Europäische Wildkatze; Foto: Thomas Stephan / BUND

Ein Rettungsnetz für die Wildkatze – Eine Erfolgsgeschichte im Naturschutz

Der BUND knüpft seit 2004 das Rettungsnetz für die Europäische Wildkatze. Heute ist die scheue Walbewohnerin in vielen Gebieten wieder zu Hause. Die Rettung der Wildkatze in Deutschland ist ein schönes Beispiel dafür, dass Naturschutz größer gedacht werden muss. Die Geschichte ist aber längst nicht zu Ende erzählt...

Startschuss im Wildkatzenschutz

Die Europäische Wildkatze schleicht schon lange heimlich durch unsere Wälder und Wiesen. In den frühen 2000er Jahren kannten aber nur sehr wenige Menschen die Art. Niemand konnte sagen, wie viele Exemplare der Art in Deutschland leben. Der Bund Naturschutz in Bayern engagierte sich bereits ab den 1980ern für die Wildkatze und auch der BUND Thüringen war bereits in den 1990ern aktiv. Im Jahr 2004 legten erstmals drei BUND-Landesverbände den Grundstein für eine bundesweite Schutzarbeit. Der Bund Naturschutz in Bayern sowie die BUND Landesverbände Hessen und Thüringen gründeten gemeinsam das Rettungsnetz Wildkatze.

Mit Grünen Korridoren die Refugien der Wildkatze verbinden

Grüner Korridor aus der Luft; Foto: Thomas Stephan / BUND Grüner Korridor in Thüringen aus der Luft betrachtet  (Thomas Stephan / BUND)

Auch wenn zur Verbreitung der Wildkatze noch wenig bekannt war, wussten die Naturschützer*innen eines: Die Art ist gefährdet und ihr Lebensraum bedroht. Deshalb etablierten die drei BUND-Landesverbände Ideen zum Schutz der Art. Sie entwickelten ein Konzept, das die Waldvernetzung mit grünen Korridoren vorsieht.

Ein raffinierter Plan zur Vernetzung der Lebensräume

Im Jahr 2007 untersuchte der BUND daher in Zusammenarbeit mit Forschenden des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, welche Wälder sich noch als Lebensraum für die Wildkatze eignen. Es entstand der „Wildkatzenwegeplan“. Dieser Plan stellt die Grundlage für länderübergreifende Verbundkonzepte durch Waldverbindungen. Aus dem Wildkatzenwegeplan entwickelte sich ein Generationenprojekt mit der Vision, langfristig einen deutschlandweiten Waldverbund zu schaffen.

Denn das ist bitter nötig: Deutschland ist geprägt durch eine Vielzahl an monotonen Feldern und Wäldern sowie ein dichtes Straßennetz. Die wenigen Schutzgebiete bieten wildlebenden Arten wie der Wildkatze nur wenig Rückzugsräume.

BUND pflanzt den ersten Grünen Korridor

Ein Weg durch die offene Landschaft entsteht. Hier entfalten Pflanzungen in Thüringen ihre Wirkung.  (Thomas Stephan)

Im selben Jahr war es auch schon so weit: der BUND begann mit der Planung des ersten Grünen Korridors. In Thüringen vernetzten wir den Nationalpark Hainich mit dem Thüringer Wald. Bis heute pflanzt der BUND weitere Waldverbindungen für die Wildkatze in ganz Deutschland. 

Projekte für die Wildkatze und ihren Lebensraum

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Im Jahr 2009 initiierte der BUND das überregionale Projekt "Netze des Lebens". Drei Jahre lang arbeitete der BUND Bundesverband mit fünf Landesverbänden (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Thüringen) daran, die bedrohte Wildkatze weiter in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Es gelang, verstärkt für ihren Schutz und den ihres Lebensraumes zu werben.

Im Jahr 2011 startete das erste überregionale Wildkatzenprojekt des BUND, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wurde. Im sechsjährigen Projekt „Wildkatzensprung“ arbeitete der BUND in zehn Bundesländern daran, die Vision des deutschlandweiten Waldverbundes weiter umzusetzen. Der BUND pflanzte grüne Korridorverbindungen, baute eine deutschlandweite Gendatenbank für die Wildkatze auf und etablierte das umfassende Monitoring der Wildkatzenbestände.

Deutschlandweite Bestandsaufnahme bei der Wildkatzen-Inventur

Kinder bereiten Lockstock vor. Foto: Thomas Stephan / BUND Wissenschaft zum Anfassen: Kinder besprühen einen Lockstock mit einer Baldrian-Lösung  (Thomas Stephan / BUND)

Ein großer Erfolg im Schutz für die Wildkatze war der Ausbau des Lockstock-Monitorings zu einer bundesweiten „Wildkatzen-Inventur“. Die wissenschaftliche Methode ermöglicht es die Vorkommen von Wildkatzen zu untersuchen, ohne die Art zu stören. Dem BUND gelang damit die bislang größte systematische Erfassung der Wildkatzenbestände in Deutschland. Damit ist erstmals eine Schätzung möglich, wie viele Tiere in welchen Gebieten ungefähr vorkommen. Der BUND macht durch die neu gewonnenen Verbreitungsdaten auch Barrieren in der Landschaft, wie beispielsweise ausgeräumte Agrarlandschaften, sichtbar. Seit 2012 helfen jährlich eine Vielzahl an Freiwilligen bei der bundesweiten Erfassung der Wildkatzenbestände.

Wildkatzen ganz nah erleben im Wildkatzendorf

Das Jahr 2012 erfreut sich zudem an der Eröffnung des Wildkatzendorfes in Thüringen. Die Anlaufstelle für Wildkatzenfreund*innen bietet mit seinen strukturreichen Freigehegen ein Blick auf die sonst so scheuen Tiere. Das Wildkatzendorf Hütscheroda am UNESCO–Weltnaturerbe Nationalpark Hainich verfolgt das Motto „Die Wildkatze begreifen, erleben und entdecken“.

Freiwillige werden zu Wildkatzenbotschafter*innen

Expertise vor Ort: die Wildkatzenbotschafter*innen  (Aschof Fotografie)

Der BUND ermöglicht es vielen Freiwilligen sich für die Wildkatze zu engagieren, ob beim Lockstock-Monitoring oder der Pflanzung von Grünen Korridoren. Im Jahr 2014 schließen die ersten Freiwilligen dann eine Ausbildung zum*r Wildkatzenbotschafter*in ab. Wildkatzenbotschafter*innen verteilen Infomaterialien, halten Vorträge, sammeln Haarproben oder sind Ansprechpartner*innen für die Bevölkerung, Politik und Behörden, wenn es um das Thema Wildkatze geht.

Wildkatze: Ein Auf und Ab der Gefühle

Mit der wachsenden Bekanntheit der Wildkatze erreichen den BUND immer häufiger Hinweise auf neue Vorkommen der Art. Oftmals kommen sie direkt aus der Bevölkerung und bringen den BUND auf die Spur der scheuen Art. Neben den vielen negativen Schlagzeilen im Naturschutz verschafft die Wildkatze positive Berichtsanlässe.

Trotz stetig neuer Nachweise der Wildkatze ist die Art immer noch gefährdet. Der Straßentod ist bei Wildkatzen mit die häufigste unnatürliche Todesursache. Daher startete der BUND Rheinland-Pflanz im Jahr 2018 ein Totfund-Monitoring. Unterstützung erhält der Landesverband durch ein besonderes Netzwerk an Freiwilligen.

In Brandenburg ließ allerdings erst die Identifizierung toter Exemplare am Straßenrand auf die Rückkehr der Wildkatze schließen – im Jahr 2007, dann erneut im Jahr 2018. Die tragischen Unfälle vermittelten eine frohe Botschaft: Die bedrohte Art ist zurück im Bundesland! Seit 2020 gab es viele weitere bestätigte Wildkatzen-Vorkommen in Brandenburg, auch von lebendigen Katzen. Die neuen Funde geben uns Hoffnung auf eine mögliche stabile Etablierung der Art im Bundesland. Ein toller Erfolg für den Naturschutz.

Neuer Fahrtwind im Wildkatzenschutz: BUND schafft Wildkatzenwälder von morgen

Aktiver Naturschutz: Korridorpflanzungen für die Wildkatze in Sachsen  (M. Jehnichen)

Einen weiteren Höhepunkt im Wildkatzenschutz feiert der BUND mit seinem neusten Großprojekt „Wildkatzenwälder von morgen“, das im Jahr 2022 startete. Mit diesem Projekt steht nun die Lebensräum Wald, Waldränder und Wiesen im Fokus. Mit ihnen die Menschen, die diese Flächen besitzen und verwalten.

Trotz der vielen neuen Nachweise gilt die Wildkatze in Deutschland weiterhin als gefährdet. Auch ihr Lebensraum ist vielerorts noch rar. Deshalb setzt der BUND seine Schutzarbeit für die Wildkatze fort und knüpft weiter an seinem Rettungsnetz für die Wildkatze.

Ihre Patenschaft rettet Wildkatzen

Unser Ziel ist es, Wälder in ganz Deutschland zu vernetzen, damit sich Wild­katzen sicher bewegen können. In den letzten 20 Jahren haben wir bereits über 30 Korridore gepflanzt. Mit Ihrer Pa­ten­schaft unterstützen Sie den BUND dabei, weitere anzulegen und einen sicheren Lebensraum für die Wildkatzen zu schaffen. Übernehmen Sie direkt selbst eine Patenschaft oder schenken Sie sie einer Person, denen Katzen am Herzen liegen.

Rückblick: 20 Jahre Rettungsnetz Wildkatze

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