BUND-Test zeigt: Über zwei Drittel der Weihnachtsbäume sind mit Pestiziden belastet.
(Bild: Dirk Vegelahn
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Getty images/Grafik: BUND)
Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe entdeckt. Dabei wurden sogar Pestizide nachgewiesen, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaum-Anbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürfen also eigentlich gar nicht verkauft werden. Die illegal verwendeten Pestizide wurden bei vier Nordmanntannen nachgewiesen. Die insgesamt 19 getesteten Bäume wurden in Berlin, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen gekauft.
Weihnachtsbaum-Plantagen voller Pestizide
Die meisten Weihnachtsbäume, die in Baumärkten, Gartencentern oder im Straßenverkauf verkauft werden, wachsen auf Plantagen. Dort werden Herbizide, Insektizide, Fungizide, Biozide und Wachstumsregulatoren eingesetzt.
Pestizide zerstören Artenvielfalt
Pestizide auf Plantagen zerstören die Artenvielfalt. Sie töten und schädigen Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Sechs der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen, Vögel, Regenwürmer, Fische oder Wasserorganismen. Pestizide gelangen außerdem in unsere Böden, Luft und Gewässer.
Auch Glyphosat in Weihnachtsbäumen
In fünf Weihnachtsbäumen wurde das Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen. Glyphosat hat weitreichende negative Auswirkung auf die Ökosysteme. Es vernichtet in großem Stil Futterpflanzen für Insekten.
Weihnachtsbäume ohne Gift
Doch es gibt auch Weihnachtsbäume ohne Gift. Wir raten Verbraucher*innen:
- Kaufen Sie zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume. Diese Plantagen kommen ohne chemisch-synthetische Pestizide aus.
- Kaufen Sie Weihnachtsbäume aus ökologischer Waldwirtschaft. Diese erkennen Sie am FSC-Siegel.
- Wenn Sie Ihren Weihnachtsbaum selbst im Wald fällen, sollten Sie sich vorab an das örtliche Forstamt wenden. Dabei können Sie sich gleichzeitig nach dem Einsatz von Pestiziden erkundigen.
- Verzichten Sie auf einen „echten“ Weihnachtsbaum. Plantagen für Weihnachtsbäume brauchen immer eine Anbaufläche, die dann nicht für Lebensmittel genutzt werden kann. Ökologischere Alternativen zum Weihnachtsbaum sind beispielsweise Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle oder kreative Objekte aus Naturmaterialien, die Sie festlich schmücken können.
- Ein Weihnachtsbaum aus Plastik ist keine gute Alternative. Er besteht aus fossilen Rohstoffen und enthält oft schädliche Chemikalien wie Weichmacher. In der Regel hat er auch lange Transportwege hinter sich.
Weihnachtsbaum-Verkauf großer Markt
In Deutschland werden jährlich rund 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. 90 Prozent dieser Bäume stammen aus heimischer Produktion, die hier auf großen Plantagen kultiviert werden. Dafür werden rund 50.000 Hektar Fläche gebraucht. Die größten Anbauregionen liegen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Rund 2,4 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich importiert, vor allem aus Dänemark.
Keine Verbesserung bei Pestizidbelastung
Bereits vor drei Jahre haben wir Weihnachtsbäume auf Pestizidrückstände testen lassen. Die Ergebnisse waren ähnlich vernichtend. Leider gab es in diesen drei Jahren keine Verbesserung in Sachen Arten- und Umweltschutz. Das zeigt, dass wir gesetzliche Vorgaben und Kontrollen beim Pestizideinsatz brauchen. Die Bundesregierung muss jetzt schnell ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide vorzulegen. Für das gerade von der EU wiederzugelassene Glyphosat müssen in den nächsten sechs Monaten strenge nationale Beschränkungen für die Anwendung erlassen werden. Die Landwirt*innen müssen bei der Anwendung von nichtchemischen Alternativen unterstützt werden.
Behörden reagieren auf den Fund illegaler Pestizide
In drei Tannenbäumen wurden Rückstände von Pestiziden gefunden, die entweder in der EU oder für Weihnachtsbaumkulturen keine Zulassung haben. In diesen Fällen haben wir die zuständigen Landesbehörden kontaktiert. Folgende Maßnahmen und Ergebnisse der Behörden liegen uns zur Kenntnis vor:
- Bayern: Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat beim Tannenhof Oberweilbach mehrere Bäume analysiert. Es wurde in diesen Proben kein Biphenyl nachgewiesen. Damit liegen keine Beweise für den Einsatz von Biphenyl auf dem Tannenhof Oberweilbach vor.
- Berlin: Das Pflanzenschutzamt Berlin beprobte ebenfalls weitere Bäume des Werderaner Tannenhof auf das hochgiftige und in der EU nicht zugelassene Chlorpyriphos und teilt uns mit: „Die von Ihnen angezeigten Ergebnisse dieser Untersuchungen haben sich teilweise in von uns am 21.12.2023 entnommenen Proben laboranalytisch bestätigt.“ Und auf Nachfrage: „Im Ergebnis der Laboranalytik unserer Probenahme kann ich Ihnen mitteilen, dass wir in den von uns genommenen Proben Rückstände von Chlorpyrifos nachweisen konnten.“ Über Sanktionen wegen des Einsatzes von nicht zugelassenen Pestiziden liegen dem BUND keine Informationen vor.
- Niedersachsen: Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen reagierte auf unsere Meldung und schrieb „Für den festgestellten Wirkstoff tau-Fluvalinat bestehen derzeit gültige Pflanzenschutzmittelzulassungen in Deutschland. Die Zulässigkeit einer Anwendung in der Kultur Weihnachtsbäume erfordert eine weitergehende Überprüfung“. In der offiziellen Datenbank des BVL ist tau-Fluvalinat auch weiterhin nicht zugelassen. Auf Nachfrage antwortete die Landwirtschaftskammer im Februar 2025 „im Zusammenhang mit den von Ihnen beprobten Weihnachtsbäumen ermittelten wir im Januar letzten Jahres im Rahmen einer Vor-Ort-Kontrolle die Herkunft und einen möglichen Erzeugerbetrieb. Dabei stellten wir fest, dass die Bäume aus Dänemark stammten, wo die Anwendung von tau-Fluvalinat zulässig ist. Die Kontrolle wurde daher unsererseits ohne Beanstandungen abgeschlossen.“
Mehr Informationen
- Die vollständigen Test-Ergebnisse
- Ausführlicher Bericht der Tagesschau über den Weihnachtsbaum-Test
- Test-Ergebnisse aus dem Jahr 2020
- Themenseite Pestizide
Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag wurde am 26.02.2025 verändert. Die Redaktion hat die Formulierung der Überschrift so verändert, dass deutlich wird, dass es sich bei den Untersuchungen um Stichproben handelt.
Außerdem wurde eine Aktualisierung für die Fälle eingefügt, in denen wir Rückmeldung von Behörden erhalten haben.
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