Ökosystem Ostsee kippt

20. Juni 2023 | Meere

Überfischung und Lebensraumzerstörung haben die biologische Vielfalt und das ökologische Gleichgewicht der Ostsee stark geschädigt. NGOs haben jetzt Empfehlungen veröffentlicht, wie Fangquoten künftig gestaltet werden sollten.

Frisch gefangene Hering aus der Ostsee Die Population der Heringe in der westlichen Ostsee bricht weiter zusammen.  (Edgars Leonovs / 500px / via canva.com)

Die Fischpopulationen der Ostsee waren noch nie in einem so schlechten Zustand wie heute. Beide Dorschpopulationen (West und Ostpopulation) sind zusammengebrochen, ebenso der Hering in der westlichen Ostsee. Zwei weiteren Heringspopulationen geht die Luft aus. Die Populationen der Lachse werden immer kleiner und die Sprotten haben seit zwei Jahren in Folge immer weniger Nachwuchs. Schollen gibt es zwar noch viele in der Ostsee, allerdings sind davon sehr viele alarmierend klein und dünn. Die neusten Gutachten des Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) für die Fangquoten 2024 zeichnen ein düsteres Bild.

Fischereimanagement ist gescheitert

Nur ein ökosystembasiertes Fischereimanagement kann sicherstellen, dass es den Fischen langfristig gut geht und sie ihre ökologischen Funktionen im Meer erfüllen können. Die Fischerei muss bei den Fangmengen die ökosystemaren Grenzen der Ostsee respektieren und negative Auswirkungen auf die Meeresumwelt minimieren. Stattdessen werden Fischpopulationen immer noch als separate Einheiten gesehen und behandelt. Dabei ist das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Arten im Meer viel komplexer. Räuber-Beute Beziehungen, Umweltfaktoren, Klimakrise: alle diese dynamischen Einflüsse müssen in der Vergabe von Fangquoten mitberücksichtigt werden.

Ökologisch und sozial gerechte Fischerei

Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden setzt sich der BUND sich für einen tiefgreifenden Wandel hin zu einer ökologischen und sozial gerechten Fischerei ein. Ein neu veröffentlichtes Empfehlungspapier an die EU-Minister*innen zeigt Maßnahmen, die umgesetzt werden müssen, wenn im Oktober diesen Jahres über die Fangquoten verhandelt werden. Wir können nicht weiterhin überfischte Heringe und Sprotten aus der Ostsee zu Fischmehl verarbeiten und in Aquakulturen und Tierzuchtbetrieben an Land verfüttern. Stattdessen brauchen wir eine Zukunft, in der nur noch gesunde Fischpopulationen mit umweltschonenden und emissionsarmen Fangmethoden gefischt werden. Eine Zukunft, in der Fischer*innen, die diese Praktiken konsequent und transparent anwenden, ein faires und sicheres Arbeitsumfeld haben und von ihrem Fang gut leben können. Eine Zukunft, in der alle Menschen – besonders aber diejenigen, die darauf angewiesen sind – nachhaltige und gesunde Nahrungsmittel aus dem Meer nutzen können.

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