Obwohl Temu in Deutschland erst seit April 2023 aktiv ist, zählt die Plattform bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Für den gesamten Onlinehandel betrug der Umsatz im Jahr 2023 in Deutschland rund 85 Milliarden Euro – Tendenz steigend.
Mehrheit der Online-Produkte verstoßen gegen EU-Chemikalienrecht
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat in einer stichprobenartigen Untersuchung im Jahr 2021 festgestellt, dass die Mehrheit der Online-Produkte gegen das EU-Chemikalienrecht verstößt. Von 2018 bis 2022 erhöhte sich außerdem der Anteil an Produkten mit verbotenen Chemikalien um ein Drittel. Und darin erfasst sind nur die offiziell festgestellten illegalen Produkte. Der tatsächliche Umfang liegt vermutlich deutlich höher, denn die Masse an Produkten lässt sich gar nicht kontrollieren und Informationen über schädliche Chemikalien stehen meist nicht in der Produktbeschreibung. Für Käufer*innen ist es meist unmöglich, selbst festzustellen, ob das gekaufte Produkt Schadstoffe enthält.
Zu den gefundenen Substanzen gehören unter anderem Formaldehyd, Blei und verschiedene Phthalate. Die können Krebs verursachen, das Nervensystem schädigen und Fortpflanzungsfunktionen beeinträchtigen – bei hohen Konzentrationen sogar bis zur Unfruchtbarkeit.
Temu im Visier
Dieser Problematik will die EU-Kommission jetzt begegnen. Sie hat den chinesischen Onlineshop im Verdacht, EU-Recht zu verletzen. Denn es gibt ein Gesetz für digitale Dienste, das Verbraucher*innen und ihre Grundrechte auch im Internet schützt. Bei Temu hingegen würden einige unseriöse Händler erneut auftauchen, obwohl sie zuvor gesperrt worden seien. Deshalb der Vorwurf: Die Plattform geht nicht genug gegen illegale Produkte auf ihrer Seite vor.
Dieses Verfahren beschränkt sich zunächst auf speziell diesen Onlinehändler. Alternativ bei ähnlichen Anbietern zu bestellen ist jedoch keine Lösung: Denn die Konkurrenz bringt die gleichen Probleme mit sich.
Rechtsgutachten: Marktüberwachung hinkt rasant wachsendem Online-Handel hinterher
Aus einem BUND-Rechtsgutachten ging bereits im Jahr 2023 hervor, dass die Überwachung des Marktes für Produkte, die verbotene Chemikalien enthalten, dem rasanten Anstieg des Online-Handels hinterherhinkt. Angemessene Kontrollen sind bei der gegenwärtigen Praxis nicht möglich. Das laut EU-Recht gebotene Schutzniveau für Verbraucher*innen und Umwelt ist systematisch nicht gegeben, wie die BUND Auswertungen zeigen.
Viel CO2 durch Transport
Neben der Schadstoffbelastung gibt es auch noch ein anderes Problem mit den Produkten von Temu, Shein und Co: Sie halten nicht lange. Ein T-Shirt ist zwar günstig, zerfällt aber wegen der schlechten Qualität nach kurzer Zeit. Mehr noch: Bevor die Bestellung im Briefkasten landet, ist dieser Quasi-Müll bereits im Flugzeug rund um die Welt geflogen. Dabei verursacht er zehn- bis zwanzigmal mehr Treibhausgase als bei Handelswegen übers Wasser und Land. Das belastet unser Klima und die Umwelt enorm.
So geht es nachhhaltiger
Nachhaltiger ist es, auf sichere und langlebige Produkte zu setzen. Second Hand Produkte enthalten in der Regel weniger Schadstoffe, denn die haben sich mit der Zeit herausgewaschen. Auf Flohmärkten, über lokale Online-Marktplätze, Kleidertauschparties oder Second-Hand-Läden gibt es inzwischen ein breites und attraktives Angebot.
Reparaturbonus nutzen und Repaircafés finden
Kaputte Kleidung oder Gegenstände lassen sich meist leichter als gedacht selbst reparieren. Bei kniffligeren Problemen helfen Repaircafés. In Thüringen, Sachsen und Berlin gibt es einen Reparaturbonus für Elektrogeräte. Wie dieser konkret funktioniert erfahren Sie hier. Dort finden Sie außerdem das nächste BUND-Repaircafé in Ihrer Nähe.
ToxFox-App prüft Alltagsprodukte auf Schadstoffe
Schicken Sie Giftfragen an Händler oder Hersteller über die kostenfreie ToxFox-App. Diese sind gesetzlich dazu verpflichtet mitzuteilen, wenn ein Produkt besonders besorgniserregende Stoffe enthält. Jede Anfrage zeigt, dass Verbraucher*innen Produkte ohne Gift wollen.
Alltag ohne Gift
Viele Alltagsprodukte enthalten gesundheits- und umweltschädliche Substanzen, wie unsere Labortests immer wieder zeigen. Tag für Tag kommen wir mit ihnen in Kontakt. Mit Chemikalien, deren Folgen für unseren Körper und die Umwelt z.T. noch gar nicht genau erforscht sind. Damit muss Schluss sein! Wir setzen uns für einen Alltag ohne Gift und für einen nachhaltigen Umbau der Chemieindustrie ein. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns dabei. Vielen Dank.