Europäischer Wolf

Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland: Fakten, Herausforderungen und Perspektiven

Der Wolf galt in Deutschland seit Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgerottet. Seit einigen Jahren erobern sich diese faszinierenden Tiere ihre ursprüngliche Heimat zurück. Doch hat der Wolf langfristig eine Zukunft in Deutschland? Entscheidend wird die Akzeptanz von Bevölkerung, Nutztierhalter*innen und Jäger*innen sein.

Rückkehr der Wölfe nach Deutschland

Die ersten Beobachtungen von Wölfen in Deutschland fanden bereits 1996 statt. Im Jahr 2000 wurde schließlich der erste wildlebende Wolf in der Muskauer Heide in Sachsen geboren. Aktuell leben in ganz Deutschland wieder Wölfe, wobei der Schwerpunkt der Wolfspopulation in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt liegt.

Genügend Platz für Wölfe

Wolf im Nationalpark Bayerischer Wald. Wolf im Nationalpark Bayerischer Wald  (Meli1670 / pixabay.com)

Modellrechnungen zeigen, dass in Deutschland zwischen 700 und 1400 Rudel Platz finden könnten. 209 Rudel wurden im Rahmen des Wolfsmonitorings im Jahr 2023/2024 gezählt. Noch sind nicht alle geeigneten Lebensräume besetzt – eine ökologische Nische für den Wolf existiert.

Der Wolf trifft bei uns auf einen üppigen Wildbestand und damit auf ein hohes Nahrungsangebot . So können auf einer Fläche mehr Tiere leben als zum Beispiel in Nordeuropa.

Wölfe sind hochgradig anpassungsfähig und nicht auf unberührte Wildnis angewiesen. Sie kommen in unserer Kulturlandschaft gut zurecht. Als streng geschützte Art stehen sie sowohl in Deutschland als auch europaweit unter Naturschutz.

Herden schützen

Der effektive Schutz von Nutztieren vor Wolfsübergriffen ist von zentraler Bedeutung. Der BUND fordert daher

  • die vollständige Förderung von Herdenschutzmaßnahmen durch die Behörden,
  • unbürokratische Entschädigungszahlungen bei Rissen und die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Weidetierhaltung, insbesondere von Schäfer*innen,
  • eine bundesweite Vereinheitlichung der Herdenschutzmaßnahmen und die fortlaufende Evaluierung von Nutztierrissen.

Abschuss als Ausnahme

Die Zahl der Nutztierrisse lässt sich durch verbesserten Herdenschutz, aktives Wildtiermanagement und eine effektive Entnahme von Wölfen in Ausnahmefällen verringern. Tiere, die den Herdenschutz regelmäßig überwinden, müssen entnommen werden.

Die Jagd ersetzt jedoch keinen Herdenschutz. Die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht und der grundlose Abschuss von Wölfen in einer Jagdzeit lehnt der BUND ab. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, dass eine generell Bejagung den Riss von Nutztieren verhindert oder im verhältnismäßigen Maße reduziert.

Umfangreiche Infos zu Jagd, Herdenschutz und Wolf finden Sie im Standpunkt: "Wölfe und Weidetiere: Nebeneinander statt Gegeneinander – Jagd ersetzt keinen Herdenschutz!"

Fragen und Antworten zum Wolf

Sind Wölfe für Menschen gefährlich?

Nein, Menschen müssen keine Angst vor Wölfen haben. Die Märchen von Rotkäppchen und dem „bösen Wolf“ spiegeln nicht die Realität wider. In Wahrheit geht der Wolf dem Menschen lieber aus dem Weg. In vielen Regionen der Erde gelingt die Koexistenz von Mensch und Wolf bereits erfolgreich.

Was ist ein Wolfsrudel?

Wolfsjunges; Foto: iStock.com / Iurii Wenn ein Wolfsjunges alt genug ist, verlässt es das Revier der Eltern, um sich sein eigenes Territorium zu suchen.  (Iurii / iStock.com)

Ein Wolfsrudel ist wie eine Familie: Es besteht aus einem Elternpaar und dessen Nachwuchs der letzten ein bis zwei Jahre. Ein Wolfspaar bleibt oft sein ganzes Leben zusammen.

Wenn die Jungtiere alt genug sind, verlassen sie das Revier der Eltern, um sich ihr eigenes Territorium zu suchen. Dabei müssen sie oft weite Strecken zurücklegen. Die Größe des Reviers hängt stark mit dem Nahrungsangebot zusammen.

Was fressen Wölfe?

Zu über 90 Prozent ernähren sich Wölfe von Reh-, Rot- und Schwarzwild. Das sind Arten, deren ohnehin sehr hohen Bestände weiter zunehmen. Andere Wildtiere zählen nur in Ausnahmefällen zum Beutespektrum des Wolfes. Menschen gehören nicht ins Beuteschema. Nutztiere werden vor allem dann gerissen, wenn sie ohne Herdenschutz gehalten werden. Die Population von Wölfen basiert auf natürlichen Nahrungsquellen – Weidetiere machen nur einen geringen Anteil der Gesamtnahrungsmenge aus.

Sind Nutztiere den Wölfen schutzlos ausgeliefert?

Nein! Herdenschutzzäune und -hunde gewährleisten einen wirksamen Schutz. Junge Wölfe, die an einem Herdenschutzzaun einen Stromschlag bekommen oder auf einen Herdenschutzhund stoßen, merken sich das. Die überwiegende Zahl Wölfe reißt auch keine Nutztiere.

Treffen Wölfe aber auf ungeschützte Weidetiere, wird eine fatale Entwicklung in Gang gesetzt. Diese Wölfe „lernen“ dann, dass Schafe und Ziegen leichter zu erbeuten sind als Rehe und Hirsche. Durch ungeschützte Weidetiere werden Wölfe geradezu auf Nutztiere trainiert.

Der BUND fordert deshalb flächendeckenden Herdenschutz, wobei der erhebliche Investitions- und Arbeitsaufwand durch den Herdenschutz den Weidetierhalter*innen vollständig erstattet werden sollte.

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