Seltene Arten am Grünen Band: Der Schlammpeitzger

02. Februar 2024 | Grünes Band, Flüsse & Gewässer, Naturschutz, Lebensräume

„Furzgrundel“ oder „Gewitterfurzer“ – so werden Schlammpeitzger in manchen Regionen genannt. Warum diese Fischart so skurrile Namen hat und sich am Grünen Band so wohlfühlt, lesen Sie in unserem Artenportrait.

Ein Schlammpeitzger auf einer Hand. Der Schlammpeitzger ist stark gefährdet.  (Bild: BUND)

Dunkel, modrig und wenig Sauerstoff: Das ist der Lebensraum, in dem sich der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) wohlfühlt. Andere Fische würden in der modrigen, sauerstoffknappen Umgebung eingehen. Doch der Schlammpeitzger kann mit dem Darm atmen. Er schnappt über dem Wasser nach Luft, aus der dann in seinem Dünndarm Sauerstoff extrahiert wird. Die restliche Luft entweicht durch den Anus. Damit wehrt er auch mögliche Fressfeinde ab.

So sieht der Schlammpeitzger aus

Der lange gelblich-braune Fisch ist bis zu 30 Zentimeter lang. An seinem Maul hat er zehn Barteln. Damit findet er auch in undurchsichtiger Gegend sein Fressen: Schnecken, Muscheln und Insektenlarven. Fällt sein Gewässer im Sommer komplett trocken, gräbt sich der Schlammpeitzger in den Schlamm ein und wartet ab. Zwei oder drei Monate kann der Fisch so geduldig überdauern.

Stark gefährdete Art

Auf Sauerstoffmangel und ein Leben in der Dunkelheit kann eine Tierart sich einstellen – nicht aber auf den kompletten Verlust des Lebensraums. Natürlicherweise nährstoffreiche Süßgewässer, die noch nicht „gekippt“ sind, sind in Deutschland genauso schwer zu finden wie Wiesengräben oder matschreiche Seitenkanäle von Bächen und Flüssen. Der Schlammpeitzger steht daher als stark gefährdet auf der Roten Liste. Er kommt nur noch selten in Teilen Nord- und Ostdeutschlands vor. Dort findet man ihn oft nur noch in künstlich angelegten Entwässerungsgräben. Die aber werden regelmäßig ausgemäht und von Schlamm befreit. Mit dem Schlamm wird dann auch der Schlammpeitzger-Bestand entfernt.

Grünes Band schafft Lebensraum

Bedeutende Vorkommen des Schlammpeitzgers gibt es noch in der Elbtalaue. In Auengewässern überlebt er auch dann, wenn diese Gewässer nach einem Hochwasser austrocknen. Auch am Grünen Band gibt es noch mehrere für den Schlammpeitzger geeignete Gewässer, beispielsweise in den Moorgebieten der Landgraben-Dumme-Niederung und in der Delvenau. In den vom BUND gepflegten Naturschutzflächen stellen Naturschützer*innen sicher, dass die Art erhalten bleibt. Sie monitoren genau, wo noch Schlammpeitzger anzutreffen sind und stellen die Pflege des Gebiets auf deren Bedürfnisse ein. Eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist, den Schlammpeitzger in Ruhe zu lassen. Gräben, in denen Schlammpeitzger vorkommen, werden nicht jedes Jahr vollständig ausgehoben, sondern in Abschnitten. So hat der Schlammpeitzger immer genügend Rückzugsräume.

Das Projekt "Quervernetzung Grünes Band" wird im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

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