Straßen und Siedlungen zerschneiden die Landschaft; Foto: Thomas Stephan

Zerschneidung der Landschaft gefährdet wilde Tiere

Siedlungen und unser dichtes Verkehrswegenetz zerschneiden und zerstückeln die Landschaft massiv. Monotone Agrarwüsten ersetzen einst naturbelassene Wälder und Wiesen. Die Folge: Wildtiere können nicht mehr wandern, sich ausbreiten und neue Lebensräume besiedeln.

Überfahrener Fuchs am Straßenrand; Foto: David Dieschburg / photocase.de Überfahrener Fuchs am Straßenrand: Jährlich sterben tausende Tiere bei Wildunfällen.  (David Dieschburg / photocase.de)

Wildkatze, Wolf, Luchs, Fischotter, Rothirsch, zahlreiche Lurche und Laufkäfer – sie alle haben ein Problem: Ihre Lebensräume sind von Straßen, Autobahnen und Schienen umgeben und zerschnitten. Überfahrene Wildtiere sind an unseren Straßen ein alltäglicher Anblick. Schätzungen gehen von jährlich 250.000 Wildunfällen aus – auch für die beteiligten Menschen nehmen diese Unfälle oft einen schlimmen Ausgang. Über 200.000 Rehe und 23.000 Wildschweine sterben dabei jährlich auf Deutschlands Straßen.

Dazu kommt eine unbestimmte Zahl verunglückter kleinerer Tiere. Besonders für Tierarten, welche ohnehin stark gefährdet sind, kann die Sterblichkeit durch den Verkehrstod bestandsbedrohend sein. Beispielsweise werden allein in Brandenburg jährlich rund 50 Fischotter überfahren. In Niedersachsen kamen zwischen 2000 und 2007 ganze 63 Wildkatzen im Straßenverkehr ums Leben. Jedes verlorene Individuum ist ein bedeutender Verlust für diese und andere Arten, die in unseren zerschnittenen Landschaften ums Überleben kämpfen.

Wildtiere drohen durch Zerschneidung genetisch zu verarmen

Zwei junge Wildkätzchen; Foto: Thomas Stephan / BUND Junge Wildkätzchen: Ihre Zukunft ist durch die Zerschneidung der Landschaft bedroht.  (Thomas Stephan / BUND)

Doch nicht nur die direkte Gefährdung durch Autos und Lkws bedroht Wildtiere. Durch die Zerschneidung ihrer Lebensräume werden die verinselten Rückzugsorte bedrohter Tierarten gleichsam zu Gefängnissen, aus denen es kein Entrinnen gibt.

Welches Tier sollte unbeschadet und regelmäßig eine eingezäunte sechsspurige Autobahn überqueren können, um den Kontakt zu Artgenossen jenseits der Autobahn aufrechtzuerhalten oder um neue Lebensräume wiederzubesiedeln?

Wenn aber kein Austausch zwischen den einzelnen Teilpopulationen mehr stattfinden kann, droht genetische Verarmung und zunehmende Inzucht mit allen Konsequenzen wie verminderter Fruchtbarkeit oder körperlichen Fehlbildungen.

Tiere können nicht mehr wandern

Unser Verkehrswegenetz schränkt Wanderungen von Arten oftmals massiv ein – die Ausbreitung und Besiedelung neuer Lebensräume wird so stark erschwert.

Dieser Punkt ist auch aus Sicht des Klimawandels von besonderer Bedeutung: Durch die Klimaerwärmung ist eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten gezwungen, ihr Verbreitungsgebiet zu verlagern. Wird dies durch Barrieren und Hindernisse wie Straßen und Zersiedelung verhindert, hat das für das Überleben vieler Arten schwerwiegende Konsequenzen.

All diese Probleme betreffen dabei nicht nur Wirbeltiere – viele kleine Insekten und Pflanzensamen reisen quasi als blinde Passagiere im Fell wandernder Tiere umher und werden so ausgebreitet oder infolge der Lebensraumzerschneidung daran gehindert. 

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