Die Haselmaus trägt ihren Namen nur zur Hälfte zu Recht: Eine Maus ist sie nicht, aber mit Haselnüssen frisst sie sich im Herbst eine ordentliche Speckschicht an. Die braucht sie, um den Winterschlaf zu überstehen. Denn – anders als Mäuse – kann der mit dem Siebenschläfer nah verwandte Zwerg Gras und Wurzeln nicht verdauen. Aber das ist genau das, was es im Winter im Wald zu fressen gibt.
Deswegen ruht die Haselmaus ganze sieben Monate: von Oktober bis April. Im Frühjahr und Sommer, also bevor die Haselnüsse reif sind, sieht ihr Speiseplan dafür sehr abwechslungsreich aus: Knospen, Blätter, Beeren, Blumen und Insekten.
Die Feinde der Haselmaus: Straßen und Siedlungen
Haselmäuse stellen also hohe Ansprüche an das Nahrungsangebot im Wald. Aber sie brauchen noch mehr, um sich in einem Wald wohlzufühlen: dichtes Unterholz und Gestrüpp, in dem sie ihre kugeligen Nester bauen können und vor Feinden geschützt sind. Im Gebüsch und auf Bäumen verbringt die nachtaktive Haselmaus fast ihr ganzes Leben. Sie ist eine hervorragende Kletterin, die sich auch auf den dünnsten Zweigen wohlfühlt.
Haselmäuse leiden in Deutschland – ähnlich wie die Wildkatze – unter dem Verlust ihres Lebensraumes und der Zerschneidung der Waldgebiete. Straßen und Siedlungen stellen kaum zu überwindene Hindernisse für sie dar. Heute stehen Haselmäuse mit "Gefährdung unbekannten Ausmaßes" auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Wenn die Wälder sich hierzulande wieder natürlicher entwickeln dürfen und wir der Zerschneidung Einhalt gebieten, mit Grünbrücken und grünen Korridoren, dann kann die kleine Hochstaplerin ihren Lebensraum wieder zurückerobern.