Lange Zeit wurden die Wildkatzenbestände vor allem durch die Jagd dezimiert. Heute ist die Wildkatze streng geschützt, sie steht unter ganzjähriger Schonzeit. Ihre Bestände konnten sich so in den letzten Jahrzehnten erholen und mittlerweile kommt sie wieder in 11 Bundesländern zumindest regional vor. Doch noch immer gilt sie laut Roter Liste als gefährdete Art.
Schutzstatus
Die Wildkatze gehört zu den "besonders geschützten" Arten. Auf der Roten Liste der Wirbeltiere wird sie als "gefährdet" eingestuft. Zudem unterliegt sie europäischen Schutzbestimmungen. In der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie) steht sie im Anhang IV, welche "streng zu schützende Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse" auflistet und verbietet, Individuen dieser Arten zu töten oder ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu beschädigen.
Der Mensch gefährdet die Wildkatze
Eine hohe Zahl an Wildkatzen fällt dem Straßenverkehr zum Opfer. Häufig werden junge Wildkatzen auf der Suche nach eigenen Streifgebieten überfahren. Der Straßenverkehr ist die größte menschengemachte Bedrohung für die Wildkatze. Außerdem sind viele Wildkatzenbestände voneinander isoliert – Grund ist die immer intensivere Nutzung der Landschaft durch Verkehr, wachsende Siedlungen und intensive Landwirtschaft. Dadurch wurden die Tiere oftmals auf isolierte Restlebensräume zurückgedrängt. Diese Rückzugsgebiete liegen verstreut wie Inseln im Meer. Das Abwandern in neue Lebensräume und der genetische Austausch werden erschwert. Dadurch kann es zur Inzucht, damit verbundenen Krankheiten und zur Vermischung mit streunenden Hauskatzen mangels Partnertieren kommen.
Retten Sie mit uns die Wildkatze
Vorsicht Verwechslungsgefahr!
Wildkatzen-Jungtiere sehen wildfarbenen Hauskätzchen zum Verwechseln ähnlich. Das führt immer häufiger dazu, dass sie von Wanderern mitgenommen werden – doch das geht nur selten gut aus. Deshalb richten wir mit dem Projekt „Vorsicht Wildkatze“ den Blick auf den Wildkatzennachwuchs und das richtige Verhalten im Wald.
Holzstapel der Forstwirtschaft sind Todesfallen
Oft beziehen Wildkatzen auch Holzpolter, um dort zu werfen und ihre Jungen aufzuziehen. Holzpolter, das sind die Stapel der gefällten Stämme, die auf den Abtransport warten. Von diesen Sammelplätzen geht jedoch echte Lebensgefahr für die Tiere aus. Immer wieder werden die Wildkätzchen beim Abtransport der Stämme zerquetscht oder mitverladen.
Wildkätzchen, die diese Tortur überleben, sollten dann sofort zurückgebracht werden, denn mit etwas Glück ist die Mutter noch in der Nähe und findet die Kätzchen wieder. Wenn dies nicht gelingt müssen die Wildkatzen zunächst mit der Hand aufgezogen und dann aufwendig wiederausgewildert werden.
Der BUND empfiehlt, von März bis August, also während der Haupt-Wurf- und Aufzuchtzeit der Wildkatzen, die Polter in Wildkatzenwäldern nicht wegzuräumen. Auch die Lagerung an einem zentralen Lagerplatz außerhalb des Waldes oder der sofortige Abtransport wären der jetzigen Praxis vorzuziehen.
Das Projekt "Wildkatzenwälder von morgen" beschäftigt sich aktuell mit der Frage der Aufwertung von Lebensräumen und der Beseitigung von potenziellen Gefahren.
Knotengitterzäune stellen Gefahr da
Wenn Sie im Wald spazieren waren haben Sie sie bestimmt schon einmal gesehen: Knotengitterzäune. Im Forst schützen sie Gehölzpflanzungen vor Verbiss, etwa durch Rehe. So können die jungen Bäume ungestört aufwachsen. Die Zäune stellen jedoch auch eine Gefahr für Wildkatzen und andere Tierarten dar. Sie können beim Überklettern in den Verknotungen hängenbleiben und qualvoll verenden. Um der Wildkatze einen sicheren Überstieg zu ermöglichen, können entlang der Pfosten Aufstiegshilfen geschaffen werden. Dort wo die Bäume bereits hoch genug gewachsen sind, können die Zäune abgebaut werden.
Genetische Vermischung mit Hauskatzen
Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Dennoch können sich Haus- und Wildkatzen miteinander verpaaren und fruchtbare Nachkommen hervorbringen. Das nennt man Hybridisierung. Bisher ging man davon aus, dass es in Deutschland kaum zu einer solchen Vermischung von Haus- und Wildkatze kommt. Studien kamen zu dem Schluss, dass es in Deutschland nur ca. 3 Prozent Hybridkatzen gibt. Gerade in den großen Wildkatzenvorkommen in Mittel- und Westdeutschland scheint es kaum Hybride zu geben.
In den letzten Jahren gibt es aber immer mehr Hinweise darauf, dass es in Baden-Württemberg mehr Hybridkatzen gibt als anderswo in Deutschland. So wurden beispielsweise sehr hohe Vermischungsraten festgestellt. Das ist besorgniserregend und stellt regional eine Gefahr für die dortigen Wildkatzenbestände dar. Weitere Forschung zum Ausmaß des Problems ist dringend nötig.
Die Kastration bzw. Sterilisation von Hauskatzen mit Freigang ist eine wichtige Maßnahme, um die Vermischung von Haus- und Wildkatzen zu vermeiden. Häufig sind auch verwilderte, herrenlose Streunerkatzen ein Problem: Hier helfen Aktionen der örtlichen Tierschutzvereine, die solche Katzen einfangen, kastrieren und wieder freilassen.
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