So sieht der Rothirsch aus
Zu Gesicht bekommen wir ihn selten, dennoch gehört der Rothirsch zu den bekanntesten heimischen Wildtieren. Seinen Namen trägt der Rothirsch wegen seines rotbraunen Fells, das er im Sommer zeigt. Im Herbst wechselt seine Fellfarbe ins Graue mit braunem oder gelblichem Einschlag.
So leben Rothirsche
Im Sommer lebt der Rothirsch in höheren Lagen. Wenn mit dem ersten Schnee das Futter knapp wird, steigt der Rothirsch in die Niederungen hinab. Vor allem im Gebirge legten Rothirsche früher lange Strecken zurück. Im Winter haben die Hirsche an Flussauen Gräser und Kräuter gefressen. Doch natürliche Flussauen gibt es immer weniger. Viele Flussufer sind mit Siedlungen und Verkehrswegen verbaut. Das dichte Straßennetz erschwert es den Tieren zusätzlich, sich frei zu bewegen.
Rothirsche ziehen in Wälder
Auch wenn die Rothirsche in der Lage sind, ein breites Nahrungsspektrum zu verarbeiten, bietet ihnen das Offenland im Winter kaum genug Futter. Die Felder sind abgeerntet, die Wiesen oft gemäht. So bleibt den Hirschrudeln meist nichts Anderes übrig, als in die Wälder zu ziehen. Rothirsche meiden den Menschen und sind in unruhigen Gebieten sogar nachtaktiv. In Wäldern konzentrieren sie sich auf die Bereiche, in denen sie dem Kontakt mit Menschen am geringsten ausgesetzt sind. Dort schälen sie jedoch die Rinde von den Bäumen, was den Bäumen nachhaltig schaden kann. Sie fressen auch Knospen kleinerer Bäume. Damit erschweren sie die natürliche Verjüngung des Waldes und Pflanzungen müssen aufwendig geschützt werden.
Rotwildbezirke
Im Wunsch, die von den Rothirschen angerichteten Schäden in der Land- und Forstwirtschaft zu begrenzen, füttert man die Tiere vielerorts und reguliert durch Abschuss ihre Zahl. In welchem Ausmaß die Rothirsche abgeschossen werden, legen Abschusspläne der Jagdbehörden fest. In Süd- und Westdeutschland haben viele Bundesländer in den 1950er Jahren sogenannte Rotwildbezirke eingerichtet – eine europaweit einmalige Konstruktion. Sobald sich die Tiere aus diesen Gebieten herauswagen, werden sie geschossen. Doch auch in ganz Mitteleuropa ist die freie Lebensraumwahl des Rothirsches aufgrund der dichten Besiedelung durch den Menschen stark eingeschränkt.
Nur noch ein Drittel des Lebensraums verfügbar
Den 220.000 heimischen Rothirschen bleibt so kaum ein Drittel ihres einstigen Lebensraumes. In Baden-Württemberg dürfen sie sich gerade einmal auf vier Prozent der Landesfläche auhalten. In Niedersachen, Schleswig-Holstein und in Ostdeutschland (ausgenommen Thüringen) dürfen Rothirsche prinzipiell überall vorkommen. Der BUND fordert, ihnen diese Bewegungsfreiheit auch im restlichen Bundesgebiet wieder zurück zu geben. Dafür müssen mehr Naturflächen wiederhergestellt und so vernetzt werden, damit die Tiere frei ziehen können und ausreichend Nahrung finden, ohne die Verjüngung des Waldes zu gefährden.
Verbundachsen schaffen
Rothirsche brauchen großräumige Verbundachsen, auf denen sie barrierefrei wandern können. Sie sind bei ihren Wanderungen auf breite Grünbrücken in einer störungsarmen Umgebung angewiesen, um stark befahrene Straßen und Autobahnen zu überqueren. Als typische Fluchttiere vermeiden sie es strikt, durch lange dunkle Unterführungen eine Straße zu unterqueren.
Rothirsche transportieren Samen
Dabei spielen Rothirsche für die Natur eine wichtige Rolle. Auf ihren Wanderungen transportieren sie im Fell und im Darm Insekten und Pflanzensamen. So verbreiten sie viele Arten quasi nebenbei und gestalten damit Lebensräume.
Wildkatzenwälder von morgen auch für Rothirsche guter Lebensraum
Im BUND-Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ stellen wir Lichtungen im Wald frei, schaffen strukturreiche Waldränder und Wiesen und nehmen Flächen aus der menschlichen Nutzung. In diesen idealen Nahrungshabitaten der Wildkatze fühlt sich auch der Rothirsch wohl.