Gerade Eltern schätzen Funktionskleidung für ihre Kinder. Winddicht, regenfest und atmungsaktiv sind dabei die entscheidenden Kaufkriterien. Das geht jedoch bei Outdoor-Produkten häufig mit per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) einher. PFAS gelten als umwelt- und gesundheitsschädlich. Gleichzeitig sind sie hochbeständig und können sich in der Umwelt langfristig anreichern.
Hochgiftige PFAS ohne Kennzeichnung
Das Ergebnis: In 35 von 56 getesteten Kinderoutdoorjacken wurden durch unabhängige Labore PFAS nachgewiesen. Die Testreihe wurde weltweit mit 13 weiteren Umweltschutzgruppen aus Afrika, Europa, Asien und Nordamerika durchgeführt.
Ausgeschlossen vom Test war Kleidung, die offensichtlich PFAS enthält, z.B. durch die Verwendung von PTFE-Membranbeschichtungen. Bei uns ist das Material vor allem durch den Markennamen Gore-Tex bekannt.
Für Verbraucher*innen war die PFAS-Belastung der wasserabweisenden Jacken also nicht erkennbar. In 16 Fällen wurden sogar in der EU geltende Grenzwerte überschritten. Am häufigsten wurde PFOA (Perfluoroctansäure) nachgewiesen, eine hochtoxische PFAS-Verbindung, die für ein weltweites Verbot gelistet ist.
Leider eine Frage des Wohlstands
Jacken aus Mitteleuropa, wo nachhaltige Produkte deutlich stärker gefragt sind, waren weitgehend PFAS-frei. Bekannte Marken, wie Vaude, North Face und Black Diamond, haben ihr Versprechen, auf PFAS zu verzichten, offenbar mit Erfolg umgesetzt. Andere Hersteller wie Deuter, Jack Wolfskin und Mammut haben bereits ihren Ausstieg angekündigt.
In Regionen mit niedrigen Umweltstandards wurden jedoch viele mit PFAS belastete Produkte im Handel gefunden. In unserem Nachbarland Tschechien war kein einziges Kleidungsstück im Test frei von PFAS. Die EU muss mit konsequenten PFAS-Beschränkungen eingreifen – am besten schon beim Import mit einem starken Lieferkettengesetz.
Alternativen sind da
Immerhin ließen sich im Umkehrschluss in 21 Kleidungsstücken keine PFAS nachweisen – bei ähnlichem funktionellen Design. PFAS-freie Produktion bei gleicher Funktionalität ist möglich. Umso tragischer ist es, dass viele Produzent*innen weltweit an der Stoffgruppe festhalten.
Der freiwillige Ausstieg von Herstellern wird nicht die Wende bringen. Wir brauchen daher ein Verbot der gesamten PFAS-Gruppe und einen kompletten Ausstieg bis 2030. Wir fordern zudem ein sofortiges Verbot in Essensverpackungen, Kosmetik, Kleidung und anderen verbrauchernahen Anwendungen, da Alternativen jetzt schon vorhanden sind.
Der Nachweis von PFAS ist ein Albtraum – nur Spitze des Eisbergs erkennbar
Es konnten im Test insgesamt nur 15 PFAS-Verbindungen direkt identifiziert werden. Von der Industrie werden aber über 10000 PFAS eingesetzt. Es mangelt schlichtweg an geeigneten Analysemethoden für Einzelverbindungen.
Hinzu kommt: Textilhersteller halten Informationen zu verwendeten PFAS zurück. Mit der Messung des sogenannten EOF-Wertes lässt sich aber bestimmen, ob PFAS sich in einer Probe befinden oder nicht. Welche das sind und welche gesundheitlichen Risiken damit verbunden sind, bleibt oft verborgen.
Mehr Informationen
- Factsheet „PFAS in Kinder-Outdoorjacken“ mit Informationen zur Methodik und Messwerten der Proben aus Europa
- Allgemeine Informationen zu PFAS
- PFAS-Produktest Zahnseide und Kletterseile