Kommentar: Luftqualität 2017 – Keine Entwarnung bei Stickstoffdioxid

01. Februar 2018 | Mobilität, Naturschutz

Zur Veröffentlichung des Umweltbundesamtes (UBA) zur Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid (NO2) sagte Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte beim BUND:

Autos stehen im Stau. Zwar sinken an einigen Stellen die NO2-Belastungen, jedoch werden an vielen Orten die Grenzwerte weiterhin überschritten.  (Nabeel Syed / unsplash.com)

"Die teils massive Belastung der Luft mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid (NO2) in unseren Städten sinkt an einigen Messstellen. Das ist eine gute Nachricht. Doch in einer Vielzahl von Städten leiden die Men­schen immer noch unter teils massiven Überschreitungen der gesetzlichen NO2-Grenz­werte."

"Von einer Entwarnung kann noch lange nicht gesprochen werden. In mindestens 70 Städten und Kommunen zeigen die offiziellen Messstellen noch immer Grenzwert­über­schrei­tungen. Und Fakt ist: Würde flächendeckender gemessen, kämen wohl viele weitere Orte mit Überschreitungen hinzu."

"Erfolge bei der Reduzierung der Luftverschmutzung haben bislang wohl vor allem die Maßnahmen gebracht, die von den Kommunen ergriffen wurden. So zeigen die Nachrüstung und Neuanschaffung von stickstoffoxidarmen Bussen positive Auswirkungen. Tempolimits und Verkehrsbeschränkungen vor Messstationen hingegen schönen die Statistik, bekämpfen das Problem aber nicht an den Wurzeln. Einige Städte und Kommunen mit den höchsten Werten haben die Notwendigkeit zum Handeln größtenteils erkannt und im Rahmen ihrer Möglichkeiten erste Schritte eingeleitet."

"Umweltministerin Hendricks geht davon aus, dass nach aktuellem Stand in mindestens 20 Städten und Kommunen auch nach dem Jahr 2020 die Grenzwerte noch immer überschritten werden. Diese Überschreitungen der seit 2010 einzuhaltenden gesetzlichen Grenzwerte sind nicht hinzunehmen. Dieses Eingeständnis ist ein Offenbarungseid in der Verkehrspolitik."

"Die EU, die deutschen Gerichte und vor allem die unter den hohen Belastungen leidenden Menschen, erwarten von der Bundesregierung einen Plan, wie der Zeitraum bis zur Einhaltung der gesetzlichen NO2-Grenzwerte so kurz wie möglich gehalten wird. Ohne eine verbindliche Vorgabe an die Automobilindustrie ihre Fahrzeuge so nachzubessern, dass diese ihre Grenzwerte auch im normalen Betrieb auf der Straße einhalten, wird es nicht gehen."

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