaltung über die Strahlungen. Entsprechend wird die „alternative Strahlenkommission“ schnell als Beratungsstelle angesehen.
1987: Acid Rain Week
Die BUNDjugend macht mit der „International Acid Rain Week“ auf das Problem des Waldsterbens aufmerksam.
1988: Veröffentlichung eines Grundsatzprogramms
Der BUND veröffentlicht ein Grundsatzprogramm. Bis Ende der 1980er Jahre hatte sich der BUND als Natur- und Umweltverband mehr oder minder alle wichtigen Umweltthemen erschlossen. Während er auf aktuelle Entwicklungen reagierte, hatten insbesondere seine Arbeitskreise fundierte Positionen erarbeitet. Dementsprechend war es an der Zeit, diese zusammenzufassen. Das Grundsatzprogramm zeigt umweltpolitische Alternativen zu bestehenden Strukturen und Gesetzen auf und bietet Arbeitshilfen an.
1989: Gründung des Grünen Bands
Im Dezember 1989 entsteht auf dem ersten gemeinsamen deutsch-deutschen Naturschützer*innentreffen nach dem Zweiten Weltkrieg die Vision, aus dem Todesstreifen der innerdeutschen Grenze das Grüne Band Deutschland zu schaffen. Das Grüne Band Deutschland ist heute ein 1393 Kilometer langer Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Während das Grenzregime der DDR die Ausreise von DDR-Bürger*innen verhinderte und sie bei der Flucht verfolgte und ermordete, hatte sich während der Sperrung der Gebiete eine einzigartige Flora und Fauna angesiedelt. Das Grüne Band verbindet heute Lebensräume von nationaler und internationaler Bedeutung und umfasst zahlreiche Naturschutz- und Natura-2000-Gebiete.
Der BUND tritt dem internationalen Dachverband „Friends of the Earth“ bei. In einer globalisierten Welt wird ein internationaler Partner gebraucht, um politisch Einfluss zu nehmen.
Der BUND hat nun über 50.000 Mitglieder und verfügt über knapp vier Millionen D-Mark Jahresbudget.
1990: Gründung von Ost-Landesverbänden
Der Vorstand des BUND beschließt, dass BUND-Gruppen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gegründet werden, falls die Initiative von Ostdeutschen kommt. Man wollte den neuen Mitbürger*innen kein „Westsystem“ überstülpen. 1990 hatte der BUND in Sachsen 49 Mitglieder, in Sachsen-Anhalt 34, in Thüringen 195, in Mecklenburg-Vorpommern 101, in Brandenburg 44 und in Berlin 1482 Mitglieder.
1991: Das Gremium des Verbandsrats wird geschaffen
Die Etablierung der ostdeutschen Landesverbände führt dazu, dass neu über die innerverbandlichen Strukturen nachgedacht wird. 1991 wird eine größere Satzungsänderung umgesetzt. Dabei wird ein neues Gremium geschaffen: der Verbandsrat. Das Gremium erhält nach der Delegiertenversammlung die höchste Machtfülle. Der Verbandsrat setzt sich damals aus je einer Vertreter*in jedes Landesverbandes, der BUNDjugend-Leitung, des Bundesvorstands, den Geschäftsführer*innen der Landesverbände und der Bundesgeschäftsführung zusammen. Seine Aufgaben bestehen bis heute in der Vermittlung zwischen dem Bundesverband und den Landesverbänden.
Der BUND startet seine Kampagne „Rettet die Elbe“. Dabei soll die Qualität des Wassers so gehoben werden, dass der Fluss seine ökologischen Funktionen wieder erfüllen kann, die Biodiversität wieder ansteigt und Lachse als Indikatorart wieder in der Elbe leben können.
Der BUND beschließt, ein Büro in Brüssel zu eröffnen.
Der BUND führte die gendergerechte Sprache ein.
1992: Naturschätze in Ostdeutschland
Der BUND fordert in einer umfangreichen Resolution für Ostdeutschland, dass die dortigen Naturschätze als „unberührbar“ gelten sollten – vor allem Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturschutzgebiete. Entscheidungen über Verkehrsbauten in diesen Bereichen sollten rückgängig gemacht werden.
1993: Burg Lenzen
Dem BUND-Landesverband Niedersachsen wird Burg Lenzen von einer Privatperson geschenkt. Die Burg soll im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes erhalten bleiben und genutzt werden. Burg Lenzen ist heute ein europäisches Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und die Besucherinformation des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.
Die Zeitschrift Natur & Umwelt wird neu konzeptioniert. Ab jetzt erscheint eine bundesweit einheitliche Ausgabe mit acht bis zwölf Seiten, orientiert an Regionalberichten mit bundesweiter Bedeutung.
1995: Bodenschutz-Kampagne
Der BUND führt eine Bodenschutz-Kampagne durch. Hubert Weinzierl gibt den Startschuss, indem er das Pflaster eines Schulhofs anlässlich der Bundesdelegiertenversammlung in Marktheidenfeld zusammen mit dem Landrat symbolisch aufreißt und eine Linde pflanzt.
1996: Studie der BUNDjugend
Die BUNDjugend untersucht in einer Studie Umweltängste von Jugendlichen in den Ost-Bundesländern.
1997: Solidaritätsfonds für ostdeutsche BUND-Landesverbände
Die ostdeutschen Verbände waren mitgliederschwach geblieben. Sie finanzierten sich vor allem über Drittmittel, Landesmittel und Zuschüsse des BUND. Der BUND reagiert mit einem Solidaritätsfonds.
Das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“, für das sich der BUND seit Beginn der 1990er Jahre einsetzt, wird von der UNESCO anerkannt. Es hat heute eine Fläche von 3430 Quadratkilometern und umfasst etwa 400 Kilometer des Flussverlaufes.
1998: Angelika Zahrnt wird neue BUND-Vorsitzende
Angelika Zahrnt, seit 1990 stellvertretende Vorsitzende, wird zur neuen BUND-Vorsitzenden gewählt. In Kooperation mit MISEREOR und dem Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie erarbeitet sie die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland – ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“ (1996). Darin kritisieren die Autor*innen die Wachstumspolitik und zeigen, was Zukunftsfähigkeit für ein Industrieland wie Deutschland bedeutet und wie eine weltweit nachhaltige Entwicklung aussehen könnte. Das Buch ist Grundlage für die neu entstehende Nachhaltigkeitsdebatte und viele lokale Agenda21-Prozesse und Nachhaltigkeitsstrategien. Sie wird vom Spiegel als „Grüne Bibel für das 21. Jahrhundert “ bezeichnet.
2008 erscheint in Zusammenarbeit mit Brot für die Welt und dem Wuppertal-Institut die zweite Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“. Die Studien sind bis heute in der Diskussion relevant, insbesondere in der Auseinandersetzung um Wachstum und Postwachstum und Lebensstile/Suffizienz.
2001: Widerstand gegen AKW Mühlheim-Kärlich erfolgreich
Der Widerstand des BUND und des BUND-Landesverbands Rheinland-Pfalz gegen das Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich ist erfolgreich: Der Betreiber RWE gibt auf; das Atomkraftwerk wird endgültig stillgelegt. Bereits 1988, nach nur rund einem Jahr Leistungsbetrieb, wurde das AKW schon abgeschaltet.
Die Geschäftsstelle des BUND wird nach Berlin verlegt.
2003: Gentechnikfreie Regionen
Der BUND initiiert die Aktion „Faire Nachbarschaft – Gentechnikfreie Regionen“.
2004: Rettungsnetz für Wildkatze
Die BUND-Landesverbände Thüringen, Hessen und Bayern gründen gemeinsam ein Rettungsnetz für die Wildkatze. Es sollen naturnahe und gut vernetzte Wälder als Lebensräume für Wildkatzen geschaffen werden. 2006 wird ein erster Wildkatzen-Korridor zwischen dem Nationalpark Hainich, in dem es die Tiere bereits gibt, und dem Thüringer Wald vom BUND vorbereitet.
2007: Hubert Weiger wird neuer BUND-Vorsitzender
Angela Zahrnt tritt nicht mehr für das Amt der BUND-Vorsitzenden an. Als ihr Nachfolger wird der Forstwirt Hubert Weiger gewählt. Weiger ist Gründungsmitglied des BUND und seit 2002 Vorsitzender des BN. Er bleibt bis 2019 Vorsitzender.
2009: Wir haben es satt!
Der BUND organisiert die erste „Wir-haben-es-satt!“-Demo in Berlin. Träger ist ein Agrarbündnis, das 5.000 Demonstrant*innen mobilisiert.
2013: Konferenz „Vermüllung der Meere“
Der BUND versammelt im April 2013 auf der Konferenz „Vermüllung der Meere“ die internationale Fachwelt zu diesem Thema in Berlin.
2014: Energiewende retten
Der BUND und andere Umweltorganisationen organisieren bundesweite Demos: "Energiewende retten – Wind und Sonne statt Kohle, Fracking und Atom". Über 30.000 Menschen gehen bundesweit gegen ein Ausbremsen der Energiewende und für den schnellen Abschied von atomaren und fossilen Energieträgern auf die Straße.
2015: TTIP-Demo
Der BUND und andere Umweltverbände mobilisieren über 250.000 Menschen, die in Berlin gegen das TTIP-Abkommen demonstrieren. Die „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“, ein Freihandels-Abkommen zwischen der Europäischen Union und den USA, ist bis heute noch nicht in Kraft.
2016: Start der ToxFox-App
Der BUND startet die kostenfreie ToxFox-App. Alltagsprodukte wie Kosmetik, Spielzeug und Elektrogeräte können damit auf Schadstoffe überprüft werden. Inzwischen nutzen 3,5 Millionen Verbraucher*innen die App.
2017: 2.000 BUND-Gruppen
Der BUND hat deutschlandweit 2.000 lokale Gruppen, die sich vor ihrer Haustür für Umwelt- und Naturschutz einsetzen.
2018: Hambacher Wald
Der BUND organisiert die Proteste gegen die Abholzung des Hambacher Walds mit. Der BUND Nordrhein-Westfalen klagt gegen den Hauptbetriebsplan von RWE, um die Rodung des Hambacher Walds zu stoppen. Im Oktober 2018 gibt das Oberverwaltungsgericht dem BUND NRW Recht und entscheidet, dass vorerst nicht gerodet werden darf.
2019: Olaf Bandt wird neuer BUND-Vorsitzender
Olaf Bandt wird Vorsitzender des BUND und ist es bis heute. Sein Engagement beim BUND begann bereits 1992 als Campaigner für Abfallvermeidung.
2020: Gorleben kein Endlager
Das niedersächsische Gorleben wird von der Liste der Endlagerstätten für Atommüll gestrichen. Gemeinsam mit dem BUND Landesverband Niedersachsen und vielen anderen Umweltaktivisten hat der BUND dafür jahrelang gekämpft. Das Ende Gorlebens ist ein großer Erfolg der Anti-AKW-Bewegung und der wissenschaftlichen Arbeit des BUND.
2021: Bundesverfassungsgericht gibt BUND Recht: Grundrecht auf Klimaschutz
2018 reicht der BUND gemeinsam mit dem Solarenergie-Förderverein Deutschland eine Verfassungsbeschwerde für mehr Klimaschutz ein. Im Jahr 2021 urteilt das Bundesverfassungsgericht, dass der Staat die Pflicht hat, das Leben und die Gesundheit der Menschen vor den Gefahren des Klimawandels zu schützen. Damit hat erstmals eine Umweltklage vor dem Bundesverfassungsgericht Erfolg. Das Urteil hat auch politische Folgen: Die Bundesregierung muss handeln. Das Bundes-Klimaschutzgesetz wird im Sommer 2021 refomiert.
2023: AKWs werden abgeschaltet
Mit der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke ist der Atomausstieg in Deutschland vollzogen. Ein großer Erfolg der Anti-Atom-Bewegung, in der sich der BUND von Anfang an stark engagiert hat.
2024: Grünes Band wird als Welterbestätte vorgeschlagen
Deutschland schlägt das Grüne Band als Welterbestätte bei der UNESCO vor.
2025: 50jähriges Jubiläum
Der BUND feiert sein 50-jähriges Jubiläum mit mehr als 674.000 Unterstützer*innen und über 2.000 ehrenamtlichen BUND-Gruppen.