Miesmuscheln – Verlierer des Klimawandels

Miesmuscheln (Mytilus edulis) siedeln sich bevorzugt in der Nähe von anderen Mies­musch­eln an, wodurch die bekannten Miesmuschelbänke entstehen. Im Wattenmeer stellen diese Muschelbänke einen wichtigen Lebensraum für die viele Arten, wie Seepocken und Algen, dar. Und auch als Nahrungsgrundlage für viele Vögel spielen Miesmuscheln eine elementare Rolle im Ökosystem Meer.

Miesmuscheln; Foto: Rainer Borcherding Miesmuscheln werden stark befischt.  (Rainer Borcherding)

Seit den 80er Jahren wurden wilde Miesmuschelbänke im dänischen und deutschen Wattenmeer intensiv mit Schleppnetzen befischt und damit vernichtet. Viele muschelfressende Vögel starben.

Seit etwa 1995 leiden die Miesmuscheln noch unter einer neuen Bedrohung: Pazifische Austern entwichen aus den Zuchtbetrieben im Wattenmeer – obwohl dies angeblich nicht zu befürchten war – und breiteten sich stark aus.

Austern bevorzugen wärmeres Wasser als Miesmuschel. In Zeiten der Klimaerwär­mung haben sie daher einen klaren Vorteil gegenüber den Miesmuscheln, die strenge Winter für einen starken Brutfall (das Ansiedeln auf Muschelbänken) benötigen. Die Austern siedeln sich dann als Larven auf den Schalen lebender Muscheln an und können innerhalb eines Jahres die Miesmuschel überwachsen, so dass diese ihre Schale nicht mehr öffnen kann oder sie in den Schlick gedrückt wird.

Austern sind kein Ersatz für Miesmuscheln

Pazifische Austern; Foto: Stefan Menzel Pazifische Austern  (Stefan Menzel)

Heute hat sich die Rolle der Miesmuschel im Ökosystem Wattenmeer daher drastisch verändert. Sie lebt nun in Nischen der Austernbänke und die auf sie spezialisierten Vögel haben eine deutlich schlechtere Nahrungsbasis. Die Auster ist für die meisten Vögel kein Ersatz für die Miesmuschel.

Wo trotzdem noch wilde Miesmuschelbänke entstehen, werden sie auch in den Wattenmeer-Nationalparken immer noch abgefischt. Die Auseinandersetzung mit der Muschelwirtschaft ist daher weiterhin ein brisantes Konfliktthema für den Naturschutz.

Miesmuschel-Hintergrundwissen

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Woher stammt der Name Miesmuschel?

Der Name der Miesmuschel stammt ab vom mittelhochdeutschen Wort für Moos "mies". Namensgebend sind die braunen moosartigen Byssusfäden, die aus einem sehr dauerhaften und elastischen Protein bestehen. Diese Fäden ermöglichen der Muschel das Leben auf der Wattoberfläche: Hunderte oder Tausende von Exemplaren kleben sich zu Muschelbänken zusammen. Außerdem können sie sich aus dem Schlamm befreien, indem sie sich an Nachbarmuscheln festkleben und sich hochziehen.

Filtern Miesmuscheln wirklich das Wasser?

Ja. Miesmuscheln leben oberirdisch, was ihnen eine starke Filterleistung ermöglicht. Sie nehmen Sauerstoff und Nährstoffe aus dem Seewasser auf. Eine junge Miesmuschel von drei Zentimetern Länge kann bereits bis zu einem Liter Wasser pro Stunde filtern, was erheblichen Einfluss auf das Ökosystem Wattenmeer hat.

Wie viele Arten von Miesmuscheln gibt es?

Miesmuscheln kommen in drei äußerlich kaum unterscheidbaren Arten im Brack- und Salzwasser von Nord- und Ostsee sowie an beiden Atlantikseiten vor. Je nach Standortbedingungen werden Miesmuscheln fünf bis zehn Zentimeter lang.

Wie pflanzen Miesmuscheln sich fort?

Miesmuscheln sind getrennt geschlechtlich. Sowohl im Frühjahr als auch im Sommer kann ein einzelnes Muschelweibchen fünf bis zwölf Millionen Eier ins Wasser abgeben. Anschließend werden die Eier durch die Samenzellen der Männchen befruchtet. Etwa 99,9 Prozent der Larven werden gefressen.

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