Die repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des BUND zeigt: Über zwei Drittel der Deutschen befürworten strengere Vorschriften zur artgerechteren Haltung von Nutztieren. Außerdem sprechen sich vier von fünf Bürger*innen für eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung bei tierischen Lebensmitteln aus.
Ebenso viele Bürger*innen sind für ein Verbot von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung. Reserveantibiotika sind Medikamente, die bei Menschen eingesetzt werden, wenn normale Antibiotika aufgrund von Resistenzen nicht mehr wirken. Werden Reserveantibiotika aber in der Nutztierhaltung verwendet, können resistente Keime entstehen, die auch in den menschlichen Organismus gelangen können. Infolgedessen kann es passieren, dass Reserveantibiotika unbrauchbar werden, weil sie im Notfall beim Menschen nicht mehr wirken.
Ein Verbot von Reserveantibiotika in der Nutztierhaltung ist überfällig. Tiere, die gut gehalten werden, brauchen keine Antibiotika und schon gar nicht solche, die für die menschliche Gesundheit essenziell sind. Am Beispiel von Reserveantibiotika zeigt sich überdeutlich, dass die Nutztierhaltung in Deutschland dringend reformiert werden muss.
Um Transparenz im Bereich der Nutztierhaltung zu schaffen, fordert der BUND eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung, die es Verbraucher*innen ermöglicht, sich aktiv für mehr Umwelt- und Tierschutz zu entscheiden.Die von Agrarminister Christian Schmidt vorgestellten Kriterien für ein staatliches "Tierwohl"-Label hält der BUND für unzureichend. Das Label ist zu lasch und verdient den Namen Tierwohl nicht. Es bringt kaum mehr für den Tierschutz als die gesetzlichen Standards jetzt schon vorschreiben.
Stattdessen schlägt der BUND eine verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung mit deutlich strengeren Kriterien vor, ähnlich wie bei Eiern. Diese hat zu einem geschärften Bewusstsein bei Verbrauchern geführt und letztlich auch dazu, dass Eier aus Käfighaltung ausgelistet wurden. Verbraucher*innen können durch ihr Kaufverhalten die Haltung von Nutzieren verbessern, vorausgesetzt sie können erkennen, woher Fleisch, Milch und Käse kommen. Eine verpflichtende Kennzeichnung für alle tierischen Produkte könnte sich an der Eier-Kennzeichnung orientieren, von 0 für Bio bis 3 für den gesetzlichen Standard.
Von der nächsten Bundesregierung erwartet der BUND eine Kehrtwende in der Landwirtschaft, dazu gehört auch der Umbau der Nutztierhaltung. "Die nächste Bundesregierung muss endlich dem Willen der Verbraucher nach mehr Tierschutz Rechnung tragen. Der Umbau unserer Landwirtschaft hin zu ökologischerer Tierhaltung, tiergerechten Ställen und mehr Weidehaltung ist unumgänglich. Die Bundesregierung darf die Agrarwende auch im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz nicht verschleppen", fordert Weiger.
An der BUND-Onlineaktion "Raus aus der Massentierhaltung!" haben sich innerhalb weniger Tage bereits mehr als 15.000 Menschen beteiligt.