BUND-Produkt-Check: PFAS in Kletterseilen

29. November 2023 | Chemie, Nachhaltigkeit

Stichprobenartige Labortests haben ergeben, dass vier von sechs Kletterseilen die Ewigkeitschemikalien PFAS enthalten. Darunter sind auch Kletterseile bekannter Marken.

Eine Frau klettert mit einem Kletterseil an einem Felsen. Vier von sechs getesteten Outdoor-Kletterseilen enthalten die Ewigkeitschemikalien PFAS.  (Bild: Balu Gáspár)

Untersucht wurden Kletterseile, die speziell für nasses Wetter entworfen wurden. Diese werden oft mit dem Zusatz „dry“ gekennzeichnet. Ein unabhängiges Labor hat in den vier belasteten Kletterseilen hohe Konzentrationen von Fluortelomeralkoholen festgestellt. Diese gehören zur Gruppe der PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen).

PFAS sind umwelt- und gesundheitsschädlich

PFAS sind extrem langlebig und verbleiben über Jahrhunderte in der Umwelt. Sie reichern sich in Wasser, Böden, Pflanzen und Lebewesen an. Einige PFAS stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, Niere und Leber zu schädigen und das Immunsystem zu schwächen. Je mehr PFAS in die Umwelt gelangen, umso stärker können sie sich im menschlichen Körper anreichern. Auch jede*r von uns trägt sie mittlerweile in sich. In Deutschland ist bei 20 Prozent der Kinder und Teenager der Wert im Blut so hoch, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht auszuschließen ist.

Das sind die PFAS-Test Ergebnisse

Untersucht wurden sechs Kletterseile auf 61 PFAS-Einzelsubstanzen. Zusätzlich haben wir die Hersteller gefragt, ob sie ein PFAS-freies Sortiment planen.

Diese Kletterseile enthalten PFAS:

  • Mammut, Getestetes Kletterseil: Mammut 9.5 Carg Dry Rope dry. Ein komplett PFAS-freies Sortiment ist nicht geplant, aber ab 2025 sollen zwei neue PFAS-freie Seile auf den Markt kommen.
  • Petzl, Getestetes Kletterseil: Rumba 8,0, Halbseil. Ein komplett PFAS-freies Sortiment ist ab 2024 geplant.
  • Fixe, Getestetes Kletterseil: Rope Fanatic Dry Ø 8,4 mm.  Ein komplett PFAS-freies Sortiment ist für die kommenden Monate geplant.
  • Edelrid, Globetrotter dry 9,6. Ab 2024 soll dieses Seil PFAS-frei sein. Die komplette Edelrid Pro Dry Range soll bis 2025 PFAS-frei sein.

Diese Kletterseile enthalten keine PFAS:

  • Beal, Getestetes Kletterseil Joker Golden Dry, Einfachseil
  • Simond, Decathlon, Ice

Die detaillierten Ergebnisse finden Sie in unserem ToxFox-Produktcheck. PFAS in Kletterseilen können ausdünsten und so in die Umgebungsluft übergehen. Über die Luft und den Hautkontakt können die Chemikalien in unseren Körper gelangen. Outdoor-Kletterseile werden auch in entlegene Natur mitgenommen. Dort belasten PFAS Pflanzen und Tiere. Dabei gibt es längst sichere und umweltschonende Alternativen zu PFAS.

PFAS in vielen Alltagsprodukten

PFAS werden nicht nur in Kletterseilen verwendet. PFAS haben schmutz- und wasserabweisende Eigenschaften und sind hitzebeständig. Deswegen werden sie in vielen Alltagsprodukten verwendet. Die bekanntesten sind wetterfeste Kleidung und Teflon-Küchengeschirr. Aber PFAS sind auch in vielen anderen Produkten enthalten: beschichte Lebensmittelverpackungen, Kosmetika, Zahnseide oder Tennisschläger.

So vermeiden Sie PFAS

  • Kaufen Sie Produkte nur mit den Eigenschaften, die sie wirklich brauchen. Zum Klettern in der Halle und bei trockenem Wetter brauchen Sie in der Regel kein wasserabweisendes Seil.
  • Achten Sie auf die Kennzeichnungen „PFAS frei“, „PFC frei“ oder „fluorcarbonfrei“. Diese Bezeichnungen bedeuten alle, dass das Produkt frei von PFAS ist.
  • Verzichten Sie auf Backpapier und teflonbeschichtete Pfannen.
  • Steigen Sie bei Essensverpackungen auf Mehrweg-Behälter aus Glas, Metall oder Keramik um.
  • Schicken Sie Giftfragen an die Hersteller über die kostenfreie ToxFox-App. Leider sind die Hersteller noch nicht zur Auskunft über alle PFAS verpflichtet. Doch jede Anfrage zeigt, dass Verbraucher*innen Produkte ohne Gift wollen.

Das macht die Politik

In der EU wird derzeit eine Beschränkung der gesamten PFAS-Chemikaliengruppe diskutiert. Diesen Vorschlag hat Deutschland zusammen mit vier weiteren Ländern im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH eingereicht. Noch ist unklar, ob und wann dieser Vorschlag angenommen werden wird. Bisher sind weniger als 20 der über 10.000 Einzelsubstanzen gesetzlich reguliert. Die Verwendung in Alltagsgegenständen wie Kletterseilen, Regenjacken, Skiwachs und Pfannen ist also weiterhin erlaubt. Manche EU-Länder haben bereits auf nationaler Ebene Maßnahmen ergriffen. So hat beispielswiese Dänemark PFAS in Lebensmittelverpackungen verboten. Der BUND macht sich für ein Verbot von PFAS in Alltagsprodukten wie Kosmetika, Lebensmittelverpackungen und Kleidung bis 2025 stark. Bis 2030 muss die gesamte PFAS-Produktion und Verwendung in der EU verboten werden.

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