In einem Interview hat Entwicklungsminister Müller ein Verbot von Plastiktüten gefordert. Deutschland solle dafür nicht auf die EU warten, sondern selbst vorangehen. "Was Ruanda, Kenia und Uganda können, müssen wir auch schaffen", so Müller.
Klar ist: Die Einweg-Plastiktüte verursacht nicht nur Berge von unnötigem Kunststoffmüll. Sie ist auch Symbol für unsere umweltschädliche Wegwerf- und Konsumkultur. Insbesondere die in den meisten Supermärkten immer noch umsonst rausgegebenen sogenannten "Hemdchentüten" für Obst und Gemüse sind hier ein Problem.
Papier ist nicht die Lösung!
Um dieses Problem zu lösen, muss der Fokus jedoch generell darauf liegen, Mehrwegsysteme zu etablieren. Denn ein Tütenverbot darf nicht dazu führen, dass Obst und Gemüse von vornherein vermehrt verpackt werden. Auch bringt es nichts, die verbotenen Plastiktüten einfach durch Papiertüten zu ersetzen. Diese hätten nämlich nur einen einzigen ökologischen Vorteil gegenüber dem Plastik: Achtlos in die Natur geworfen würden sie sich in relativ kurzer Zeit zersetzen.
Doch wie oft kommt das in Deutschland tatsächlich vor? In der Regel werden beide Einwegtüten – egal, ob aus Plastik oder Papier – einmal für das Nachhausetragen der Einkäufe genutzt. Danach landen sie im Restmüll – oder werden im besten Fall getrennt gesammelt und recycelt. Aufgrund des höheren Material- und Ressourcenbedarfs wären die negativen Umweltauswirkungen der Papiertüte unter diesen Umständen sogar größer als bei der Einmal-Plastiktüte.
Mehrweg statt Einweg
Wichtig ist also, dass (Einweg-)Plastiktüten vermieden und nicht einfach verboten und durch andere Einwegtüten ersetzt werden. Um das zu erreichen, fordert der BUND einen verpflichtenden Pauschalbetrag, der auf alle Tüten in allen Branchen erhoben werden soll. Denn die "freiwillige Selbstverpflichtung" des Handels hat zwar zu einer Reduktion des Plastiktütenverbrauchs geführt. Trotzdem werden in Deutschland noch immer etwa 2,4 Milliarden Stück jährlich verwendet. Das entsprich knapp 30 Plastiktüten pro Kopf – und in diese Rechnung sind die "Hemdchenbeutel" noch gar nicht einbezogen!
Die Plastiktütenabgabe sollte nicht nur verpflichtend auf die Kund*innen umgelegt werden. Sie muss auch hoch genug sein, damit sich die Konsummuster tatsächlich ändern. Die aus der Abgabe generierten Einnahmen sollten dann für den Umwelt- und Naturschutz eingesetzt werden. Beispielsweise könnte damit eine umfangreiche Aufklärungskampagne über die Grenzen des Recyclings von Kunststoffen sowie den Umfang und die Gefahren des Eintrags von Plastik in die Umwelt und unsere Nahrungsmittel gestartet werden.
Übrigens: Der beste Mehrwegbeutel ist immer der, der bereits im eigenen Schrank hängt, nicht neu produziert werden muss und vor allem möglichst oft verwendet wird. Wenn es tatsächlich einmal um die Neuanschaffung einer Einkaufstasche geht, ist der stabile Beutel aus recyceltem Kunststoffgewebe die umweltfreundlichste Alternative.