Laut der OECD-Studie wurden hierzulande über 150 Wirkstoffe von Arzneimitteln in der Umwelt nachgewiesen, womit Deutschland neben den USA, Frankreich, Spanien und Großbritannien zu den Spitzenreitern weltweit zählt. Insgesamt gibt es mehr als 4.000 Wirkstoffe, bei den meisten (bei Humanarzneimitteln: 88 Prozent) sind die Auswirkungen auf die Umwelt noch nicht erforscht.
Was man jedoch bisher schon weiß, ist erschreckend: So führen beispielsweise bestimmte Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen zu Organschäden und Störungen der Fortpflanzung bei Fischen. Bei Weichtieren wie Muscheln und Schnecken sind Schädigungen des Erbguts und Nervensystems nachgewiesen und bei Fröschen Veränderungen des Hormonhaushalts. All dies sind Faktoren für das beunruhigende Artensterben in unseren Gewässern.
Arzneimittel gelangen über die Ausscheidungen von Menschen und Tieren sowie über das Abwasser in die Gewässer und bauen sich nur schlecht in der Umwelt ab. Es ist noch nicht absehbar, wie die Fische, Insekten und anderen Wassertiere reagieren, wenn sie den Wirkstoffen über lange Zeiträume oder sogar noch verschiedenen "Arzneimittelgemischen" ausgesetzt sind.
Unser Trinkwasser ist sicher – noch
Unser Trinkwasser ist derzeit noch sicher – aber auch hier müssen wir Vorsorge für die künftigen Generationen tragen. In den nächsten 25 Jahren wird allein im Bereich der Humanarzneimittel in Deutschland eine Zunahme von bis zu 67 Prozent erwartet.
Der BUND fordert in seiner Mikroschadstoffstrategie Werbeverbote und eine Verschreibungspflicht für umweltschädliche Humanarzneimittel. Zudem muss bei Neuzulassungen geprüft werden, ob nicht eine umweltfreundlichere Alternative vorliegt. Und die Haltungsbedingungen für Nutztiere müssen so verbessert werden, dass die Tiere erst gar nicht krank werden.