Flüsse in Deutschland: 92 Prozent sind in schlechtem Zustand

22. September 2023 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz

Staudämme, zu viel Salz und zu viel Nitrat belasten unsere Flüsse. Zum Internationalen Tag der Flüsse am 24. September erklären wir, warum es den Flüssen so schlecht geht und was sich ändern muss.

Auwald an der Hohen Garbe Auwald an der Hohen Garbe an der Elbe.  (Bild: Jen Guyton)

Deswegen geht es deutschen Flüssen schlecht:

  • Nitrat und Pestizide aus der Landwirtschaft und Salz aus der Industrie gelangen in unsere Flüsse. Dort sorgen sie u.a. für Algenpest und Fischsterben.
  • Viele Flüsse wurden begradigt, ausgebaut und vertieft. Dadurch fließt der Fluss schneller, was die Erosion der Flusssohle verstärkt. Die Folge: Das Grundwasser sinkt und Auen trocknen aus.
  • Wehre und Schleusen blockieren durchschnittlich alle zwei Kilometer den Weg von Wanderfischen wie Aal und Lachs zu den Laichgewässern.
  • Immer wieder gelangen Schadstoffe aus Industrie und Kraftwerken in unsere Gewässer.
  • Mikroplastik, beispielsweise aus Kosmetikprodukten, landet über Abwasser in unseren Flüssen. Viele Flüsse sind auch mit der Ewigkeitschemikalie PFAS belastet.

Das sind die Folgen:

  • Flüsse sind für viele seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein einzigartiger Lebensraum. Gerät dieser in Gefahr nimmt damit auch die Biodiversität in unseren Flüssen ab.
  • Ein Großteil der Flussauen wurden bebaut oder zu landwirtschaftlichen Flächen umgewandelt. Auen können große Wassermengen rückhalten. Fehlen sie, fehlt auch ein natürlicher Hochwasserschutz. Regelmäßig überflutete Auen speichern außerdem bis zu 30 Prozent mehr Kohlenstoff und damit klimaschädliches CO2. Sie reinigen das Wasser und geben es bei Trockenheit nach und nach wieder an die Landschaft ab.

Das muss jetzt passieren:

  • Auenlandschaften müssen geschützt und wieder hergestellt werden. Der BUND hat bereits 840 Hektar Auenlandschaft  mit den Naturschutzgroßprojekten Lenzener Elbtalaue und Lebendige Auen für die Elbe wiederhergestellt.
  • Maßnahmen zur Renaturierung unserer Flüsse müssen von der Politik endlich ambitioniert umgesetzt werden. Deutschland hat sich im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie verpflichtet, bis 2027 für alle Gewässer einen „guten Zustand“ zu erreichen. Bisher erfüllen aber nur acht Prozent der Gewässer in Deutschland die ökologischen Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
  • Neben den Bundesländern ist hier besonders Verkehrsminister Volker Wissing gefragt. Große Flüssen sind zugleich Bundeswasserstraßen. Sie müssen in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden. Bislang werden die nötigen Stellen dazu nur unzureichend besetzt. Das wichtige „Bundesprogramm Blaues Band“ zur Renaturierung der Flüsse wird außerdem finanziell nicht ausreichend ausgestattet.

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