Feuchtgebiete: Warum unsere Auen viel härter werden müssen

02. Februar 2024 | Wälder, Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Ein Prozent haben wir noch. 99 Prozent sind verloren gegangen. Die Rede ist von der Hartholz-Aue in Deutschland. Dabei ist ein Auenwald ein willkommener Allrounder für Artenvielfalt, Hochwasser- und Klimaschutz. Aber warum soll die Aue ausgerechnet „hart“ werden? Wir schauen am Welttag der Feuchtgebiete auf ein besonderes Ökosystem.

Luftbild der Elbschleife um die Hohe Garbe; Foto: F. Meyer / RANA Luftbild der Elbschleife um die Hohe Garbe: Ein BUND-Auenprojekt zur Etablierung von Auenwäldern  (F. Meyer / RANA)

Hartholz-Auenwälder wachsen natürlicherweise auf den höher gelegenen Bereichen der Auen entlang großer Flüsse wie der Elbe. In ihnen wechseln sich Überflutung und längere Trockenzeiten ab. Stieleiche, Flatterulme und Gemeine Esche sind typische Baumarten der Hartholz-Auenwälder bei uns. Durch das lichte Kronendach dringt Sonnenlicht ein, was für einen üppigen Unterwuchs mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt sorgt.

Artenreiche Klimaschützer

Hartholz-Auenwälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Mitteleuropas. Kleinräumige Strukturen und ein dynamischer Wechsel zwischen Nässe und Trockenheit gestalten ein Mosaik an Lebensräumen für zahlreiche, teils hochspezialisierte Tiere und Pflanzen. Alte Hartholz-Auenwälder, die regelmäßig überflutet werden, sind besonders gute Klimaschützer: Sie binden in Böden und Bäumen zusammen etwa 300 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Ihre Böden speichern 30 Prozent mehr Kohlenstoff als seltener überflutete, trockenere Auenstandorte. Intakte Hartholz-Auenwäldern sind ein hervorragender natürlicher Hochwasserschutz, speichern das Wasser und puffern so auch Dürren ab.

Mehr Wasser, mehr Leben

Eine aktive Aue bietet besondere Lebensbedingungen: Überschwemmungen sorgen für Nährstoffe und einen relativ hohen pH-Wert. Die Nähe zum Fluss führt generell zu einer guten Wasserversorgung. Wo Deiche den Fluss stark einengen, finden Hartholz-Auenwälder keinen Platz und keinen Anschluss ans Fließgewässer. In der abgeschnittenen Altaue scheitern Pflanzungen oft an der Nutzung der Flächen durch den Menschen. Die Verluste an Überschwemmungsflächen liegen an der gesamten Mittelelbe zwischen 50  und 90 Prozent. In der verbliebenen Aue dominieren nicht mehr Wälder, sondern Grünland.

Elbe als Modell für andere Flüsse

Auch an der Elbe wurde der Hartholz-Auenwald auf kleine, stark fragmentierte Bestände reduziert. Hier lässt sich aber erahnen, was wäre, wenn wir noch Auenwald hätten. Erkenntnisse von der Elbe könnten unseren Blick auf Flüsse verändern.

Mit dem Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue hat der BUND als großer deutscher Flussverband 420 Hektar Auenlandschaft wiederhergestellt. Dadurch wurde vor Ort der Wasserspiegel beim Elbhochwasser 2013 laut Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) um fast 50 Zentimeter gesenkt.

Mit insgesamt drei großen Deichrückverlegungen an der Elbe wurden über 1400 Hektar Auen reaktiviert. Deutschlandweit wurden seit den 80ern nur insgesamt nur 7100 Hektar überflutbare Auenfläche zurückgewonnen. Laut Bundesamt für Naturschutz wären mehrere Zehntausend Hektar möglich. Doch der politische Wille fehlt.

Das muss sich ändern

Die vergangenen Hochwasser, Starkregen und Dürren zeigen uns, dass wir umsteuern und Feuchtgebiete wiederherstellen müssen. Bund und Länder dürfen beim natürlichen Klimaschutz nicht den Rotstift ansetzen, sondern müssen Maßnahmen schnell umsetzen. Dazu gehört auch mehr Raum für naturnahe Flüsse und Auen zu schaffen.

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