NGOs rufen zum weltweiten Stopp des Tiefseebergbaus auf

09. Juni 2017 | Meere, Nachhaltigkeit, Energiewende, Ressourcen & Technik

Bei der Ozeankonferenz der Vereinten Nationen rief der Meeresschutz-Dachverband "Seas at Risk" heute die internationale Gemeinschaft auf, alle Unternehmungen in Richtung Tiefseebergbau zu stoppen. Neben dem BUND gehören "Seas At Risk" weitere 33 Meeresschutzverbände an. Auch Deutschland hat Pläne, die Tiefsee auszubeuten.

Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) © Paul Kay Tiefseebergbau bedroht ein sensibles und verwundbares Ökosystem.  (Paul Kay)

Beim Tiefseebergbau sollen Bodenschätze unter dem Meeresboden ab­ge­baut werden. Die wichtigsten Rohstofftypen sind die sogenannten Manganknol­len (polymetallische Knollen), kobaltreiche Eisen- und Man­gankrusten sowie Massivsulfide und Erzschlämme.

Kupfer, Nickel und Kobalt, aber auch die Edelmetalle Gold und Silber sowie verschiedene Spurenme­talle sollen so gewon­nen werden. Sie werden beispielsweise zur Produktion von Handys oder Halbleitern benötigt.

Auch Deutschland will in der Tiefsee graben

Da der Bedarf an diesen Rohstoffen in der industriealisierten Welt stetig steigt, treibt dies die Staaten zu immer waghalsigeren Erkun­dungen. Auch Deutschland hält bereits Lizenzen auf Explorationsgebiete für den Rohstoffabbau in der Tiefsee. Diese befinden sich im Pazifik und dem Indischen Ozean. Ihre Größe entspricht zusammengenommen knapp einem Viertel der Fläche Deutschlands.

Ein dortiger Bergbau würde über Millionen von Jahren entstandene Habitate mit einer einzigartigen Biodiversität zerstören. Der BUND fordert von der Bundesregierung, alle unterstützenden Maßnahmen, die auf einen Start des hoch riskanten Tiefseebergbaus abzielen, zu stoppen und stattdessen eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung einer nachhaltigen ökonomischen Wende einzunehmen.

Warum Tiefseebergbau verhindert werden muss

Tiefseebergbau stellt eine ernste Bedrohung für die Nachhaltigkeit dar. Die Tiefsee ist ein sensibles und verwundbares Ökosystem. Die zu befürchtenden Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus werden gravierend sein und riesige Flächen betreffen. Die Auswirkungen werden mindestens für Tausende von Jahren zu spüren zu sein, wenn nicht für immer.

Im Gegensatz dazu sind die sozioökonomischen Vorteile gering einzuschätzen und zweifelhaft. In der wissenschaftlichen Erkenntnis über die Tiefsee klaffen riesige Lücken – und die vielen Unsicherhei­ten fordern einen starken Vorsorgean­satz, beginnend mit der Suche nach nachhaltigeren Alternativen.

Solche nachhaltigen Alternativen stehen bereits zur Verfügung. Die Nachfrage nach Rohstoffen kann reduziert werden durch:

  • eine bessere Produktgestaltung,
  • eine Laufzeitverlängerung von Geräten,
  • durch Wiederverwendung, Reparaturfreundlichkeit und Recycling sowie
  • die Entwicklung neuer Materialien.

Genauso wie Veränderungen in unserem Lebensstil. Der BUND setzt sich deshalb für Suffizienz und einen nachhaltigen Konsum ein.

Jedes Jahr werden in der Europäischen Union 100 Millionen Handys entsorgt. Weniger als zehn Prozent davon werden recycelt. Gold und andere wertvolle Materialien werden dabei in gewaltigen Mengen verschwendet und belasten zusätzlich die Umwelt. Allein diese Zahlen zeigen das große Potenzial, was darin steckt, Ressourcen effizienter zu nutzen.

Eine Analyse des Institute for Sustainable Futures an der Universität von Sydney hat 2016 ergeben, dass bis zum Jahr 2050 ein vollständiger, globaler Übergang zu erneuerbaren Energien stattfinden kann, ohne dass Metalle aus der Tiefsee für erneuerbare Technologien eingesetzt werden müssen.

Das alles zeigt: Wir brauchen keinen Tiefseebergbau! Auch Deutschland muss seine diesbezüglichen Vorhaben umgehend stoppen.

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