Wildbienen sind unverzichtbar für die Biodiversität. Sie bestäuben Pflanzen, deren Früchte und Samen Nahrung für viele Tiere sind. Auch für unsere Ernährung sind Wildbienen zentral: Sie bestäuben Obstbäume, Gemüse und sogar Kaffeesträucher. Je mehr Wildbienenarten es gibt, desto häufiger werden die Blüten besucht. Und je häufiger die Blüte bestäubt wird, umso größer und qualititiv hochwertiger wird die Frucht. Für eine reiche, gesunde Ernte sind Wildbienen also essentiell. Doch Wildbienen sind bedroht. Denn durch Monokulturen, Pestizide und zersiedelte Landschaften verlieren Wildbienen mehr und mehr ihren Lebensraum und Nahrungsangebot. Die gute Nachricht: Wer einen Garten oder Balkon hat, kann viel tun, um Bienen zu helfen. Das geht selbst auf kleinstem Raum. Wir zeigen, wie.
Wie kann ich Wildbienen im Garten ansiedeln?
Wenn Sie Wildbienen in Ihrem Garten ansiedeln möchten, lautet die wichtigste Regel: Gestalten Sie Ihren Garten mit einem vielfältigen Blühangebot und verzichten Sie auf Pestizide.
Grundlagen zum Ansiedeln von Wildbienen
Wildbienen brauchen einen strukturreichen Garten. Totholz-Ecken, markhaltige Pflanzenstängel oder besonnte Sandflächen sind Nistmöglichkeiten für Wildbienen. Heimische, ungefüllte Blühpflanzen, die ab dem Frühling bis in den Herbst blühen, sind ein gutes Nahrungsangebot für Wildbienen.
Welche Pflanzen sind für Wildbienen attraktiv?
Die Faustregel für bienenfreundliche Pflanzen lautet: Pflanzen Sie heimische, vielfältige Blühpflanzen. Wildbienen brauchen ab Frühjahr bis in den Herbst ein Nahrungsangebot. Wählen Sie also möglichst Pflanzen, die zeitversetzt blühen und Pflanzenarten mit vielen Blüten. Konventionelle Pflanzen aus Garten- oder Baumärkten sind leider oft mit Pestiziden belastet. Labels wie „bienenfreundlich“ können in die Irre führen. Achten Sie auf regionales Saatgut in Bio-Qualität oder auf Anbieter von Wildstauden. Wildbienen sind Spezialisten: Viele Arten ernähren sich nur von ganz bestimmten Pflanzen. Es gibt dennoch einige Allrounder-Pflanzen, von denen sehr viele Bienen-Arten profitieren, wie beispielsweise Löwenzahn, Schafgarbe, Glockenblumen, Flockenblumen, Natternkopf, Astern und ungefüllte Wildrosen. Hier finden Sie Listen, welche einjährigen und mehrjährigen Pflanzen Wildbienen anlocken und welche Gehölze, Kletterpflanzen und Kräuter sich eignen. Im BUNDladen können sie heimische Wildblumen-Samen bestellen, die garantiert bienenfreundlich sind.
Tipps zur Gestaltung eines bienenfreundlichen Gartens
- Starten Sie mit Ihrem Rasen: Mähen Sie ihn so selten wie möglich oder lassen Sie das ganze Jahr über Teile des Rasens stehen. Ein Kräuterrasen mit Klee, Löwenzahn, Hahnenfuß, Gundermann, Ehrenpreis, Gänseblümchen und Schafgarbe ist Nahrungsquelle und Rückzugsort für Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge – und für Sie ein toller Anblick.
- Verzichten Sie auf Pestizide im Garten. Sie können die Orientierungsfähigkeit von Bienen und Hummeln beeinflussen und deren Immunsystem schwächen. Herbizide wie Glyphosat töten alle Blühpflanzen ab. Wildbienen haben dadurch zu wenig Pollen und Nektarquellen.
- Wildbienen brauchen Wasser. Damit stillen sie ihren Durst, ernähren ihre Brut und verwenden es zum Bau ihrer Niströhren. Stellen Sie an einer windgeschützten und sonnigen Stelle eine mit Wasser gefüllte Schale auf. In die Schale können Sie Steine, Korken oder Holzstücke legen. Das bietet den Bienen einen sicheren Landeplatz und schützt vor dem Ertrinken.
- Wer mehr Platz hat, kann einen kleinen Tümpel oder Teich anlegen, zum Beispiel mit in den Boden eingelassenen Tonnen oder Kübeln. Auf Fische sollte dabei verzichtet werden. Die fressen die Insektenlarven und verschlechtern gerade in kleineren Gewässern die Wasserqualität.
- Achten Sie auf heimische Pflanzen mit ungefüllten Blüten. Mehr zu bienenfreundlichen Pflanzen finden Sie hier.
- Wildbienen brauchen Nistmöglichkeiten. Mit sandigen, windgeschützten Flächen, Lehm-Abbruchkanten, Totholz oder markhaltigen Stängeln schaffen Sie Nistplätze in Ihrem Garten. Auch mit selbstgebauten Nisthilfen können Sie Wildbienen helfen. Bau-Anleitungen für Nisthilfen finden Sie hier.
Nisthilfen und Lebensräume für Wildbienen
Von den rund 560 Wildbienenarten in Deutschland nistet etwa ein Viertel oberirdisch. Einige Arten davon lassen sich mit selbstgebauten Nisthilfen in den eigenen Garten locken. Am einfachsten können Sie Nisthilfen aus unbehandeltem Holz, Pflanzenstängeln, Schilfhalmen oder Bambusröhrchen bauen. Die Röhren sollten mindestens zehn Zentimeter lang sein. Wichtig ist, dass Sie den Eingang abschleifen, damit die jungen Bienen ihre Flügel nicht verletzen. Wählen Sie einen sonnigen Platz, am besten Richtung Süd oder Südost. Bringen Sie die Nisthilfen fest, regen- und windgeschützt an, beispielsweise unter einem Dachüberstand an der Hauswand. Dann stehen die Chancen gut, dass Ihre Nisthilfe von April bis August schnell angenommen wird. Bau-Anleitungen für Nisthilfen finden Sie hier.
Wildbienen auf dem Balkon unterstützen
Auch auf kleinster Fläche können Sie etwas für Wildbienen tun. Vermeiden Sie die üblichen Balkonpflanzen, wie zum Beispiel Petunien und Geranien. Die sind zwar pflegeleicht und farbintensiv, aber für Insekten nahezu völlig uninteressant.
Tipps für den bienenfreundlichen Balkon
- Wählen Sie eine Mischung aus Wildblumen, die über einen möglichst langen Zeitraum Nahrung für Bienen bietet. Für den Balkonkasten eigenen sich Kornblumen, Ringelblumen, Glockenblumen, Mannstreu, Margeriten oder Wiesensalbei besonders gut.
- Lassen Sie Kräuter auf dem Balkon blühen. Das ist Futter für die Wildbiene. Kräuter wie breitblättriger Thymian, Borretsch, Oregano, Salbei, Basilikum und Lavendel ziehen Bienen an.
- Bienenfreundliche Kletterpflanzen, die gleichzeitig Sichtschutz bieten, sind beispielsweise das Waldgeißblatt, heimische Arten der Waldrebe (Clematis), Heckenrosen oder Efeu.
- Wer etwas mehr Platz auf Balkon oder Terrasse hat, kann auch Kleingehölze im Kübel aufstellen. Bienenfreundliche Kleingehölze sind neben zwergwüchsigen Obstbäumen oder Beerensträuchern zum Beispiel Färberginster, Rosmarinweide oder der Zwergschneeball.
- Stellen Sie eine kleine Schale mit Wasser auf und legen Sie Steine oder Holzstücke rein, damit die Bienen nicht ertrinken.
- Nisthilfen können auch auf dem Balkon angebracht werden. Wichtig ist, dass die Nisthilfen nicht auf dem Boden stehen. Sie sollten Wind- und regengeschützt angebracht werden. Die Öffnung sollte nach Süden oder Südost ausgerichtet sein. Anleitungen, wie Sie Nisthilfen ganz einfach selbst bauen, finden Sie hier.
Fazit
Schon mit kleinen Dingen können Sie Wildbienen in Ihrem Garten oder Balkon helfen. Das Schöne daran: Von den vielfältigen heimischen Pflanzen mit ihrer Farbenpracht profitieren nicht nur Wildbienen, sondern auch Sie. Mehr wilde Ecken im Garten machen Ihnen weniger Arbeit und sind Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für Wildbienen.
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