Bienenfreundliche Pflanzen mit Pestiziden belastet: Neuer Test des BUND Region Hannover

22. Mai 2024 | Lebensräume, Naturschutz, Wildbienen, Umweltgifte

Pflanzen, die im Handel als „bienenfreundlich“ deklariert werden, sind häufig mit Pestiziden belastet und damit keineswegs bienenfreundlich. Ein aktueller stichprobenartiger Test des BUND Region Hannover hat ergeben, dass 96 Prozent der 55 getesteten Proben Pestizide enthalten.

Viele Pflanzen sind als bienenfreundlich deklariert, sind aber voller Pestizide.  (SanyaSM / via canva.com)

Zwei Drittel enthalten sogar fünf und mehr Pestizide. Die Proben wurden in 18 unterschiedlichen Handelsunternehmen (Gartencenter, Baumärkte und Lebensmittelmärkte) in der Region Hannover gekauft. Getestet wurden unter anderem Lavendel, Margeriten und Glockenblumen. 

Verbotene Pestizide gefunden

Dabei wurden auch Rückstände von sieben Pestiziden gefunden, die in der EU gar nicht zugelassen sind. Zwar regelt das Pflanzenschutzgesetz, dass Pflanzen nur dann importiert werden dürfen, wenn sie keine Pestizide enthalten, die in der EU verboten sind. Doch das wird nur sehr selten kontrolliert und es gibt praktisch keine Sanktionen für die illegale Einfuhr der belasteten Ware.

Ergebnisse kein Einzelfall

Leider sind die Ergebnisse des aktuellen Tests kein Einzelfall. Der BUND und seine Partnerorganisation Global 2000 testet seit 2021 jährlich Pflanzen auf Pestizide und hat jedes Jahr eine hohe Belastung festgestellt.

Auch besonders gefährliche Pestizide gefunden

Im Jahr 2023 wurden in 73 Prozent der Proben sogar für den Menschen besonders gefährliche Pestizide gefunden. Einige der giftigen Chemikalien erzeugen Krebs. Bestäuberinsekten können diese Gifte über Nektar und Pollen aufnehmen. Die „bienenfreundliche“ Pflanze wird so zur Giftfalle.

Giftiger Anbau im globalen Süden

Die bei uns im Handel erhältlichen Zierpflanzen kommen häufig aus dem globalen Süden. Arbeiter*innen auf den Plantagen sind den Pestiziden häufig ungeschützt ausgesetzt. Der massive Pestizideinsatz hat in den Anbauländern auch katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt. Pestizide gelangen in Böden und das Grundwasser.

So vermeiden Sie Pestizide in Zierpflanzen

  • Kaufen Sie Bio-Pflanzen oder Zierpflanzen in regionalen Gärtnereien. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen dort vollständig gezogen wurden.
  • Bevorzugen Sie heimische Pflanzen.
  • Pflanzen Sie mehrjährige Stauden. Die blühen mehrere Jahre und müssen nicht jedes Jahr aufs Neue gekauft werden.
  • Machen Sie selbst Ableger aus Stecklingen.
  • Ziehen Sie Blühpflanzen selbst aus Bio-Samen oder aus Samen, die Sie selbst gewonnen haben.
  • Nutzen Sie Pflanzen- und Samentauschbörsen.
  • Verzichten Sie in Ihrem Garten auf Pestizide. Stärken Sie stattdessen Ihre Pflanzen mit Jauchen und locken Sie tierische Nützlinge an. Wie das gelingt, haben wir hier zusammengefasst.

Politik muss Pestizide reduzieren

Die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der EU ist in dieser Legislatur gescheitert. Nach der Europawahl 2024 müssen EU-Kommission und das künftige EU Parlament das Thema unverzüglich wieder aufnehmen. In Deutschland ist nun Bundesagrarminister Cem Özdemir gefordert: Er muss sich weiterhin zum Reduktionsziel von mindestens 50 Prozent bis 2030 bekennen und endlich eine nationale Pestizidstrategie vorlegen, um die nötige Reduktion von Pestiziden in Deutschland sicherzustellen. Besonders gefährliche Stoffe wie Glyphosat müssen verboten werden.

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