Öko-Test hat in fast allen getesteten Pizza-Kartons Bisphenole gefunden.
(Bild: bhofack2 via canva.com)
Die hormonellen Schadstoffe können bereits in winzigen Mengen in unseren Hormonhaushalt eingreifen. Bisphenole ähneln dem Hormon Östrogen und können mit den entsprechenden Rezeptoren im Körper interagieren.
Bisphenole sind gesundheitsgefährdend
Bisphenole werden mit Unfruchtbarkeit, Krebs, Diabetes und neurologischen Störungen in Verbindung gebracht. BPA stört außerdem die Entwicklung wichtiger Organe, inklusive des Gehirns. Säuglinge, Kinder und Schwangere sind besonders anfällig.
Die Öko-Test-Ergebnisse im Überblick:
- Neun von zehn Kartons enthielten BPA.
- Acht von zehn Kartons enthielten BPS.
- In allen acht BPS-belasteten Kartons konnte ein Übergang auf die simulierte Pizza nachgewiesen werden.
- Bei vier von neun BPA-haltigen Kartons ging die Chemikalie auf die Pizza über.
Um herauszufinden, ob die Bisphenole vom Karton in die Pizzen übergehen, hat Öko-Test eine Analyse beauftragt, die den Kontakt der Pizza mit dem Karton simuliert.
Bisphenole in Lebensmittelverpackungen verboten
BPA und BPS sind seit dem 20. Januar 2025 in Lebensmittelverpackungen wie Konservendosen, Trinkflaschen oder Plastikverpackungen verboten. Das Verbot gilt jedoch nicht für Papier.
Wie kommen die Schadstoffe in den Pizzakarton?
Bisphenole kommen unabsichtlich über den Altpapierkreislauf in die Pizzakartons. Denn Thermopapier wird häufig falsch im Altpapier entsorgt. Es enthält BPA und BPS als Farbentwickler (beispielsweise Kassenbons oder Parktickets). So gelangen die Bisphenole in recycelte Kartonagen – und damit auch in Pizzakartons. Der BUND fordert daher ein Verbot der gesamten Bisphenol-Stoffgruppe in allen Produkten. Nur so ist eine schadstofffreie Kreislaufwirtschaft möglich.
Regelungslücke trotz Verbot
Bei der Einschätzung, wie hoch die maximale Tagesdosis von BPA liegen soll, gibt es unterschiedliche behördliche Auffassungen. Während das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geringe Mengen BPA als unkritisch einstuft, sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bereits niedrige Dosen als riskant an und hat die zulässige Tagesdosis drastisch gesenkt.
Für Biphenol S gibt es bislang keinen offiziellen Grenzwert. Das BfR empfiehlt jedoch, dieselben Vorsichtsmaßnahmen wie bei BPA anzuwenden.
BUND fordert umfassende Regulierung
Der BUND fordert bereits seit vielen Jahren, die gesamte Stoffgruppe der Bisphenole zu regulieren, um Verbraucher*innen besser zu schützen. Wir brauchen eine schadstofffreie Kreislaufwirtschaft, um eine unkontrollierte Belastung durch recycelte Verpackungsmaterialien zu verhindern. Verbraucher*innen sollten Pizza nicht länger als nötig im Karton lagern, sondern sofort auf einen Teller umlegen. Auch Mehrwegboxen sind eine Alternative.
ToxFox spürt Schadstoffe in Produkten auf
In der EU haben Verbraucher*innen ein Auskunftsrecht zu Chemikalien in Produkten, die als besonders besorgniserregend eingestuft wurden. Mit einem Produkt-Scan der ToxFox-App des BUND können Sie das ganz leicht einfordern. Die ToxFox-App versendet in Ihrem Namen eine Anfrage an den Hersteller oder Händler. Firmen sind gesetzlich zur Auskunft verpflichtet, wenn ein Produkt Schadstoffe enthält. Und mit jeder Anfrage merken Firmen: Wir wollen Produkte ohne Gift!
Alltag ohne Gift
Viele Alltagsprodukte enthalten gesundheits- und umweltschädliche Substanzen, wie unsere Labortests immer wieder zeigen. Tag für Tag kommen wir mit ihnen in Kontakt. Mit Chemikalien, deren Folgen für unseren Körper und die Umwelt z.T. noch gar nicht genau erforscht sind. Damit muss Schluss sein! Wir setzen uns für einen Alltag ohne Gift und für einen nachhaltigen Umbau der Chemieindustrie ein. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie uns dabei. Vielen Dank.