Im Zuge seines Wachstums durchwurzelt der Strandhafer auf mehrere Etagen in einem Radius von fünf Metern das Habitat, auf dem er wächst. Insgesamt kann das Wurzelwerk einer Pflanze einschließlich der Feinwurzeln mehrere Kilometer lang werden. Das muss es auch, da Sand als Lebensgrundlage oder Habitat eher schlecht abschneidet, was Wasserspeicherung und Nährstoffangebot angeht.
Seinem enormen Wurzelwerk ist es zu verdanken, dass der Strandhafer dort, wo er friedlich vor sich hinwachsen kann, seine Umgebung im wahrsten Sinne festhält. Unter ihm verdichtet sich der Sand als Substrat, wodurch Wasser und Nährstoffhaltevermögen erhöht werden. Somit haben andere Pflanzen eine Chance aufs (Über-)Leben – und Regenwurm, Käfer und Co. ziehen gemeinsam mit diesen in den Lebensraum ein.
Auch überirdisch hat der Strandhafer einiges zu bieten: In ihm können sich kleine Tiere und Vögel verstecken, nach Nahrung suchen und/oder ihre Jungen großziehen. Wenn er mit seinem hohen, erhabenen, aufrechten Wuchs und dem puscheligen Haupt so mit dem Winde tanzt, ist der Strandhafer bei Strandspaziergängen wunderschön anzusehen und bereichert den Erholungswert des Strandurlaubs ungemein.
Der Strandhafer hat zu kämpfen
Strandhafer ist natürlich nicht die einzige Pflanzenart, welche mit den kargen Bedingungen im sandigen Habitat zurechtkommt. Auch die 1796 aus Ostasien mitgebrachte Kartoffelrose (Rosa rugosa) ist von zuhause harsche Wachstumsbedingungen gewohnt. Mit den hiesigen, für sie besonders im Sommer milden Temperaturen wächst sie wesentlich schneller als der Strandhafer. So kann es vorkommen, dass dieser überwachsen wird und keinen Zugang mehr zum, fürs Pflanzenwachstum notwendigen, Licht hat.
Zwar hat die Kartoffelrose im Sommer auch sehr schöne pinke Blüten und rote Hagebutten im Herbst – und sorgt so für ein bisschen Farbe in den Dünen. Leider ist ihr Wurzelwerk jedoch nicht vergleichbar mit dem des Strandhafers: Es ist nicht tief und lang genug und kann den Sand deshalb nicht so festhalten und stabilisieren wie der Strandhafer.
Neben der Kartoffelrose hat der Strandhafer auch noch ein weiteres Problem: Er reagiert eher empfindlich auf Trittschäden. So ist er bereits nach mehrmaligem menschlichem Auftreten meist irreparabel beschädigt. Das Wurzelwerk stirbt ab und kann den Sand nicht mehr festhalten.
Es dauert einige Zeit, bis eine neue Jungpflanze angesiedelt und ausgewachsen ist – und wo sich die Kartoffelrose bereits breitgemacht hat, hat der Strandhafer dann keine Chance mehr. So entstehen Wanderdünen und mehr und mehr Sand wird (z.B. von unseren Nordseeinseln) durch Wind, Wetter und Meer davongetragen.
Zum Glück kann sich der Strandhafer bereits aus kleinen Wurzelteilen regenerieren. Es ist auch sehr einfach, ihn bei seinem Wachstum und der Befestigungsarbeit zu unterstützen: Achten Sie darauf, in den Dünen und am Strand auf den Wegen bzw. klar am Strand zu bleiben und dem Strandhafer nicht auf den Kopf zu treten. So bleibt uns der Strandhafer, der übrigens ohne Tritte bis zu 100 Jahre alt werden kann, noch lange erhalten.
Der BUND setzt sich für die natürliche Dynamik an der Küste ein, wozu die Dünenlandschaften der Küstenregion ein wesentliches Standbein sind. Bitte respektieren Sie diese Lebensräume aus Naturschutz- und Küstenschutzgründen. Vielen Dank!