Küstensandlaufkäfer

Wer an die Fauna der Nord- und Ostseeküste denkt, dem kommt die artenreichste Gruppe des Tierreichs, die Insekten, meist nicht sofort in den Sinn. Doch natürlich gibt es auch hier Arten, die sich an die Herausforderungen dieses Lebensraums angepasst haben – darunter der stark bedrohte Küstensandlaufkäfer.

Weltweiter metallischer Schimmer

Küstensandläufer Küstensandlaufkäfer gehören zu den schnellsten Läufern unter den Insekten überhaupt.  (Rainer Borcherding)

Diese Art ersetzt auf salzbeeinflussten, sandigen Böden der Nord- und Ostseeküste den häufigeren Dünensandlaufkäfer des Inlands, kommt jedoch in Skandinavien, Osteuropa und Asien auch im Uferbereich von Flüssen und Seen vor.

Sandlaufkäfer, von denen in Mitteleuropa etwa ein Dutzend Arten leben, sind aufgrund ihrer meist metallischen Färbung und auffälligen Verhaltens besonders attraktive Insekten.

Einer der schnellsten Läufer unter den Insekten

Küstensandläufer Gräbt man eine Larve aus – was mühsam ist, da sie tief im Sand sitzt – sieht man außer dem massiven Kopf, der wie ein Gullideckel mit Schlagfalle konstruiert ist, auf dem Rücken einen Haken, mit dem sie sich in der senkrechten Röhre abstützen und verkeilen kann.  (Rainer Borcherding)

Auch der 10 bis 15 Millimeter große Küstensandlaufkäfer (Cicindela maritima) ist intensiv kupfern gefärbt und besitzt für die Gruppe charakteristische, helle Markierungen auf den Flügeldecken. Große, hervortretende Komplexaugen, ausgesprochen kräftige, sichelförmige Kiefer sowie lange Beine verraten bereits viel über seine Lebensweise: Küstensandlaufkäfer sind tagaktive, rasch laufende Räuber, die sich von Ameisen, anderen Insekten und Spinnen ernähren. Tatsächlich gehören sie zu den schnellsten Läufern unter den Insekten überhaupt.

Trotz ihres hervorragenden Sehsinns müssen sie auf der Jagd häufig innehalten, um ihre Beute visuell neu erfassen zu können. Dies verleiht ihrer Fortbewegungsweise die charakteristische Ruckartigkeit. Sandlaufkäfter sind ausserdem hervorragende Flieger, die laut brummend ihren Feinden entkommen können. Die Larven, die sich im Frühjahr entwickeln, sind ebenfalls hochentwickelte Räuber. Aus ihren senkrechten Wohnröhren im Boden lauern sie Beutetieren auf, die sie blitzartig mit ihren riesigen Kiefern ergreifen und in ihr Versteck zerren.

Ordnung ist das halbe Leben

Küstensandlaufkäfer Drei Larven haben ihren Sandaushub gemeinsam auf einer Halde deponiert.  (Rainer Borcherding)

Die Larve des Sandlaufkäfer lebt wie alle Arten der Gattung in einer senkrechten Bodenröhre. Normalerweise "schnicksen" die Larven den lockeren Sand weit weg, damit der Aushub den freien Zugang für Beutetiere zum Höhleneingang nicht behindert.

Nach hohen Fluten kann der Strandsand aber tagelang so feucht sein, dass die Larve die Reparatur ihres Tunnels mit nassem Sand bewältigen muss. Sie trägt den Sand dann in Klümpchenform etwa fünf Zentimeter vom Höhleneingang weg und legt ihn dort säuberlich aufgehäuft ab, damit die Beute möglichst wenig umleitet wird. Dieses Verhalten ermöglicht es diesem sehr spezialisierten Sandlaufkäfer, die Meeresstrände zu besiedeln.

Die Gefahr durch Bebauung und Tourismus

In Deutschland sind mittlerweile alle Sandlaufkäferarten bedroht und laut Bundes-Artenschutzverordung gesetzlich geschützt. Die Bestände des Küstensandlaufkäfers sind in den vergangenen Jahrzehnten besonders stark zurückgegangen, vor allem aufgrund des Verlustes geeigneter Lebensräume.

Dafür ist neben der zunehmenden Bebauung die enorm gestiegene Freizeitnutzung der Küsten verantwortlich. Besonders die Larven sind durch Trittschäden und die Zerstörung ihrer Wohnröhren im lockeren Sand gefährdet. Der BUND fordert daher eine bessere Lenkung der Besucher*innen in sensiblen Küstenbereichen, wie z.B. Dünen, sowie den Stopp des Flächenverbrauchs entlang der Nord- und Ostseeküste.

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Dieses Leitarten-Porträt entstand in Zusammenarbeit mit der Schutzstation Wattenmeer.

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