Autos raus, Leben rein – 4 Aktionsideen für eine lebenswerte Stadt

11. März 2025 | Mobilität

Städte sollten Orte der Begegnung und des Lebens sein, nicht riesige Abstellflächen für Blech. Während der Platz für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen oft knapp ist, dominieren Autos unsere Straßen. Endlose Reihen von Parkplätzen nehmen Flächen ein, die stattdessen grüne Oasen, Spielplätze oder Begegnungsorte sein könnten. Wir bringen vier Ideen mit, wie Sie Ihre Nachbarschaft für eine grünere Stadt begeistern können.

Mit unseren kreativen Tipps können Sie Aktionen zur alternativen Raumnutzung starten.  (BUND Hannover, BUND Mainz, BUND Leipzig, BUND Dresden)

1. Aktionsidee: Parking Day

Der internationale PARKing Day findet an jedem dritten Freitag im September im Rahmen der jährlichen Europäischen Mobilitätswoche statt. Die Aktion funktioniert so: Ein Auto-Parkplatz im öffentlichen Straßenraum wird für einen bestimmten Zeitraum umgenutzt, zum Beispiel als grüne Oase, Sitzgelegenheit, Begegnungsort, Fahrradabstellfläche oder Ähnliches. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ziel ist aufzuzeigen, wieviel sinnvoller die Fläche genutzt werden könnte und wie schön der öffentliche Raum sein könnte, wenn herumstehende Autos nicht den Platz klauen würden.

Vorbereitung

Für eine solche Aktion muss eine stationäre Kundgebung bei der örtlichen Versammlungsbehörde angemeldet werden. Diese Anmeldung ist kostenlos und das gute Recht aller Einwohner*innen einer Stadt. In den meisten Städten ist die Anmeldung unkompliziert online möglich. Als Kundgebungsort wird die konkrete Parklücke (oder mehrere) angegeben.

Der Zeitraum der Aktion muss angegeben werden und die Anzahl der Teilnehmenden (für einen so kleinen Kundgebungsraum reichen meist 3-5 Personen). Die Versammlungsbehörde wird auf die Anmeldung antworten und ggf. Nachfragen stellen, ganz selten wird zu einem Gespräch eingeladen, um Details der Umsetzung abzuklären.

Durchführung

Sobald die Anmeldung bestätigt ist, beginnt die Planung: Welche Gegenstände sollen auf die Fläche gestellt werden, was wird dort angeboten, wird die Veranstaltung öffentlich beworben? Achtet bitte darauf, dass der fließende Verkehr keine Gefahrenquelle darstellen kann.

Für die Außenwirkung der Aktion muss die Presse rechtzeitig informiert werden. Laden Sie auch Anwohner*innen und ggf. Geschäftsinhaber*innen zu der Aktion ein. Während der Aktion viele Fotos machen und diese für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen!

2. Aktionsidee: Wanderbäume

Wanderbäume sind echte, junge Bäume, die in fahrbaren Modulen im öffentlichen Raum abgestellt werden können. Meist sind die Module aus Holz und stellen gleichzeitig auch Sitzgelegenheiten dar. Insbesondere in Straßen, in denen es keine Bäume gibt, können Wanderbäume eine Vorstellung vermitteln, wie schön es mit mehr Grün sein könnte. Durch die fahrbaren Module können die Bäume im Winter in geschützte Quartiere gebracht werden. Auf Auto-Parkplätzen abgestellt, verbinden Wanderbäume die Ziele der Autoreduzierung und der Stadtbegrünung perfekt miteinander.

Vorbereitung 

Wanderbäume gibt es mittlerweile in einigen Städten in Deutschland, im Internet findet man Bauanleitungen für die Module. Wenn das Modul fahrbar ist, kann der Wanderbaum auf einem Parkplatz abgestellt werden und muss nach §12(3b) StVO alle 14 Tage umgeparkt werden. Doch einige Stadtverwaltungen interpretieren diesen Paragraphen leider nicht für Wanderbäume, sodass eine Sondernutzungsgenehmigung gefordert wird. Diese kann beantragt werden und kostet meist eine geringe Verwaltungsgebühr. Viele Stadtverwaltungen sind mittlerweile offen für Wanderbaumprojekte und bieten Unterstützung an. Wenn die Sondernutzung genehmigt ist, kann der Wanderbaum auch deutlich länger als zwei Wochen am Standort bleiben.

Durchführung 

Es bietet sich an, in der Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt auch Baumpatenschaften anzubieten, sodass die Nachbarschaft in die Pflege der Bäume einbezogen werden kann.

3. Aktionsidee: Parklets

Ein Parklet ist eine Konstruktion aus Aufbauten auf der Fläche eines ehemaligen Parkplatzes und stellt ein sogenanntes Stadtmöbel dar. Häufig sind Parklets Sitzmöglichkeiten aus Holz, Hochbeete, kleine Spielplätze oder Fahrradabstellmöglichkeiten. Die Aufbauten haben exakt die Größe einer Parklücke und sind für die Allgemeinheit nutzbar. Man kennt Parklets in Deutschland häufig als Freisitze vor Restaurants oder Cafés

Vorbereitung

Als Aktionsform sind Parklets eher als längerfristiges Projekt anzusehen, in einigen Städten gibt es auch Fördermöglichkeiten für den Bau eines Parklets. Bauanleitungen finden sich in verschiedenen Varianten im Internet. Für das Platzieren des Parklets im öffentlichen Raum ist meist eine Sondernutzungsgenehmigung notwendig, die zuvor bei der Stadtverwaltung beantragt werden muss und meist eine geringe Verwaltungsgebühr erfordert.

Durchführung

Wenn das Parklet einen fahrbaren Untersatz hat, kann es im Winter einquartiert werden, ansonsten ist auf witterungsfestes Material zu achten. Auch bei dieser Aktionsidee bietet es sich an, die Nachbarschaft für die Pflege des Parklets mit einzubeziehen. Es hat sich bewährt, eine kleine Box am Parklet anzubringen, um Feedback der Nutzenden einholen zu können.

4. Aktionsidee: Popup-Bikelane

Die Popup-Bikelane, auch temporärer Radstreifen genannt, lässt öffentlichen Raum für einen begrenzten Zeitraum dem Radverkehr zugutekommen. So können Parkstreifen oder die rechte Fahrspur einer mehrspurigen Straße als Radfahrstreifen genutzt werden. Da es sich um eine Aktionsform handelt, die das Versammlungsrecht nutzt, kommen Flächen in Frage, die sonst dem Autoverkehr vorbehalten sind. So wird für einige Stunden erlebbar, wie sinnvoll sichere Radstreifen dort wären, wo sie bisher fehlen.

Vorbereitung

Wenn die Stelle für die Aktion ausgewählt ist, wird eine stationäre Kundgebung bei der örtlichen Versammlungsbehörde angemeldet. Die Anmeldung ist kostenlos und in den meisten Städten online möglich. Als Kundgebungsort wird der Parkstreifen oder die Fahrspur mit Anfangs- und Endpunkt angegeben. Es lohnt sich, bei der Anmeldung noch die Anmerkung hinzuzufügen „Zur Gewährleistung der Sicherheit der zu erwartenden Versammlungsteilnehmer*innen bitten wir darum, den angezeigten Versammlungsort mit Baken abzusichern. Zudem wäre eine Beschilderung an dem Tag für Radfahrende wünschenswert, damit der Zweck der Absperrung sichtbar wird.“ Durch diesen Zusatz haben die Versammlungsbehörden schon häufig Baken und Schilder aufstellen lassen, was für die Aktion sehr hilfreich ist. Nach der Anmeldung wird die Behörde auf die Anmeldung antworten und ggf. Nachfragen stellen, ganz selten wird zu einem Gespräch eingeladen, um Details der Umsetzung abzuklären.

Durchführung

Als Material für die Aktion bieten sich Fahnen und Banner an, um die Sichtbarkeit zu erhöhen. Praktisch sind auch Radteppiche in Grün oder Rot, damit die Spur als Radstreifen erkennbar ist. Auch Radweg-Schilder können gebastelt und neben der Spur aufgehangen werden. Bitte nicht vergessen, rechtzeitig die Presse, Anwohner*innen und die Rad-Community einzuladen und schöne Fotos während der Aktion zu machen. Auch Flyer können verteilt werden. Zudem bietet sich eine Verkehrszählung an der Problemstelle an.

Mehr Lebensqualität durch weniger Autos

Heute sind rund 80 Prozent der öffentlichen Straßenflächen in Städten für fahrende und parkende Autos reserviert. Doch die Straße gehört uns allen, also auch den Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und den Nutzer*innen des öffentlichen Personennahverkehrs. Mit der Broschüre „Stadtraum FAIRteilen“ möchten wir Ihnen gute Beispiele und konkrete Maßnahmen an die Hand geben, wie vor Ort mehr Platz für lebenswerte Städte geschaffen werden kann. Nehmen Sie die Inhalte dieser Broschüre mit in die Gespräche und Verhandlungen mit Politiker*innen, mit der Verwaltung, mit Nachbar*innen, in die Öffentlichkeit – wo auch immer Sie sich für eine zukunftsfähige Mobilität einsetzen möchten.

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