So blüht Ihre Kommune auf – mehr Stadtnatur durch eine Biodiversitätsstrategie

10. Januar 2024 | BUND, Klimawandel, Naturschutz, Lebensräume

Städte sind für Mensch und Natur ein Mosaik aus Lebensräumen. Damit Stadtnatur besser geschützt und entwickelt wird, sind konkrete Konzepte gefragt. Dafür eignet sich besonders eine kommunale Biodiversitätsstrategie. Wir erklären, wie das funktioniert.

Stadtnatur– grüne Freiräume schaffen Raum für Mensch und Natur schaffen. Beispiel: Stadtteilgarten Schillerkiez in Berlin.  (fotografixx / iStock.com)

Die meisten Menschen in Deutschland leben in Städten und wünschen sich mehr Grün vor der Haustür. Gerade in Zeiten der Klimaerhitzung sorgen Grünflächen für ein angenehmes Stadtklima. Daher wollen wir haupt- und ehrenamtliche Akteur*innen ermutigen, auf ihre Kommune zuzugehen und eine Biodiversitätsstrategie zu initiieren. In diesem Tipp lernen Sie, was eine kommunale Biodiversitätsstrategie ist und wie sie dazu beiträgt, die Stadtnatur zu schützen. Wir zeigen Möglichkeiten der kommunalen Beteiligung auf und geben Tipps, wie Sie sich Verbündete ins Boot holen.

Warum ist eine hohe Biodiversität gut für die Stadt?

  1. Für ein gutes Stadtklima: Die Temperaturdifferenz zwischen dicht bebauten Stadtzentren und dem Umland kann im Hochsommer mehr als 10°C betragen. Ein zentraler Schlüssel gegen die Hitzefalle ist mehr Stadtgrün – Bäume helfen als Schattenspender, Temperatursenker und Luftreiniger. Die Verdunstung bei Stadtgrün und Gewässern bietet einen deutlichen Kühlungseffekt.
  2. Für besseren Klimaschutz: Pflanzen und Böden in Städten binden bei richtiger Pflege das Treibhausgas CO2 und tragen so zum Klimaschutz bei. Dach- und Fassadenbegrünungen erhöhen die Energieeffizienz von Gebäuden und sparen Energie ein, die für Heizen oder Kühlen eingesetzt worden wäre.
  3. Für saubere Luft: Städtisches Grün kann Luftschadstoffe wie Feinstaub binden und direkt zu besserer Luftqualität beitragen. Nicht nur Straßenbäume, sondern auch wildwachsende Pflanzen am Wegesrand tragen dazu bei.
  4. Für weniger Lärm: Lebendige Strukturen schaffen Abstand zu Lärmquellen wie lauten Straßen. Sie können aber noch mehr, nämlich Schall absorbieren, reflektieren und streuen, und so Lärm aktiv mindern.
  5. Für funktionsfähige Böden und Gewässer: Der Boden erfüllt wichtige Funktionen als Filter und Puffer. Unversiegelte und mit Pflanzen bewachsene Flächen sorgen dafür, dass Regenwasser vor Ort versickern kann und Grundwasser gebildet wird.
  6. Für die Gesundheit: Es ist offensichtlich – weniger Lärm, Luftverschmutzung und klimatische Extreme wirken sich direkt positiv auf die körperliche Gesundheit der Menschen aus. Die Wirkung auf die seelische Gesundheit darf aber nicht unterschätzt werden: Menschen genießen die grünen Oasen und kommen hier zur Ruhe.
  7. Für den sozialen Zusammenhalt: Sozial benachteiligte Quartiere haben oft weniger Zugang zu Grünflächen – hier sorgt Stadtnatur für mehr Umweltgerechtigkeit. Parks sind Orte für Begegnung, Spiel und Bewegung. Neue Formen von Stadtgrün wie interkulturelle Gärten schaffen Teilhabe und sozialen Austausch.
  8. Naturerfahrung und Umweltbildung in der Stadt: Naturerfahrungsräume, grüne Lernorte und urbane Wildnis fördern eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Menschen jeden Alters bekommen Einblick in ökologische Zusammenhänge und erhalten Raum, sich frei und kreativ zu entfalten.
  9. Attraktivität der Stadt: Eine vielfältige Stadtnatur lädt zum Verweilen ein und macht die Stadt attraktiv für Besuchende. Auch die Tourismusbranche kann von Biodiversität profitieren

Warum können besonders Kommunen etwas bewirken?

Vor Ort liegt das Wissen über den Naturraum. Und auf der Ebene der Kommune können viele Entscheidungen getroffen werden, um die biologische Vielfalt vor der eigenen Haustür zu schützen und auszubauen.

  • Kommunen sind Landbesitzer: Sie besitzen Land, pflegen Wegränder, verwalten Grundstücke und Gebäude und können damit unmittelbar biologische Vielfalt schützen.
  • Kommunen sind erreichbar: Ihre Vertreter*innen sind auf der politischen Ebene und in der Verwaltung für die Bürger*innen direkt ansprechbar und verantwortlich.
  • Kommunen haben Budget: Sie stellen einen Haushalt auf und können eigene Schwerpunkte setzen.
  • Kommunen haben die Planungshoheit: Sie können die Biodiversität frühzeitig berücksichtigen, beispielsweise, indem in Bebauungsplänen verbindliche Maßnahmen zum Schutz von Gebäudebrütern festgesetzt werden – ebenso wie Richtwerte zur Dachbegrünung auf Neubauten. Außerdem können sie Grünordnungspläne aufstellen.
  • Kommunen sind lokal vernetzt: Sie haben engen Kontakt zu Land- und Forstwirtschaft, Vereinen, Kirchen, Grundbesitzer*innen und Unternehmen, die ebenfalls wichtige Akteure für den Schutz der biologischen Vielfalt sind. Kommunen können damit Brückenbauer zwischen Naturschutz und anderen Interessensgruppen in der Gesellschaft sein

Was ist eine Biodiversitätsstrategie?

Eine Biodiversitätsstrategie ist eine systematische Erfassung und Bestandsaufnahme, Darstellung und Abstimmung von Naturschutzaktivitäten. Sie beschreibt den ökologischen Ist-Zustand der Kommune und formuliert eine gemeinsam getragene Vision für den kommunalen Naturschutz. Eine Strategie setzt kurz-, mittel- und langfristige Meilensteine für den Erhalt und die Verbesserung der Biodiversität. Sie ist ein informeller Ansatz ohne gesetzlich festgelegten Rahme und daher variabel in Inhalt und Ablauf.

Wie kann ich eine kommunale Biodiversitätsstrategie starten?

In dem Handbuch „Stadt trifft Natur: Kooperation für Biodiversität in der Kommune“ finden Sie alle wichtigen Schritte, um etwas in Ihrer Gemeinde zu bewirken. Dort finden Sie alle wichtigen Tipps für einen guten Start, Beschreibungen von Workshop-Formaten zur Bürger*innenbeteiligung, Finanzierungsmöglichkeiten; auch in Form von Arbeitsmaterialien.

Mehr Infos

Förderhinweis

Die Publikation ist gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und vom Bundesamt für Naturschutz.

 

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