In Wattenmeer und Ostsee kommen jeweils etwa zehn Darmtang-Arten vor. Sie sind jedoch so schwierig zu bestimmen, dass selbst Spezialisten nur unter dem Mikroskop erkennen können, welche Art sie vor sich haben.
Seinen Namen verdankt der Darmtang den zwei Zellschichten, aus denen diese Algen bestehen und zwischen denen oft Gas eingeschlossen ist. Die bandförmigen Exemplare erinnern dann tatsächlich an einen mit Gas gefüllten Darm. Auf dieses Aussehen bezieht sich auch der wissenschaftliche Name Enteromorpha, was übersetzt "der Darmförmige" heißt. Dank der Gasfüllung können sich die Algenschläuche zur Wasseroberfläche ausrichten, wo sie mehr Licht einfangen können.
Überlebenskünstler im Flachwasser
Darmtangarten ertragen extrem schwankende Lebensbedingungen: Austrocknung bei Niedrigwasser, Nachtfrost im Frühjahr, Süßwasserüberschuss bei Sommerregen und starke Sonne im Flachwasser. Nach einer Austrocknung beginnen sie sehr viel schneller wieder mit der Fotosynthese als andere Algen. Im Wattenmeer wächst Darmtang am besten bei bedecktem Wetter, wenn die Sonne ihn bei Ebbe nicht gleich austrocknet, er aber trotzdem Kohlendioxid aus der Luft – statt aus dem Wasser – aufnehmen kann.
Wasserpflanzen auf Landgang
Grünalgen wie der Darmtang sind nicht nur ebenso grün wie die Landpflanzen, sondern auch nahe mit ihnen verwandt. Alle Farne, Moose und Blütenpflanzen haben einen gemeinsamen Vorfahren mit den heutigen Grünalgen, die vor etwa 440 Millionen Jahren aus dem Flachwasser an Land wechselte. Die meisten Grünalgenarten leben im Süßwasser, während es nur vergleichsweise wenige Arten im Meer gibt. Dort dominieren die Braun- und Rotalgen.
Heutzutage bilden sich immer häufiger dicke Algenmatten, die alles Leben im Boden ersticken. Stickstoff aus Landwirtschaft und Verkehr wirken wie Dünger auf die Algen und fördern ihr Wachstum. Ein klares Zeichen dafür, dass sich an unserer Landwirtschaft etwas ändern muss! Der BUND setzt sich daher zum Beispiel dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern staatliche Förderung für besonders nachhaltiges Wirtschaften – im Sinne des Verbraucher-, Umwelt- und Tierschutzes – erhalten. Denn es kostet uns langfristig die Lebensgrundlage, wenn es weiterhin lukrativer ist, Gewässer mit Nitrat, Lebensmittel und Böden mit Pestiziden zu belasten, statt etwa auf Ökolandbau umzusteigen und artenreiche Bergregionen zu bewirtschaften.
Zur Übersicht der Meeresschutz-Leitarten
Dieses Leitarten-Porträt entstand in Zusammenarbeit mit der Schutzstation Wattenmeer.