Die Wanderlibelle profitiert von dem immer schneller voranschreitenden Klimawandel: Sie wurde erst 2019 das erste Mal in Deutschland nachgewiesen. Dies hängt mit der steigenden mittleren Temperatur und den veränderten Klimabedingungen auf dem europäischen Kontinent zusammen, die nun ganz neue Wettersysteme mit sich bringen.
Die Wanderlibelle trägt ihren Namen zurecht, denn sie kann mehrere Stunden ununterbrochen in der Luft bleiben und so große Strecken zurücklegen. Auf Englisch ist die Wanderlibelle deshalb auch als "global wanderer" bekannt: In riesigen Schwärmen wandert sie zwischen Afrika und Asien hin und her, um die Monsunregen zu nutzen und immer gerade dort anzukommen, wo die Wetterfronten systematisch die passenden Fortpflanzungsgewässer bereitet haben. Das macht deutlich, welches Leistungsvermögen in kleinen Organismen wie diesen Insekten steckt.
Libellen brauchen passende Lebensräume
Wandernde Libellen zeigen auch: Wer reist, braucht auch einen Ort zum Ankommen. Es braucht daher mehr Biotopverbund durch konsequente nationale Umsetzung der neuen Renaturierungsziele der EU und der Wasserrahmenrichtlinie. Mehr Wasser muss in der Landschaft verbleiben, um gute Lebensräume für Libellen und viele weitere Arten zu gewährleisten.
Weniger spektakulär ist hingegen das Aussehen der Art, die leicht mit den bei uns vorkommenden Heidelibellen verwechselt werden kann: So ist die Wanderlibelle eine mittelgroße Segellibelle, die sehr ausdauernd fliegt.
Im Vergleich zu den Heidelibellen ist sie jedoch etwas größer und kräftiger und besitzt keine auffällige Körperzeichnung. Die Flügel sind im Verhältnis zum Körper sehr lang und bilden mit ihren großen Tragflächen eine auffällige Proportion zum Rest des Körpers.
Warum die Kür der "Libelle des Jahres"?
Seit 2011 wählen die Gesellschaft für deutschsprachige Odonatologen (GdO), der Verband der Libellenkundler*innen, und der BUND die "Libelle des Jahres" aus, um auf die Vielfalt der Arten und ihre Bedrohung aufmerksam zu machen. Von den rund 80 heimischen Libellenarten stehen 48 auf der Roten Liste gefährdeter Insekten.