Der Kleingarten soll noch grüner werden

20. Februar 2024 | Lebensräume, Schmetterlinge, Naturschutz, Wildbienen

Kleingärten sind Rückzugsorte für Stadtbewohner*innen. Ein spannender Ort, an dem Natur auf wenig Raum geschaffen wird. Seine Gestaltung spiegelt unser Verhältnis zur Umwelt wider und sagt damit viel über uns selbst aus. Ein Gespräch mit Thomas Kleinworth vom Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands.

Kleingartenarbeit - mit der Schubkarre, aber ohne Einsatz von Giften. Kleingartenarbeit sorgt für grüne Erholung und für Lebensräume.  (andreas160578 / pixabay.de)

Herr Kleinworth, welche Bedeutung haben Kleingärten für unsere Natur, speziell die Stadtnatur?

Der Kleingarten wird als Rückzugsraum in der Stadt immer wichtiger. Von Käfern über Tag- und Nachtfalter bis zu Vögeln konzentrieren sich viele Arten heute in Kleingärten, weil das städtische Umfeld immer lebensfeindlicher wird.

Kleingärten haftet mitunter etwas Enges an. Doch Nachwuchssorgen scheinen Sie nicht zu haben. Was zeichnet heute Ihre Klientel aus?

Vor allem, dass sie sehr vielfältig ist, von Alleinstehenden bis zur Großfamilie und von Jung bis Alt. Der Altersdurchschnitt ist zuletzt deutlich gesunken, die Nachfrage ist riesig gerade bei jungen Familien, die sonst nicht so leicht ins Grüne kommen. Manche bevorzugen noch das Gärtnern im rechten Winkel, andere orientieren sich mehr an der Natur. Was uns alle verbindet, ist das Ziel, Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen. Das bleibt eine wichtige Vorgabe. Und gerade das wollen die Leute heute wieder – selbst etwas ökologisch erzeugen und ernten.

Wohin entwickeln sich die Kleingärten in einer Welt, deren Vielfalt schwindet und deren Klima sich rasant verändert?

Als Verband raten wir immer mehr dazu, auf Pflanzenschutzmittel aller Art zu verzichten. Von Herbiziden im Kleingarten haben wir uns schon vor Jahren verabschiedet. Viel Potenzial sehen wir darin, ein Zukunftskonzept wie die Kreislaufwirtschaft, die man in Gärten erfahren kann, mit Kindern und Jugendlichen zu teilen.

Wir fordern Pestizide im Privatgarten zu verbieten. Was meinen Sie?

Die Diskussion im Verband geht tatsächlich stark in die Richtung, auf chemischsynthetische Pestizide verzichten zu können. Doch wer seinen Salat anbaut, will ihn natürlich auch ernten – ganz ohne Schneckenkorn geht das für manche noch nicht. Und wer weiß, welche neuen Schädlinge uns die Zukunft bringt und wie man denen dann beikommt …

Sind denn die Prinzipien des naturnahen Gärtnerns mit dem Regelwerk der Kleingärten vereinbar?

Das Verhältnis ist schon viel entspannter geworden. Unser Bundesgesetz schreibt den Anbau von Obst und Gemüse für den Eigenbedarf vor. Doch wie man das gärtnerisch umsetzt, ist jedem freigestellt. Klar ist: Im Mittelpunkt steht nicht der Wildwuchs, sondern immer das Gärtnern. Zu diesem Zweck hat man uns das Land ja überlassen. Dass man den Nützlingen dabei natürliche Nischen bietet, wird in der Tat gefördert.

Müssen Kleingärten in Ballungsräumen bald als gefährdete Lebensräume gelten?

Gerade in den Metropolen wird der Ruf nach mehr Wohnungsbau lauter, die Flächenkonkurrenz steigt. Wir weisen Kommunen immer darauf hin, erst gewerbliche und andere Brachen zu nutzen, bevor es an die Kleingärten geht. Ein gutes Argument hat sicher, wer seinen Garten naturnah bewirtschaftet und eine große Vielfalt nachweisen kann. Auch deshalb empfehlen wir den Vereinen, der Natur mehr Raum zu bieten als in Freizeitgärten mit Rasen, Rosen und Koniferen.

Warum kooperiert Ihr Verband mit dem BUND?

Wir wollen uns zu einem grüneren Verband entwickeln. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Ihnen sind uns da sehr wichtig. Zudem sehe ich bei unseren politischen Zielen eine große Schnittmenge.

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