Mit dem aktuellen Projekt "Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" wollen der BUND, die Wildtierland Hainich gGmbH und der WWF gemeinsam mit Partner*innen aus Naturschutz, Jagd, Forst und Behörden aus Thüringen und Rumänien wieder eine stabile Luchspopulation im Thüringer Wald etablieren.
Dafür werden zwischen 2024 und 2027 bis zu 20 Luchse zur Stützung des Bestandes freigelassen. Ziel ist dabei die Vernetzung. Denn nur, wenn im Thüringer Wald wieder Luchse vorkommen, können die bislang isolierten Populationen im Harz und im Bayerischen Wald langfristig miteinander vernetzt werden. Das Projekt soll auch dabei helfen, den Erhaltungszustand der Art in Deutschland zu verbessern, wenn sich auch im Thüringer Wald ein langfristig stabiler Populationskern entwickelt. Das hat auch im internationalen Maßstab Auswirkungen. Denn der Luchs macht vor Ländergrenzen nicht halt! Wenn sich im Thüringer Wald ein langfristig stabiler Populationskern entwickelt, kann das Projekt dabei helfen, den Erhaltungszustand der Art in Deutschland zu verbessern. Unser Artenschutzprojekt wird durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit begleitet, denn faktenbasierte Informationen unterstützen den Luchs bei seiner Rückkehr.
Erste Luchse ausgewildert
Im Mai und August 2024 wurden die ersten vier Luchse, Frieda und Viorel, sowie Vreni und Kilian im Thüringer Wald ausgewildert. Frieda ist im deutschlandweit ersten Koordinationsgehege in Hütscheroda aufgewachsen. Viorel ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Luchsin Vreni stammt aus dem Schweizer Tierpark Langenberg und Luchs Kilian aus dem Zoo Nürnberg. Ziel ist es, in den nächsten vier Jahren jedes Jahr bis zu fünf Luchse auszuwildern. Die spannende Auswilderung der ersten beiden Luchse im Thüringer Wald können Sie jetzt hautnah in diesem Video miterleben:
Diese BUND-Landesverbände machen sich bereits zum Teil seit vielen Jahrzehnten vor Ort für die Rückkehr des Luchses stark:
Der BUND Baden-Württemberg setzt sich für die Bestandsstützung des Luchses im Ländle ein. Genug luchsgeeignete Lebensräume gibt es hier – allerdings haben die Pinselohren es bis auf einige einzelne durchziehende Männchen noch nicht geschafft sich hier zu etablieren. Dies liegt an fehlenden Wanderkorridoren, unüberwindbaren Hindernissen wie Autobahnen und fehlenden Luchsweibchen. Denn Luchsinnen wandern auf der Suche nach neuen Revieren offenbar nicht weit genug, um Baden-Württemberg zu erreichen. Der BUND unterstützt daher die Wiedervernetzung von Lebensräumen und ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Luchs des Bundeslandes.
Der BUND finanziert außerdem gemeinsam mit anderen Naturschutz- und Jagdverbänden seit 2008 einen "Entschädigungsfonds Luchs", aus dem 2015 und 2017 nachgewiesene Nutztierrisse durch Luchse entschädigt wurden.
Dass der Luchs seit einigen Jahrzehnten wieder durch Bayerns Wälder schleicht, geht auch auf das Engagement des BUND Naturschutz in Bayern zurück.
Nach einer ersten Stützung des Bestandes im Bayerischen Wald Anfang der 1970er Jahre wurden zwischen 1982 und 1989 dank finanzieller Unterstützung des BUND Naturschutz insgesamt 18 Luchse auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks Šumava in Tschechien freigelassen. Diese Luchse bildeten den Grundstock für die heutige Böhmerwald-Population im Grenzraum von Tschechien, Österreich und Deutschland. Während die Zahl der Luchse zunächst anstieg, stagniert der Bestand seitdem zwischen 59 und 83 Tieren.
In den vergangenen Jahren konnten auch einzelne Luchse außerhalb des Bayerischen Waldes nachgewiesen werden: in den Alpen, in der Rhön und im Spessart. Kommt es zu Nutztierrissen werden die Nutztierhalter*innen in Bayern durch den Ausgleichsfonds Große Beutegreifer finanziert. Die Trägergemeinschaft setzt sich neben dem BUND aus verschiedensten Akteur*innen zusammen.
Auch durch Hessen streifen wieder mehrere Luchse. Die Bestandsstützung ist insbesondere den Luchsen aus dem Harz zu verdanken. Von dort stammt ein kleines Vorkommen, dass sich in Südniedersachsen und Nordhessen etabliert hat.
Leider starben 2015 etliche Tiere des wohl knapp zehn Individuen umfassenden hessischen Luchsbestandes an Räude, einer durch Milben ausgelösten Hauterkrankung. Seitdem gibt es keine Beobachtungen von Jungtieren mehr.
Im Auftrag der Obersten Naturschutzbehörde erfasst der 2004 vom BUND Hessen und Ökologischem Jagdverband initiierte Arbeitskreis Hessenluchs mit über 50 ehrenamtlichen Luchsbeauftragten alle Nachweise des Luchses im Bundesland. Er engagiert sich überdies neben dem Monitoring auch in der Öffentlichkeitsarbeit.
Im Pfälzerwald – einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas – wird der Luchsbestand in einem von der EU teilfinanzierten EU-LIFE-Projekt seit 2016 gestützt.
Hier haben mindestens 20 aus den slowakischen Karpaten und der Schweiz stammende Tiere bis 2021 eine neue Heimat gefunden. 2017 wurde der erste Nachwuchs geboren.
Das gibt Hoffnung, dass mit den Pfälzerwald-Luchsen ein Teil einer zusammenhängenden und vernetzten mitteleuropäischen Luchspopulation heranwächst, die einmal von Tschechien bis in die Vogesen und in die Alpen reicht. Der BUND Rheinland-Pfalz unterstützt das Projekt seit Beginn.
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Mittlerweile sind Luchse auch in Thüringen angekommen: Die wenigen bisher nachgewiesenen Tiere stammen wahrscheinlich aus dem nahen Harz. Aus Thüringen wurde 2015 eine kleine Sensation gemeldet: ein Rekordwurf mit fünf Jungtieren; eine absolute Seltenheit. Leider fand man das Muttertier kurze Zeit später tot auf. Die Jungtiere haben den ungeklärten Tod der Mutter höchstwahrscheinlich nicht überlebt.
Schlagzeilen machte auch der erste Nachweis eines Luchses im Nationalpark Hainich Anfang 2018. Der BUND Thüringen engagiert sich mit dem Projekt "Luchs Thüringen - Europas Luchse vernetzen" zusammen mit der Wildtierland Hainich gGmbH, dem WWF und verschiedenen Partner*innen aus Forst, Jagd und Behörden für den Luchs im Thüringer Wald.
Im Wildkatzendorf Hütscheroda werden die im Wildkatzendorf geborenen Luchse nun im Koordinationsgehege auf ihre Freilassung vorbereitet. Erste Bewohnerin des Koordinationsgeheges war die 2022 in Hütscheroda geborene Luchsin Frida.