Küken mit Ei. Foto: erika8213 / Fotolia.com

Zweinutzungshuhn

Zweinutzungshühner sind Rassen, die zur Eier- und zur Fleischproduktion geeignet sind. Beide Geschlechter werden aufgezogen. Die weiblichen Tiere legen Eier, die männlichen Tiere werden zur Mast aufgezogen.

Was sind Zweinutzungshühner?

Zweinutzungshühnern sind Rassen, die zur Eier- und zur Fleischproduktion geeignet sind. Turbozucht auf reine „Legelinien“ oder „Masttiere“, wie sie bisher in den allermeisten Fällen vorkommt,  widerspricht dem Tierschutz und hat massive Probleme für Natur, Umwelt, Klima verursacht. Die Lösung: Das Zweinutzungshuhn. Die Leistungen der Zweinutzungsrassen sind weder bei den Mastzunahmen noch bei der Legeleistung so extrem wie bei ihren einseitigen Verwandten. Diese Hühner sind generell gesünder und brauchen weniger Medikamente. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Zweinutzungshühner entspannter zu halten sind. Auch mit einem unkupierten, also ungekürzten Schnabel, kommen sie besser zurecht. 

Kennzeichnung von Zweinutzungshühnern

Eier und Fleisch von Zweinutzungshühner ist bisher nicht staatlich gekennzeichnet. Es gibt jedoch das vertrauenswürdige Siegel der Ökologischen Tierzucht GmbH, die sich auf die Zucht solcher Tiere spezialisiert hat. Auch bei einzelnen Handelsketten gibt es erste Pilotprojekte, welche beispielsweise bei REWE mit dem Slogan „ZweierlEI“ vermarktet werden.

Herkömmliche Geflügelrassen

Zweinutzungshuhn Zweinutzungshuhn der Rasse "Coffee" auf einem Hof der Ökologischen Tierzucht.  (Bild: Ökologische Tierzucht)

Es gibt Geflügel, das besonders gut Fleisch ansetzt, und andere Rassen, die besonders viele Eier legen können: über 300 pro Jahr. Dies ist das Ergebnis einer seit Jahrzehnten auf Höchstleistung ausgerichteten Tierzucht. Dabei wurden die Legehennen-Linien so auf das Eierlegen gezüchtet, dass die Tiere kaum Fleisch ansetzen und damit die Mast der männlichen Küken für viele Betriebe unwirtschaftlich wird. Beides gleichzeitig, also extrem viele Eier legen und trotzdem extrem viel Fleisch ansetzen, geht wegen negativer genetischer Korrelation dieser beiden Merkmale nicht. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) wiegt ein Masthuhn nach 30 bis 35 Tagen etwa 2.100 Gramm und wird dann geschlachtet. Das Legehuhn bringt zu dem Zeitpunkt erst ein Gewicht von etwa 500 Gramm auf die Waage. Eine Mast dieser Küken ist deshalb für die Betriebe nicht wirtschaftlich.

Männliche Küken töten: Inzwischen verboten

Küken mit Ei. Foto: erika8213 / Fotolia.com Der BUND lehnt eine auf Höchstleistung getrimmte Tierzucht ab.  (erika8213 / Fotolia.com)

Deshalb wurden bis zum Jahr 2022 die männlichen Küken von sogenannten Legerassen unmittelbar nach dem Schlupf identifiziert und getötet. Allein in Deutschland gab es jährlich bis zu 45 Millionen „überzählige“ Tiere. EU-weit wurden über 280 Millionen Küken direkt nach dem Schlupf getötet. Sie wurden bei lebendigem Leib geschreddert oder vergast. Einige der getöteten männlichen Legehennen-Küken wurden auch an Reptilien oder andere Haus- und Zootiere verfüttert. Das Töten direkt nach dem Schlupf alleine auf Grund des Geschlechts ist inzwischen gesetzlich verboten. 

Sexing: Geschlechtsbestimmung im Ei

Der ehemalige Bundesagrarminister Schmidt wollte das Kükentöten bis Ende 2017 beenden und setzte voll und ganz auf die Geschlechtsbestimmung im Ei, auch "Sexing" genannt. Bei der Bestimmung wird das frisch befruchtete Ei dahingehend untersucht, ob daraus nach dem Brüten ein weibliches oder ein männliches Küken schlüpfen wird. Ergibt die Diagnose, dass das Küken männlich wird, wird das Ei nicht weiter ausgebrütet und sofort weggeworfen. Damit werden zwar keine lebenden Küken geschreddert oder vergast, doch es werden weiterhin 45 Millionen Eier entsorgt. Das sieht der BUND sehr kritisch.  Denn durch diesen technischen Ansatz wird die Systemfrage "Welche Art der Hühnerhaltung wollen wir?" umgangen. Eine auf Höchstleistung getrimmte Tierzucht wird weiter überzüchtete Legehennen hervorbringen, die am Ende ihrer viel zu kurzen Lebenszeit (ein bis maximal zwei Jahre) völlig ausgemergelt sind und ebenfalls geschlachtet werden. Einige werden zum Suppenhuhn, andere landen im Haustierfutter. Ungefähr ein Drittel aller Legehennen lebt in Megaställen mit über 100.000 Tieren.

Zweinutzungslinien müssen Standard werden

Zweinutzungshuhn "Silber" Zweinutzungshuhn "Silber" auf einem Hof der Ökologischen Tierzucht  (Bild: Ökologische Tierzucht)

Doch die Bundesregierung spielt hier auf Zeit. Statt mehr Forschungsgelder für die ökologische Tierzucht auf besonders robuste Zweinutzungsrassen bereit zu stellen, wird weiterhin einseitig auf eine bestimmte Extremleistung gezüchtet und auf technische Lösungen wie die Geschlechtsbestimmung im Ei gesetzt. Es braucht weniger Tiere und weniger Tierhaltung, dafür darf kein Tier „übrig“ sein und „entsorgt“ werden.

Das System Geflügelwirtschaft muss, ähnlich wie das System der Rinderhaltung, aus Sicht des BUND grundsätzlich auf Zweinutzungslinien umgestellt werden. Dazu muss die Bundesregierung Forschungs-, Beratungs- und Umbaufördermittel bereitstellen, beispielsweise im Rahmen der Agrarinvestitionsförderung der EU-Agrarpolitik.  

Bildergalerie: Zweinutzungshühner in der ökologischen Tierzucht

(zum Vergrößern Bild anklicken)

Bruderhahnaufzucht: Kein echter Tierschutz

Im Handel finden sich immer mehr Eierkartons mit der Aufschrift:„Bruderhahnaufzucht“ oder „ohne Kükentöten“. Diese Kennzeichnungen sind, anders als die Code-Nummer auf dem Ei, nicht gesetzlich geregelt. So ist nicht immer ganz klar, welches Verfahren angewendet wird. Bei der Bruderhahnaufzucht werden üblicherweise die männlichen Küken der Legerassen nicht getötet, sondern mit viel Energie, einer schlechten Futterverwertung und hohem Aufwand aufgezogen. Meist läuft die Aufzucht unter schlechten Tierhaltungsbedingungen in Ställen in Osteuropa. Währenddessen fristen ihre weiblichen Geschwister in den Ställen in Deutschland ein Dasein als Turbo-Legehenne. Beide sind anfällig für Krankheiten und brauchen viele Medikamente. Sie werden deutlich früher als ihre natürliche Lebenserwartung zulässt getötet. Sie sind perfekt angepasst an Unternehmen, die an Profitmaximierung interessiert sind – und weniger an Tier-, Klima-, oder gar Tierschutz.

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Patrick Müller

Referent für Agrarpolitik, Schwerpunkt Tierhaltung
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