Wollbiene auf Löwenzahn

Wildbienen-Nisthilfen für einen bienenfreundlichen Garten oder Balkon

Wildbienen verlieren immer mehr von ihrem natürlichen Lebensraum. Wir zeigen, wie Sie mit Nisthilfen Wildbienen helfen können und zeigen Schritt für Schritt, wie Sie Nisthilfen selber bauen können.

Warum ist eine Nisthilfe wichtig?

Wildbiene im Erdloch Eine Wildbiene kriecht aus einem Erdloch.  (Bild: Melanie/Pixabay)

Wildbienen sind wichtige Bestäuber, doch über die Hälfte der 560 Arten sind bedroht. Wildbienen sind im Gegensatz zu den Honigbienen Einzelgänger und bilden keine Staaten. Die Wildbienenweibchen bauen ihre Nester alleine und versorgen auch die Brutzellen alleine. Durch die intensive Landwirtschaft verlieren Wildbienen immer mehr von ihrem natürlichen Lebensraum. Alte Bäume und Totholz, in denen Wildbienen gerne nisten, werden häufig schnell entfernt. In Siedlungsgebieten gibt es viele versiegelte Böden, in denen Wildbienen nicht mehr nisten können. Deswegen ist es vor allem dort sinnvoll, Nisthilfen für Bienen aufzustellen. Von Nisthilfen im Garten oder auf dem Balkon profitieren etwa 40 verschiedene Wildbienenarten. Wenn Sie vielfältige Nistmöglichkeiten anbieten, können sich verschiedene Arten in Ihrem Garten oder auf dem Balkon ansiedeln und für die Bestäubung Ihrer Pflanzen sorgen. Neben der Nisthilfe sollten Sie den Wildbienen auch bienenfreundliche Pflanzen anbieten, um sie anzulocken. Drei Viertel der Wildbienen nistet jedoch im Boden. Deshalb ist es zusätzlich zur Nisthilfe auch wichtig, offene Bodenstellen, Lehmhaufen oder Sandflächen im Garten zuzulassen oder bereitzustellen.

Was brauchen Wildbienen zum Nisten?

Totholz Totholz (Bild: Manfred-Antranias-Zimmer/Pixabay)

Ein Großteil der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten baut seine Nester in gegrabenen Gängen im Erdboden. Auch vorhandene Hohlräume in Totholz, hohle Pflanzenstängel oder Fels- und Mauerspalten werden von verschiedenen Arten zum Nestbau genutzt. Mit natürlichen Elementen im Garten, wie einem Holzstapel oder einer Trockenmauer und stehen gelassenem Totholz bieten Sie Bienen viele Brutgelegenheiten. Einige Arten bauen ihre Nester auch frei an Oberflächen.

Brutzellen: Herzsstück der Wildbienennester

Die Brutzellen sind das Herzstück der Wildbienennester. Je nach Art verwenden die Wildbienen dafür ganz unterschiedliche Baumaterialien: Erde, Lehm, Laub- oder Blütenblattstücke, Pflanzenwolle, Harz, zerkautes Blattmaterial, Mark- oder Holzpartikel. Viele Wildbienenarten imprägnieren ihre Brutzellen mit wasserabstoßenden Drüsensekreten, um sie vor eindringender Feuchtigkeit und gefährlichem Pilzbefall zu schützen. Für Wildbienenarten, die im Boden brüten, wie beispielsweise Sandbienen, Seidenbienen, Furchenbienen, Schmalbienen und Spiralhornbienen, sollten offene Bodenstellen ohne Bewuchs, Sandflächen oder Lehmhaufen in Ihrem Garten sein. Von der Larve bis zur ausgewachsenen Biene sind alle Wildbienen auf Blüten als Nahrungsquelle angewiesen. Oft finden Wildbienen in der Natur geeignete Futterpflanzen nicht in der Nähe ihrer Nisthöhlen und müssen daher weit fliegen. Bieten Sie den Wildbienen ein vielfältiges und reiches Nahrungsangebot und einen strukturreichen Lebensraum an.

Wie baue ich eine Nisthilfe?

Wildbiene an einem Insektenhaus Wildbiene an einem Insektenhaus  (Bild: Prill Mediendesign & Fotografie / pitopia.de)

Nisthilfen für Wildbienen lassen sich in unterschiedlichen Varianten und Größen bauen, sind an vielen Orten einsetzbar und werden von April bis August in der Regel sehr schnell angenommen. Am einfachsten lässt sich eine Bienen-Nisthilfe aus Holzstücken oder Blöcken (keine Scheiben), Pflanzenstängeln, Schilfhalmen oder Bambusröhrchen bauen. Mit aufwändigeren Beobachtungsnistkästen können Sie die Entwicklung vom Ei bis zur fertigen Biene beobachten. Wenn Sie einen Beobachtungsnistkasten selbst bauen, müssen Sie jedoch einiges beachten, damit er keine Todesfalle für Wildbienen wird. In Beobachtungsnistkästen mit Plexiglasröhrchen kann die Brut durch Sauerstoffmangel ersticken oder an Verpilzung durch Kondenswasserbildung sterben. Im Sommer kann schnell ein Hitzestau entstehen. Ministeilwände und Lehmwände bieten Arten, die in der Natur Abbruchkanten besiedeln, Ausweichquartiere. Je vielfältiger die Nisthilfen, desto mehr unterschiedliche Wildbienenarten finden Lebensraum.

Anleitung: Wildbienen Nisthilfen bauen

Für den Bau einer Wildbienen-Nisthilfe eignen sich Naturmaterialien. Je nach Nisthilfe brauchen Sie unterschiedliche Materialien.

Nisthilfe mit Pflanzenstängeln: So gehen Sie vor

  • Sammeln Sie hohle Pflanzenstängel: Das können Schilfhalme, Bambusstäbe oder getrocknete markhaltige Stängel von Brombeeren, Holunder oder Disteln sein. Wichtig ist, dass die Stängel an einer Seite verschlossen sind. Dies ist meist durch den Pflanzenknoten gegeben.
  • Kürzen Sie die Materialien mit der Gartenschere oder einer Säge (Bambus) auf eine Länge von zehn bis 20 Zentimeter.
  • Bündeln Sie die hohlen Stängel mit Draht.
  • Die markhaltigen Stängel sollten vertikal, leicht schräg angebracht werden, denn in der freien Natur suchen Wildbienen aufrechte, einzelnstehende Pflanzenstängel auf, in die sie selbst Gänge nagen können.
  • Die Löcher sollten glatt und nicht ausgefranst sein, damit sich die Wildbienen nicht an den scharfen Kanten verletzen.
Wildbienen-Nisthilfe aus Pflanzenstängeln Wildbienen-Nisthilfe aus Pflanzenstängeln  (Bild: Der Herr/Pixabay)

Nisthilfe mit Holz: So gehen Sie vor

Für hohlraumbewohnende Wildbienenarten wie die Mauerbiene eignen sich Nisthilfen aus Holz gut.  

  • Besorgen Sie Kantholz oder Holzstückeaus abgelagertem und unbehandeltem, einheimischem Hartholz (beispielsweise Eiche oder Obsthölzer).
  • Bohren Sie unterschiedlich große Löcher. Der Durchmesser sollte zwischen zwei bis zehn Millimeter sein und mindestens sechs bis zehn Zentimeter tief sein. Bohren Sie ins Längsholz, also so, als würde man in einem Stamm von der Seite ein Loch bohren. Denn bei Bohrungen ins Stirnholz entstehen oft Risse, in die Feuchtigkeit und Parasiten eindringen können. Außerdem fasert das Holz aus und die frisch geschlüpften Bienen verletzen sich ihre Flügel. 
  • Nutzen Sie die gesamte Bohrerlänge, aber achten Sie darauf, das Holz nicht zu durchbohren. Die Gänge sollten an der hinteren Seite verschlossen sein.
  • Lassen Sie zwischen den einzelnen Bohrungen einen Abstand von zwei Zentimetern. Am einfachsten ist es, wenn Sie hierfür einen Standbohrer verwenden. 
  • Schmirgeln Sie die Öffnungen zum Schluss sehr gut glatt, damit sich die Bienen nicht verletzen.
  • Bringen Sie aus Draht und Schrauben einen Haken an, so dass Sie die Nisthilfe befestigen können. Die Nisthilfen sollten nicht frei baumeln. 
  • Zusätzlich kann ein Drahtgitter vor der Nisthilfe angebracht werden, um Spechte vor dem Aufpicken der Brutzellen abzuhalten
Wildbienen-Nisthilfe aus Holz Wildbienen-Nisthilfe aus Holz  (Bild: Manfred Richter/Pixabay)

Nisthilfe aus Lehm und Stein: So gehen Sie vor

Das brauchen Sie: Natur- oder Backsteine, mageren Lehm. 

  • Heben Sie einen rund 20 bis 40 Zentimeter tiefen Graben aus. Füllen Sie Schotter ein, der lagenweise verdichtet wird. Das verhindert, dass Feuchtigkeit von unten aufsteigt.
  • Mauern Sie zunächst mehrere Lagen Backsteine (eventuell mit Lehm) auf. Verputzen Sie die Fugen mit Lehm. Die Lehmfugen sollten mindestens eine Breite von drei Zentimeter haben.

Wenn Sie nicht selbst bauen wollen, ist eine Trockenmauer eine gute Alternative. Dazu schichten Sie Natursteine aufeinander, so dass es möglichst wenig Zwischenräume gibt und die Steine gut verkeilt sind. Natursteinmauern bieten sich auch zur Abgrenzung von Höhenunterschieden im Garten, zur Begrenzung eines Steingartens oder eines Sandhochbeetes an.

Wildbienen Nisthilfe aus Lehm & Stein Wildbienen Nisthilfe aus Lehm & Stein  (Bild: Roswitha Casimir/Pixabay)

Mini-Steilwände bauen

Steilwände werden von einigen Arten als Nistplatz besucht. Dazu gehören die Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes), und einige Arten der Seidenbienen (Colletes) Schmalbienen (Lasioglossum) und Sandbienen (Andrena), die Schornsteinwespen (Odynerus) und andere. Für diese Arten können Sie eine Ministeilwand bauen.

Das brauchen Sie:

  • Einen Pflanzstein oder einen Holzkasten als Rahmen
  • Mageren Lehm oder Löß (zum Beispiel aus dem Naturbaustoffhandel)
  • Stöckchen oder Ähnliches zum Vorbohren von Löchern
  • Den getrockneten Lehm sollte man ohne Mühe mit dem Fingernagel einritzen können.
  • Lehmputz erhalten Sie in vielen alternativen Baustoffhandlungen
  • Wildbienen verwenden dieses Baumaterial gern zum Verschluss ihrer Niströhren

Standortwahl für die Nisthilfe

Das ist der perfekte Standort für Ihre Wildbienen-Nisthilfe:

  • Nisthilfen sollten an einem möglichst sonnigen Ort stehen (bevorzugte Himmelsrichtung Süd oder Südost).
  • Bringen Sie die Nisthilfen fest, regengeschützt und trocken an (zum Beispiel unter einem Dachüberstand an Hauswänden oder Schuppen).
  • Die Nisthilfe darf nicht zu nah am Boden sein, damit kein Schmutz hineingeweht wird.
  • Achten Sie darauf, dass keine Pflanzen die Nisthilfen überwuchern und die Eingänge versperren.
  • Hängen oder stellen Sie die Nisthilfen etwa waagerecht auf. Ausnahme: Markhaltige Stängel, die müssen senkrecht stehen.

Pflege und Wartung der Nisthilfe

Die gute Nachricht: Sie müssen die Wildbienennisthilfe nicht reinigen. Nach zwei bis drei Jahren sollten Sie die Nisthilfe erneuern, weil Risse entstehen können, an denen sich die Bienen verletzen können.

Arten von Wildbienen und ihre Nutzung der Nisthilfen

Gartenhummel Die Gartenhummel nistet in der Erde.  (Bild: Makrowilli)

Wildbienen nisten je nach Art und Verfügbarkeit von Nistmöglichkeiten unterschiedlich.  Einige Arten, wie die Holzbiene oder die Blattschneiderbienen, nagen sich ihre Brutgänge selber ins morsche Holz. Diesen Wildbienen können Sie Totholz anbieten, zum Beispiel abgestorbene Äste von Obstbäumen. Dieses Holz ist oft weicher. Keulhornbienen und Maskenbienen brüten in senkrecht stehenden verholzten Markstängeln. Hier nagen sie ihre Gänge rein. Achten Sie darauf, die Stängel nicht waagerecht anzubringen.

Einige Wildbienenarten, wie die Frühlings-Pelzbiene, nisten in selbst gegrabenen Gängen von sandigen Steilwänden. Für solche Bienen bietet sich magerer Lehm an, der einen hohen Anteil Sand enthält. In das weiche Substrat können sich die Wildbienen ihre Gänge selber graben. Wichtig bei Lehm ist, dass er nicht zu hart ist. Sie sollten hier keine vorgebohrten Löcher anbieten, sondern nur ein paar kurze Bohrungen zum Anlocken der Wildbienen.

Die rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) nimmt gern Nisthilfen an. Für sie können Sie in Holz, Bambusröhrchen oder Schilfhalme fünf bis sieben Millimeter breite Löcher bohren.  Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) nistet natürlicherweise in Mauerritzen, Löchern im Putz oder Vertiefungen in Steinen in Ritzen von Fensterrahmen. Auch sie besiedelt gern Nisthilfen. Auch hier können Sie in Holz oder Bambusrohr bohren, der bevorzugte Innendurchmesser ist hier bei acht bis 9 Millimeter.

Die Gartenhummel nistet in der Erde. Ein ausgewachsenes Volk besteht aus etwa 50 bis 100 Arbeiterinnen. Die nestsuchenden Königinnen können von März bis Mitte Mai beobachtet werden, die Arbeiterinnen von Anfang Mai bis Ende Juli, die Drohnen von Ende Juni bis Ende Juli.

Häufige Fragen zu Wildbienen-Nisthilfen

Wildbienennest Wildbienennest  (Bild: David Hablützel/Pixabay)

Wann schlüpfen Wildbienen im Insektenhotel?

Vom abgelegten Ei bis zur fertigen Wildbiene vergeht fast ein ganzes Jahr. Wenige Tage nach der Eiablage im (Früh-) Sommer schlüpfen zunächst kleine Larven. Diese machen sich etwa zwei bis vier Wochen lang über den eingelagerten Proviant her. Dabei häuten sie sich viermal. Wenn der Vorrat aufgezehrt ist, beginnen viele Wildbienenarten sich in einen schützenden Kokon einzuspinnen, den sie aus Sekreten einer speziellen Drüse herstellen. So eingesponnen fahren sie ihren Stoffwechsel drastisch nach unten und überdauern als Ruhelarven den Winter. Steigen die Temperaturen im Frühjahr wieder an, verpuppen sich die Larven. Nach zwei bis drei Wochen erfolgt die Verwandlung zum geflügelten Insekt und die jungen Wildbienen schlüpfen aus den Nestern. Dann sind sie etwa vier bis acht Wochen aktiv und fliegen umher, pflanzen sich fort und sterben. Wildbienen werden also ein Jahr alt.

Wie lang müssen die Röhren für Wildbienen sein?

Hohlraumbewohnende Arten, wie Mauerbienen, Scherenbienen oder Löcherbienen benötigen Durchmesser von zwei bis neun Millimeter. Die Stängel sollten zehn bis zwanzig Zentimeter lang sein.

Wann hängt man eine Nisthilfe auf?

Ende Februar ist der beste Zeitpunkt zum Aufstellen der Nisthilfe für Wildbienen. Die Wildbienen halten Winterruhe, im März schlüpft als erstes die Gehörnte Mauerbiene gefolgt von der Rostroten Mauerbiene. Später treffen weitere kleinere Wildbienenarten ein.

Mit einer Wildbienen-Nisthilfe zum Bienenhelfer werden!

Es ist also gar nicht so aufwendig, Wildbienen zu helfen. Nisthilfen lassen sich auch aus wenigen und einfachen Materialien herstellen. Und wer im Garten oder auf dem Balkon einfach mal ein paar abgeblühte Stängel stehen lässt und offene Bodenflächen so belässt, hilft den Wildbienen auch schon.

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