Eisenten – geschwätzige Wintergäste der Ostsee

Clangula hyemalis lautet der wissenschaftliche Name der Eisente, also etwa "lauter Wintervogel". Eine nachvollziehbare Bezeichnung: Denn die Männchen kommunizieren recht geschwätzig mit melodischen Rufen. Der Bestand der Eisente ist stark bedroht. Deshalb braucht der "Seevogel des Jahres 2017" dringend mehr wirksam geschützte Rast- und Nahrungsgebiete.

Männliche Eisente im Flug Männliche Eisente im Flug  (Mathias Mähler)

Die männlichen Eisenten sind mit einem weiß-silbrigen Gefieder mit schwarzen Bändern, gelber Iris, einem schwarzen Schnabel mit pinkfarbigem Band sowie einem über zehn Zentimeter langen Schwanzspieß eine attraktive Ente unserer Meere.

Eisenten sind die häufigste Entenart in der arktischen Tundra, wo sie ab Mai im südlichen Teil der Tundra bzw. bis Juni im nördlichen Teil an kleinen Binnengewässern brüten. Die Weibchen legen fünf bis neun Eier, die sie in knapp vier Wochen ausbrüten und dann in ententypischen Kindergärten führen. Die Jungen sind nach sechs bis sieben Wochen flügge und selbstständig.

Ab November erscheinen die Eisenten dann auf der Ostsee, wo sie bis zum Februar/März, in strengen Wintern auch bis in den April hinein überwintern. 

Einbruch auf ein Drittel des Bestandes

Eisenten-Mutter mit ihren Jungen Auch diese Eisenten-Mutter bildet den ententypischen "Kindergarten" mit ihren Jungen.  (Grigorii_Pisotckii / istock.com)

Derzeit wird der Bestand in den Brutgebieten von Nordeuropa bis Westsibirien auf 1,2 Millionen Vögel geschätzt, im Jahr 2002 waren es noch 4,6 Millionen. Der Weltbestand, d.h. mit den weiteren Brutgebieten Ostsibiriens, Grönlands, Islands und Nordamerikas, ist von sieben Millionen auf die Hälfte eingebrochen.

90 Prozent aller Eisenten in Europa überwintern in der Ostsee, davon bis zu 350.000 im deutschen Teil. Hauptrastgebiete sind hier die Pommersche Bucht, der Greifswalder Bodden, die Seegebiete vor Rügen, Hiddensee und Darss-Zingst sowie die Kieler und Lübecker Bucht in der westlichen Ostsee. Nutzungsfreie Schutzgebiete in der Ostsee sind daher zum Bestandserhalt dringend erforderlich.

In der Nordsee sowie im Binnenland tauchen Eisenten nur selten und in geringer Anzahl auf.

Fischerei und andere Meeresnutzungen gefährden Eisenten

Eisenten ernähren sich hauptsächlich von Muscheln, die sie tauchend vom Meeresgrund absammeln. Dabei können sie bis zu zehn Meter tief tauchen. Darüberhinaus werden auch Schnecken, Krebse, kleine Fische und Fischlaich gefressen. Im Frühjahr ist der Heringslaich im Greifswalder Bodden sehr beliebt.

Beim Tauchen nehmen die Tiere die dünnen Stellnetze der Fischer*innen nicht wahr, verfangen sich darin und ertrinken. Durch Muschelfischerei bzw. Sand- und Kiesabbau wird der Meeresboden umgepflügt und die Muschelvorkommen vernichtet.

Da sie vorwiegend nachts ziehen sind Eisenten auch stark durch Offshore-Windparks bedroht.

Wir brauchen mehr Schutzzonen für die Tiere

Männliche Eisente Eisenten wie dieses Männchen brauchen mehr Schutz.  (photosbyjimn / istock.com)

Zum wirksamen Schutz der Eisenten sind dringend nutzungsfreie Schutzgebiete erforderlich, wie sie vom BUND seit Jahren gefordert werden.

Selbst in den bestehenden Meeresschutzgebieten sind noch zu weit reichende Nutzungen zulässig. Nur durch wirksam geschützte störungsfreie Rast- und Nahrungsgebiete lässt sich der massive Bestandseinbruch der Eisenten aufhalten. Deutschland hat dafür eine besonders hohe Verantwortung.

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