Ohrenquallen – mehr als nur Glibber

Mit Quallen hat wohl jede*r Urlauber*in an Nord- und Ostseestrand schon einmal Erfahrungen gemacht. Am häufigsten stolpert man beim Strandspaziergang in Deutschland über die Ohrenqualle (Aurelia aurita). Sie lebt wie viele andere Quallen den Strömungen ausgeliefert im freien Wasser der Meere und fängt mit langen und klebrigen Tentakeln kleine Krebse, Plankton und Wasserflöhe. Für den Menschen gefährlich oder giftig ist sie nicht.

Ohrenquallen; Foto: Rainer Borcherding Glitschig, aber ungefährlich: die Ohrenqualle  (Rainer Borcherding)

Ihren Namen verdankt die Ohrenqualle den "Ohrenzeichnungen" auf ihrem Schirm. Dies sind ihre Geschlechtsorgane, rotviolett bei den Weibchen und weiß bis rotorange bei den Männchen. Im Spätsommer geben die männlichen Quallen Spermienschnüre ins Wasser, die die Eizellen in den weiblichen Quallen befruchten. Die befruchteten Eier entwickeln sich zu einem ungeschlechtlichen Polypen, der sich am Meeresboden festsetzt. Er ähnelt einer winzigen Palme. Im Frühjahr zerteilt der Polyp seine obere Körperhälfte in zehn bis zwanzig Scheiben. Jede Scheibe schwimmt davon und wächst zu einer Qualle heran. 

Warum kommt es zu Massenvermehrungen der Quallen im Sommer?

Ohrenquallen am Strand; Foto: Rainer Borcherding Ohrenquallen am Strand  (Rainer Borcherding)

Quallen nehmen weltweit in der Häufigkeit zu, weil ihre Nahrung, das mikroskopische Plankton, durch Nährstoffzufuhr in die Meere immer schneller wächst. Wenn im Spätsommer an der Oberfläche der Ostsee kilometerlange Schwärme von Ohrenquallen treiben und wenn Strandgäste Slalom laufen, um nicht auf angespülte Quallen zu treten – dann ist das ein Zeichen für ein tiefer liegendes Problem: die Überdüngung der Küstenmeere.

So gelangt zum Beispiel massenhaft Stickstoff vor allem über den Dünger in der Landwirtschaft in die Flüsse und wird anschließend ins Meer gespült. Aber auch die Industrie trägt zur Eutrophierung bei. Gleichzeitig sind die meisten Fischarten überfischt, so dass es an Fressfeinden der Quallen mangelt. Und Plastikmüll und Betonbauten in den Weltmeeren liefern das für das Polypenstadium benötigte feste Material zum Anhaften der befruchteten Qualleneier.

Fatale Verwechslungen: Lecker Qualle oder tödliche Plastiktüte?

Plastiktüten, die im Meer treiben, ähneln in Form und Bewegungsmuster den Quallen. Fische, auf deren Speiseplan Quallen stehen, verwechseln diesen Müll mit den glibberigen Köstlichkeiten, verfangen sich in den Tüten und kriegen statt Qualle nur Plastik in den Magen. Dies führt dazu, dass die Fische mit vollem Magen verhungern.

Der BUND fordert daher nicht nur eine geregelte Entsorgung von Abfällen, sondern auch eine nachhaltige Landwirtschaft und Fischerei

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Quallen-Hintergrundwissen

Ohrenquallen-Schwarm; Foto: Rainer Borcherding Ohrenquallen-Schwarm  (Rainer Borcherding)

  • Quallen gehören – zusammen mit Korallen und Seeanemonen – zu den Nesseltieren. Ihr Körperbau ist sehr eigentümlich: Eine Qualle besteht zu einem großen Teil aus Magen, hinzukommen ein paar Muskel-, Sinnes- und – natürlich – die Nesselzellen. Dazu noch jede Menge Gelatine, und fertig ist die Qualle.
  • Trotz ihrer einfachen Struktur haben die Nesseltiere ein höchst kompliziertes System zum Beutefang und zur Abwehr von Feinden entwickelt: die Nesselzellen. Diese explodieren bei Berührung. Dabei schleudert die Kapsel in Sekundenbruchteilen einen Nesselschlauch heraus  – mit ca. 70 Kilometer pro Stunde eine der schnellsten Bewegungen im Tierreich! Der Schlauch kann das Opfer umwickeln oder mit einer Giftspitze lähmen oder sogar töten. Für uns Menschen besteht in unseren Gewässern allerdings keine solche Gefahr.
  • Die Ohrenqualle tritt vom Atlantik bis weit in das Brackwasser der Ostsee auf, da sie selbst die niedrigen Salzgehalte von sechs Promille erträgt. Seit einigen Jahrzehnten neigt sie in der Ostsee zu Massenvermehrungen im Sommerhalbjahr. Dann können gewaltige Quallenschwärme von mehreren Kilometern Länge an der Meeresoberfläche beobachtet werden. 

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