Unsere Insektenwelt schwindet – weil die industrielle Landwirtschaft immer größere Teile unseres Landes in lebensfeindliche Agrarwüsten verwandelt. Die Auszeichnung des Grünen Zipfelfalters soll darauf hinweisen, dass auch viele Schmetterlinge verdrängt werden.
Der Bläuling liebt strukturreiche, halboffene Standorte wie Niederwälder, Buschlandschaften oder Waldränder. Magere Feucht- und Trockenheiden, Trockenrasen und Wiesen schätzt er genauso wie trockenwarme lichte Wälder und Gebüsche.
Der Lebenszyklus des Bläulings
Der Lebenszyklus des Grünen Zipfelfalters beginnt mit einem grünlichen Ei. Aus ihm schlüpft nach fünf bis zehn Tagen eine ebenfalls grüne Raupe. Diese frisst zunächst bevorzugt Blüten und unreife Früchte, später auch Blätter von Ginster, Heidelbeere oder Sonnenröschen. Im Alter von drei bis vier Wochen verpuppt sie sich. Die unauffällig braune Puppe überwintert frei am Boden. Im April ist es dann so weit: Der Falter schlüpft!
Gut getarnt
Unterseits zeigen die Flügel des kleinen Schmetterlings ein geradezu leuchtendes Grün. Inmitten des Pflanzengrüns ist er damit dennoch bestens getarnt. Die Unterseite der Hinterflügel weist meistens eine weiß gestrichelte Binde auf, die namensgebenden Zipfel sind angedeutet, die Flügelränder leicht gewellt und weiß-braun behaart.
Bis Juni/Juli finden wir unseren einzigen grünen Bläuling nun an vielerlei Blüten – von Hahnenfuß, Klee oder Fingerkraut, Weißdorn, Hartriegel oder auch Nadelbäumen. Es heißt nichts Gutes, wenn selbst bei solcher Mischkost die Lebensgrundlagen schwinden. Doch wo Magerrasen und Heiden zuwachsen, nährstoffarme Standorte gedüngt und intensiver genutzt sowie Wälder durch Aufforstung dunkler werden, gerät selbst der Grüne Zipfelfalter in Not.
Es ist das alte Lied: Nur wenn Land- und Forstwirtschaft zu einer naturverträglichen Praxis zurückkehren, wird der Zipfelfalter dauerhaft bei uns überleben – und mit ihm der größte Teil unserer biologischen Vielfalt. Obwohl wenig spezialisiert, steht der weit verbreitete Falter schon lange auf der "Vorwarnliste" der gefährdeten Schmetterlinge. Ein Beispiel dafür, dass auch häufige Arten heute auf dem Rückzug sind.
Zur Kür des Schmetterlings des Jahres
Der BUND und die BUND NRW Naturschutzstiftung küren seit 2003 den Schmetterling des Jahres, um auf die Bedeutung und Bedrohung der Schmetterlinge aufmerksam zu machen. Nur ein Drittel der Tag- und die Hälfte der Nachtfalterarten in Deutschland sind noch ungefährdet.