Bisphenol A ist ein Grundstoff zur Herstellung des Kunststoffes Polycarbonat. Das Hormongift ist in vielen Alltagsprodukten enthalten, findet sich aber unter Umständen auch im Essen wieder, wie eine vom BUND durchgeführte Stichprobe zeigt.
Bisphenol A in Lebensmittelkonserven
BPA ist Ausgangsstoff für die Herstellung von Epoxidharzen. Das sind Kunststoffe, mit welchen das Innere von Konservendosen häufig ausgekleidet wird, um Korrosion zu verhindern. Ziel der Untersuchung war es, festzustellen wieviel BPA aus der Epoxidharzbeschichtung der Doseninnenseite auf die Lebensmittel übergeht. Untersucht wurden Konserven mit Thunfisch, gestückelten und ganzen Tomaten, Kokosmilch sowie Mais und Sauerkraut.
Das Ergebnis ist erschreckend: knapp 74 Prozent der untersuchten Lebensmittelproben waren belastet. Der BUND hat die gesundheitsschädliche Chemikalie in häufig konsumierten Thunfisch-, Tomaten- und Kokosmilchkonserven aus den Regalen der großen Handelsketten Lidl, Rewe, Aldi, Edeka, Netto und Penny nachgewiesen. In 5 von 7 Thunfisch-, 4 von 7 Tomaten- und 3 von 5 Kokosmilchkonserven konnte BPA gefunden werden. Der niedrigste Wert betrug 7,4, der höchste 510 Mikrogramm pro Kilogramm. Bei Tomaten und Thunfisch lagen die Konzentrationen zwischen 9 und 28,5 Mikrogramm pro Kilogramm.
Temperaturschwankungen bei der Lagerung, Fett- und Säuregehalt der Lebensmittel oder das Erhitzen zu Konservierungszwecken können das Migrationsverhalten von BPA beeinflussen und so zu unterschiedlichen Konzentrationen führen. So ist es schwer kalkulierbar, wie viel BPA sich im Inhalt einer Dose anreichert.
Parallel durchgeführte Untersuchungen von Global 2000 führten zu änhnlichen Ergebnissen: auch hier wurde der höchste Wert mit 318 Mikrogramm pro Kilogramm in einer Konserve mit Kokosmilch gefunden, gefolgt von Thunfisch mit 140 Mikrogramm. Die belasteten Tomatenkonserven wiesen eine Durchschnittsbelastung von 22 Mikrogramm auf, bei Thunfisch waren es 17 Mikrogramm.
Risiken von Bisphenol A
Akute Gesundheitsschäden sind beim Konsum einer belasteten Konserve nicht zu befürchten. Mit dem häufigen Konsum von konservierten Lebensmitteln steigt jedoch das Gesundheitsrisiko. Nach Angaben der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nimmt der Mensch BPA hauptsächlich über Konserven auf. Dazu kommt die Belastung durch andere BPA-haltige Produkte, wie Thermopapier (Kassenbons), Klebstoffe, mikrowellenfestes Geschirr und vieles mehr.
BPA wirkt wie das weibliche Hormon Östrogen und hat in Tierversuchen schon in geringen Konzentrationen Organmissbildungen sowie Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung und der Fortpflanzung verursacht. Beim Menschen gilt BPA u.a. als Mitverursacher von Kreislauferkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Störungen des Immunsystems sowie Brust- und Hodenkrebs.
Andere hormonelle Schadstoffe
Neben Bisphenol A gibt es auch viele weitere hormonschädliche Chemikalien (Endokrine Disruptoren, ED) in vielen alltäglichen Gebrauchsgegenständen. Dazu gehören beispielsweise Weichmacher (Phthalate) in PVC-Produkten wie Bodenbelägen, Tapeten oder Spielzeug, ebenso wie Parabene in Kosmetikprodukten und viele Pestizide. Während des Gebrauchs können sie sich herauslösen und dann in die Umwelt und den menschlichen Körper gelangen.
BPA-Verbot: Hersteller und Politik müssen handeln
Das Hormongift BPA hat in Lebensmitteln rein gar nichts verloren. Für alle Produkte, die mit Menschen in Kontakt kommen, muss das Vorsorgeprinzip greifen. Der BUND fordert ein EU-weites Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen und verbrauchernahen Produkten, die eine direkte Belastung für Mensch und Umwelt darstellen. Das Verbot muss auch andere Bisphenole wie Bisphenol S oder F einschließen, die vermutlich ähnlich hormonschädliche Wirkungen haben, und teilweise als Ersatz Verwendung finden. Hersteller und Handel sind aufgefordert, Eigeninitiative zu ergreifen und BPA-haltige Lebensmittelverpackungen durch sichere Alternativen zu ersetzen.