Seit Januar 2024 sind Kommunen verpflichtet, Pläne für ihre zukünftige Wärmeversorgung zu erstellen. Die kommunale Wärmeplanung ist für Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohner*innen bis Mitte 2026 verpflichtend. Kleinere Kommunen haben bis Mitte des Jahres 2028 Zeit. Das legt das sogenannte Wärmeplanungsgesetz (WPG) fest. Das ist eine große Chance, denn unsere Wärmeversorgung ist durch den großen Anteil fossiler Energien ein großer Klimafaktor.
Das muss der Wärmeplan beinhalten
In den Wärmeplänen müssen die Kommunen aufschlüsseln, wie in Zukunft Heizenergie eingespart und klimafreundliche Wärmeversorgung sichergestellt werden soll. Eine Umsetzung der Pläne ist aber nicht verpflichtend. Hier muss die Politik dringend nachsteuern. Denn verlässliche und gute Wärmepläne geben Verbraucher*innen und Gewerbe Planungssicherheit – auch bei Entscheidungen zum Heizungstausch in den eigenen vier Wänden.
Welche gesetzlichen Regelungen gelten aktuell?
Liegt ein Wärmeplan in der Kommune vor, so müssen bei einem Heizungstausch Heizungen mit einem Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien eingebaut werden. Auch die Fernwärme muss schrittweise auf erneuerbare Wärmequellen umgestellt werden. Unsere Grafik zeigt, welche konkreten Regelungen aktuell für Wärmepläne und für den privaten Heizungstausch gelten.
Kommunaler Wärmeplan: Inhalt und Umfang
Der kommunale Wärmeplan ist ein Fahrplan, wie Wärme in Städte und Dörfer in Zukunft bereitgestellt und wie Energie eingespart werden soll. Der Plan soll dabei das klares Ziel für eine klimafreundliche Wärmeversorgung verfolgen. Dafür werden unter anderem Gebiete festgelegt, in denen zukünftig Wärmenetze verlegt werden oder wo weiterhin mit individuellen Heizungen geheizt wird.
Fünf Bausteine der Wärmeplanung:
- Vorbereitung: Häufig wird die Erarbeitung eines Wärmeplans von der Kommune an externe Büros vergeben. In einigen Fällen erstellen aber auch Stadtwerke solche Pläne. Nach der Ausschreibung und dem Startschuss zur Wärmeplanung wird die Kommune in Gebiete unterteilt, die die gesamte Planung durchlaufen und andere, die nur eine verkürzte Wärmeplanung erhalten. Diese Einteilung erfolgt an einer Einschätzung, ob sich die Gebiete für Wärme- oder Wasserstoffnetze beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen eignen.
- Bestandsanalyse: In diesem Schritt wird aufgeschlüsselt, wie viel Wärme aktuell verbraucht, mit welchen Brennstoffen in der Gemeinde geheizt wird und wo Wärmenetze liegen.
- Potentialanalyse: Anschließend wird analysiert, wie Wärme aus erneuerbaren Quellen erzeugt werden kann und wie wie Energie eingespart werden kann. Dabei werden technische Potenziale zur erneuerbaren Wärmeerzeugung (Umweltwärme, Solarthermie, Geothermie) und unvermeidbarer Abwärme aus der Industrieprozessen systematisch erfasst.
- Zielszenario: Jetzt werden Szenarien aufgestellt, die den Weg zur zukünftigen klimaneutralen Wärmeversorgung aufzeigen. Dabei werden unter anderem zukünftige Wärmebedarfe errechnet und deren Deckung durch erneuerbare Wärmequellen (in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete) dargestellt. Das wird nach Zieljahren aufgeschlüsselt. Das Zielszenario umfasst auch, welche Gebiete zentral (etwa durch Wärmenetze) oder durch dezentrale (beispielsweise durch Wärmepumpen) beheizt werden.
- Maßnahmen zur Umsetzung: Am Schluss werden konkrete Umsetzungsstrategien mit Maßnahmen und Lösungsansätze aufgezeigt und alles im gesamten Wärmeplan veröffentlichen.
Wärmeplanung mitgestalten
Als BUND wollen wir die Wärmeplanung vor Ort mitgestalten: Mit Engagement, Fachwissen und unserer Vernetzung können wir dazu beitragen, dass die Wärmeplanung als Chance erkannt wird und ökologisch und sozial umgesetzt wird. Statt auf Scheinlösungen wie private Wasserstoff-Heizungen zu setzen, machen wir uns für eine echte Wärmewende stark.
Das fordert der BUND
Kommunale Wärmepläne müssen ehrgeizige Klimaziele verfolgen. Die Wärmewende darf nicht verschleppt werden und Bürger*innen müssen einbezogen werden. Der BUND fordert:
- Die Kommune muss umfangreiche Angebote zur Information, Beratung und Beteiligung bei der Wärmeplanung vorlegen. Bürger*innen müssen von Anfang und umfassend in der Wärmeplanung mitgenommen werden.
- Die Kommune sollte von Anfang an auf eine qualitativ hochwertige Wärmeplanung setzen. Die Planung muss auf Basis klarer und ehrgeiziger Kriterien (beispielsweise anhand von Leitfäden) erarbeitet werden. Dazu schafft und finanziert die Kommune unabhängige Expertise.
- Der kommunale Wärmeplan muss einen zügigen Ausstieg aus fossilen Energien im Wärmesektor beinhalten: Konkret bedeutet das einen Erdgasausstieg bis spätestens 2040 und eine umfangreiche Reduktion des Energieverbrauchs.
- Die Wärmeplanung muss auf erneuerbare, kosten- und energieeffiziente Technologien (z.B. effiziente Wärmepumpen oder erneuerbare Wärmenetze) setzen. Wasserstoff und Biomasse werden höchstens zur Spitzenlastabdeckung in Wärmenetzen eingesetzt. Die Müllverbrennung muss für Ressourcen- und Klimaschutz stark reduziert werden und wird nur mit dieser starken Reduktion eingeplant.
- Die Kommune muss sich zudem zu einer klaren Umsetzung der Pläne bekennen und ambitionierte Maßnahmen vorlegen.
Das können Sie jetzt tun
Der Wandel in unserer Wärmeerzeugung und konsequente Energieeinsparungen sind ein zentraler Hebel um unsere Klimaschutzziele zu erreichen und gleichzeitig Menschen vor hohen finanziellen Belastungen zu schützen. Daher ist es wichtig, jetzt loszulegen:
- Sammeln Sie Informationen: Fragen Sie bei Ihrer Bürgermeister*in nach, wo Ihre Kommune bei der Wärmeplanung steht. Gibt es Studien oder Szenarien für die Wärmeversorgung Ihrer Kommune? Ist ein Beteiligungsverfahren geplant?
- Bauen Sie ein Netzwerk auf: Welche Akteure beschäftigen sich vor Ort schon mit dem Thema Wärmewende? Fragen Sie bei Ihrer BUND-Gruppe vor Ort nach, ob sie aktiv zum Thema Wärmewende sind.
- Führen Sie Gespräche mit Kommunalpolitiker*innen und Gemeinderatsmitgliedern. Sagen Sie, was Ihnen beim Thema Wärmewende wichtig ist.
- Machen Sie darauf aufmerksam, wie wichtig das Thema ist. Das kann ein Gespräch mit Familie oder Freund*innen sein, ein Leserbrief in der Lokalzeitung, eine öffentliche Veranstaltung zum Thema, ein Infostand und noch viel mehr.
Sie wollen mehr Informationen zum Thema kommunale Wärmewende oder die kommunale Wärmeplanung vor Ort mitgestalten? Zur BUND-internen Vernetzung, Veranstaltungshinweisen oder Materialien helfen wir ihnen gerne weiter. Schreiben Sie uns an waermewende(at)bund.net.
Nutzen Sie auch unser kostenfreies Handbuch "Wärmeplanung: Klimafreundlich und bezahlbar" mit vielen Informationen zur Gestaltung der Wärmewende vor Ort.
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