"Nach den Erfahrungen des BUND beschreibt der Bericht vielerorts nur die Spitze des Eisbergs, tatsächlich sieht es für viele Arten und Lebensräume weitaus schlimmer aus. Das Monitoring der biologischen Vielfalt in Deutschland braucht eine deutliche Stärkung, um rechtzeitig auf Bedrohungslagen jenseits der FFH-Arten reagieren zu können.
Der Bericht zu den Erfolgen und Missständen beim Schutz europaweit geschützter Arten und Lebensräume ist für die Bundesregierung ein Offenbarungseid sondergleichen: 27 Jahre nach Inkrafttreten europaweiter Richtlinien versagt Deutschland beim Schutz und der Stärkung bedrohter Natur, vor allem in Gewässern, artenreichen Wiesen und Weiden sowie seltenen Waldlebensräumen. Damit trifft das Problem geschwächte Biotope, die bereits von der Klimaerhitzung besonders bedroht sind.
Was es braucht ist ein radikales Umdenken. Flächenverbrauch, Zerschneidung durch Straßen und industrialisierte Tierhaltung müssen jetzt klare Grenzen bekommen. Das im Aktionsprogramm Insektenschutz angekündigte Verbot von Pestiziden in Schutzgebieten muss unverzüglich umgesetzt werden. Die Bundesregierung muss sich zudem für eine Agrarreform einsetzen, die ihren Namen verdient. In der Forstwirtschaft ist eine ökologische Waldwende überfällig, ein deutlich schonenderer Umgang mit Wirtschaftswäldern sowie die Sicherung von Naturwäldern auf einem Zehntel der Waldfläche. Auch müssen die Länder ihre Schutzgebiete effektiv vor weiterer Zerstörung schützen. Es braucht eine robuste rechtliche Sicherung der ausgewiesenen Gebiete, ausreichend Finanzen für die Pflege und mehr Personal für die Umsetzung zusammen mit den Landnutzerinnen und Landnutzern.
Zudem müssen die Rechtsgrundlagen endlich zur Anwendung kommen: Das deutsche Naturschutzrecht hat alle Möglichkeiten, um die Krise zu stoppen. Jetzt gilt es konsequent zu handeln. Die Erfolge im aktuellen Bericht zeigen deutlich, dass konsequenter Schutz belohnt wird: Dank Natura 2000 geht es Wildkatze, Kranich und Co. so gut wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr."
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