Friedhöfe können Oasen für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten sein.
(Bild: Kerstin Schneider/BUND BW)
Die richtige Wahl der Pflanzen hängt davon ab, wie viel Zeit Sie in die Grabpflege stecken möchten und welche Größe und Standort das Grab hat. Es gibt aber einige Tipps, die für alle Gräber gelten:
- Nutzen Sie Erde ohne Torf. Torf wird aus Mooren gewonnen, die wir dringend im Kampf gegen die Klimakrise brauchen.
- Verzichten Sie auf Pestizide. Die schädigen Insekten massiv.
- Setzen Sie auf heimische Blühpflanzen. Sie bieten Wildbienen und Schmetterlingen Nahrung.
- Wählen Sie die Blühpflanzen so, dass sie zeitversetzt über einen möglichst langen Zeitraum blühen. Dann haben Bienen über Monate hinweg ein Nahrungsangebot.
- Lassen Sie markhaltige Stängel stehen. Wildbienen nutzen das Mark für Brutkammern. Instabile markhaltige Fruchtstände können Sie zusammenbinden: Das sorgt im Winter, wenn alles verblüht ist, für eine optisch attraktive Struktur auf dem Grab.
- Lassen Sie Herbst-Laub zumindest stellenweise liegen. Das bietet Insekten und Kleinsäugern Unterschlupf.
- Stellen Sie im Sommer eine kleine flache Schale mit Wasser für Insekten auf.
Geeignete Grabpflanzen nach Standort
Welche Pflanzen geeignet sind, ist abhängig vom Standort. Wir stellen Ihnen für schattigen und sonnigen Standort geeignete Sträucher, Stauden und Bodendecker vor. Achten Sie dabei auf heimische statt gezüchtete Sorten. Die heimischen Arten kommen mit unserem Klima gut zurecht und bieten Futter für unsere Insekten. Alle Pflanzen, die wir hier vorstellen, kommen auch mit wenig Pflege klar und müssen, wenn sie einmal angewachsen sind, im Sommer nicht ständig gegossen werden.
Diese Pflanzen eigenen sich für Gräber an einem schattigen und feuchten Standort:
Kleinwüchsige Sträucher:
- Kleines Immergrün (Vinca minor)
Stauden:
- Große Sternmiere (Stellaria holostea)
- Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)
- Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
- Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris)
- Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica)
- Leberblümchen (Hepatica nobilis)
- Schneeglöckchen (Galanthus nivalis)
Bodendecker:
- Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
- Frühlings-Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Diese Pflanzen eigenen sich für Gräber an einem sonnigen und trockenen Standort:
Kleinwüchsige Sträucher:
- Färber-Ginster (Genista tinctoria)
- Heidekraut (Calluna vulgaris)
Stauden:
- Gold-Aster (Aster linosyris)
- Weiße Lichtnelke (Silene latifolia)
- Flockenblumen (Centaurea jacea und scabiosae)
- Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria)
- Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare)
- Traubige Graslilie (Anthericum liliago)
- Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
Bodendecker:
- Frühlings-Fingerkraut (Potentilla verna)
- Feld-Thymian (Thymus pulegioides)
Trauerblumen: Heimisch statt gezüchtet
Lilien, weiße Nelken und Vergißmeinnicht sind in unserem Kulturraum klassische Trauerblumen, die eine Symbolik mittransportieren. Viele dieser Pflanzen werden in ihrer Zuchtform verwendet. Dabei gibt es auch heimische Arten dieser Pflanzen, von denen dann auch Bienen und Schmetterlinge profitieren: Weiße Lichtnelke (Silene latifolia), Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) oder die traubige Graslilie (Anthericum liliago). Fragen Sie in Ihrer Gärtnerei vor Ort, ob sie diese Pflanzen im Sortiment haben oder suchen Sie im Internet gezielt nach Gärtnereien, die heimische und bio-zertifizierte Pflanzen verkaufen.
Veränderte Bestattungskultur: Mehr Platz auf dem Friedhof
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bestattungskultur verändert. Statt der traditionellen Erdbestattung wählen immer mehr Menschen eine Feuerbestattung mit Urnengrab, denn eine Feuerbestattung kostet weniger Geld. Damit entsteht mehr freie Fläche auf den Friedhöfen. Die müssen dann von Kommunen gepflegt werden, was Geld kostet und Personal braucht. Statt eines eintönig kurz gemähten Rasens können diese Flächen zu Oasen des Artenschutzes oder zu einem Ort der Lebendigkeit inmitten eines Friedhofs werden. Erfreulicherweise gibt es immer mehr Kommunen, die ihre Friedhofsflächen naturnah und insektenfreundlich gestalten möchten. Der BUND hat gemeinsam mit Kommunen Modellprojekte zu naturnahen Friedhöfen umgesetzt.
Hier hat der BUND Friedhöfe naturnaher gestaltet
Der BUND Baden-Württemberg hat mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg wertvolle Lebensräume auf ungenutzten Friedhofsflächen geschaffen. In Heidelberg, Stuttgart, Biberach und Singen wurden Staudenbeete und Blühwiesen mit bienen- und schmetterlingsfreundlichen Blumen angelegt. Außerdem wurden Nistmöglichkeiten wie Holzstelen und Totholzhaufen für Wildbienen und andere Insekten geschaffen. Mit Mustergräbern auf vier Friedhöfen zeigt der BUND, wie ein insektenfreundliches, naturnahes Grab aussehen kann. Informationen zu dem Modellprojekt finden Sie hier. In der kostenlosen Broschüre „Praxistipps Insektenfreundlicher Friedhof“ stellt der BUND Baden-Württemberg allen, die nicht in der Umgebung wohnen, das Wissen zur Verfügung. Auch der BUND Niedersachsen hat in dem Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ von 2017-2020 vier Friedhöfe zu Wildbienen-Oasen umgestaltet. Es wurden Blühwiesen angelegt, Streuobstwiesen mit regionalen Obstsorten, Stauden und Gehölzen gepflanzt, 16 bienenfreundliche Mustergräber angelegt und Friedhofsgärtner*innen zu den Themen Totholz, Bienenweiden, ökologisches Mähen und Nisthilfen geschult. Mehr Informationen zu dem BUND-Projekt in Niedersachen finden Sie hier. Auch der BUND Niedersachen sammelt viele Tipps in der kostenlosen Broschüre „Ökologische Nische Friedhof“. Der BUND Köln dokumentiert mit dem Buchprojekt „Der Jüdische Friedhof in Köln-Deutz: Gedenkort voller Leben“, wie viel Biodiversität in einer Stadt möglich ist.