Der Stör – ein Vertreter längst vergangener Zeiten

Seine Spuren ziehen sich seit mindestens 200 Millionen Jahren durch unsere Erdgeschichte. Der Stör ist ein urtümlicher Knochenfisch – sozusagen ein lebendes Fossil. Mit seiner langen Schnauze, den 5 Reihen von Knochenplatten auf seinem Körper, der weit nach hinten gerückten Rückenflosse und seiner haifischähnlichen, asymetrischen Schwanzflosse ist Acipenser, so der lateinische Gattungsname, unverwechselbar.

Ein europäischer Stör (Acipenser sturio) aus der Elbe; Foto: R. Gros Ein europäischer Stör (Acipenser sturio) aus der Elbe  (R. Gros)

Es gibt insgesamt 27 Stör-Arten, die über die gesamte nördliche Hemisphäre verbreitet waren. Durch Überfischung, Gewässerverschmutzung und -verbau wurden sie jedoch an den Rand der Ausrottung getrieben. Einige Arten sind besonders wegen ihres kostbaren Roggens (Kaviar) überfischt worden. 

Störe halten sich dicht über sandigem bis schlammigem Boden auf, den sie auf der Suche nach Würmern, Krebsen und Weichtieren durchwühlen. Natürliche Feinde haben sie ab einem Alter von ca. zwei Jahren so gut wie keine mehr – ihre Größe und ihre scharfkantigen Knochenplatten schützen sie vor allzu gierigen Fressfeinden.

Störe leben im Salz- und Süßwasser

In der Ostsee war der atlantische Stör (Acipenser oxyrinchus) und in der Nordsee der europäische Stör (A. sturio) beheimatet. Sie gelten seit ca. 50 Jahren als verschollen. Beide Arten werden über drei Meter lang und mehr als 300 Kilogramm schwer. Ähnlich den Lachsen verbringen viele Störarten einige Lebensabschnitte im Süßwasser der Flüsse und andere im Salzwasser des Meeres.

Im Frühsommer legen die Weibchen der beiden genannten Arten bis zu drei Millionen Eier ab, bevorzugt auf dem sauberen Kiesgrund von stark strömenden Gewässern. Die Jungfische zieht es nach dem Schlupf stromab, wo sie mit ca. sechs Monaten das Brackwasser erreichen.

Hier leben sie, bis sie im Alter von zwei bis vier Jahren in die angrenzenden Meeresgebiete abwandern. Sie leben dort vorwiegend im Festlandsockelbereich bei Wassertiefen um die 40 Meter. Mit zehn bis 15 Jahren erreichen die Tiere die Geschlechtsreife. Dann sind sie bereits etwa 1,5 Meter lang und kehren in ihre Geburtsflüsse zurück.

Nur noch eine wildlebende Population übrig

Heute gibt es vom A. sturio nur noch eine wildlebende Population, deren Bestand jedoch immer weiter abnimmt. Die letzten Laichgewässer sind die Garonne und die Dordogne in Frankreich.

Alle Stör-Arten sind seit 1998 im Washingtoner Artenschutzabkommen gelistet. Die europäische Union fordert für den Stör entsprechend der FFH-Richtlinie Arterhaltungs- und Wiedereinbürgerungsmaßnahmen.

So wurden seit 2007 an der Oder und seit 2008  an der Elbe und ihren Nebenflüssen Oste und Stör Jungfische des atlantischen bzw. des europäischen Störs ausgesetzt. Die Jungtiere des europäischen Störs stammen aus der Aufzuchtanlage des französischen "Cemagref", wo sie im Rahmen eines Arterhaltungsprojektes aufgezogen werden.

Die Arterhaltung von A. sturio wird von Deutschland und Frankreich als eine der Herausforderungen bei der Erhaltung der genetischen Vielfalt betrachtet. Bei uns wird das Wiedereinbürgerungsprojekt von der Gesellschaft zur Rettung des Störs koordiniert.

Der Stör als "Schirmart" für durchlässige Flüsse

Mit der BUND-Flüssearbeit werden die Lebens- und Brutbedingung der Störe verbessert bzw. geschützt. Im Fokus stehen die Schaffung von Flachenwasserbereichen, die Durchlässigkeit der Flüsse sowie die Verbesserung der Wasserqualität und die Zulassung der natürlichen Flussdynamik.

Für den Artenschutz stellt der Stör eine ideale Schirmart dar, weil seine Lebensraumansprüche sich mit denen vieler anderen Arten decken. Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und der Durchwanderbarkeit von Fließgewässern, die dem Stör zugute kommen, helfen somit auch anderen typischen, aber weniger prominenten Fluss- und Wanderfischarten, entsprechende Lebensbedingungen zu finden. 

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