Glyphosat-Entscheidung vertagt – Keine Mehrheit innerhalb der EU-Staaten

13. Oktober 2023 | Lebensräume, Landwirtschaft, Umweltgifte, Flüsse & Gewässer

Die EU-Kommission hat die für heute anberaumte Entscheidung zur weiteren Zulassung von Glyphosat vertagt. Innerhalb der EU-Staaten gab es keine Mehrheit dafür, das Totalherbizid für die kommenden zehn Jahre zuzulassen.

Der BUND übergibt 60.000 Unterschrift der Petition "Besser ohne Gift" an das Landwirtschaftsministerium. Der BUND übergibt 60.000 Unterschriften der Petition Besser ohne Gift an das Landwirtschaftsministerium.  (Bild: Stefanie Loos/BUND)

Offenbar gibt es wachsende Bedenken über die angebliche Ungefährlichkeit des Wirkstoffs. Das zeigt auch eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage, die der BUND in Auftrag gegeben hat.

Mehrheit der Deutschen will Glyphosat-Ausstieg

61,9 Prozent der Bundesbürger lehnt die Wiederzulassung ab. 57 Prozent der Befragten ist sogar für ein nationales Glyphosatverbot, auch wenn der Wirkstoff auf EU-Ebene wieder zugelassen werden sollte. Auch in unserer Petition „Besser ohne Gift“ haben sich bisher über 60.000 Menschen gegen Glyphosat ausgesprochen. Diese Unterschriften haben wir heute an das Landwirtschaftsministerium übergeben.

Politik muss Glyphosat vom Markt nehmen

Die Botschaft an die Bundesregierung ist damit klar. Doch Deutschland hat sich bei der heutigen Abstimmung im zuständigen EU-Ausschuss enthalten.  Diese Enthaltung wurde von der FDP aktiv erzwungen. Dabei legt der Koalitionsvertrag ein Vermarktungsstopp ab 2024 fest. Die FDP legt diese Vereinbarung aber sehr fragwürdig aus. Mit der Verschiebung ist die Wiederzulassung von Glyphosat noch nicht von Tisch. Die Entscheidung wurde auf November verschoben. Sollte es dann zu keiner Einigung kommen, kann die EU-Kommission ohne weitere Abstimmung alleine über die weitere Zulassung entscheiden.

Warum Glyphosat gefährlich ist

Dabei hat der Einsatz von Glyphosat weitreichende Folgen. Glyphosat ist weltweit das am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. Rund 4.000 Tonnen werden allein jährlich in Deutschland ausgebracht. Glyphosat tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz überlebt. Weniger Wildpflanzen bedeutet weniger Nahrung und weniger Lebensraum für Insekten. Die sind wiederum Nahrungsquelle für Vögel, Fische und Säugetiere. Nimmt der Bestand von Insekten ab, folgt daraus Artenschwund bei anderen Tieren. Glyphosat belastet außerdem unsere Böden, Wasser und Luft. Zusätzlich zu den Umweltschäden gilt Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend und neurotoxisch beim Menschen. Es kann oxidativen Stress verursachen. Der Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ignoriert zahlreiche unabhängige Studien zu den Risiken des Unkrautvernichters.

Es geht auch ohne Glyphosat

Landwirt*innen im Öko-Landbau kommen schon seit Jahrzehnten ohne Glyphosat aus. Unkräuter werden mit Striegel und Hacke innerhalb und zwischen den Kulturpflanzen entfernt. Unerwünschte Pflanzen auf dem Acker können mit vielfältigen Fruchtfolgen, Zwischenfrüchten, Untersaaten und Mischkulturen unterdrückt werden.

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Glyphosat ist nur eins von vielen Pestiziden, die in Landwirtschaft, Gartenbau, Wald, Kommunen und Gärten ausgebracht wird. Auch viele andere Pestizide gefährden unsere Ar­ten­viel­falt und sind eine große Gefahr für uns Menschen. Jährlich kommt es weltweit zu Millionen von Ver­gif­tungen mit Pestiziden. Pestizideinsatz ist einer der Haupttreiber für das Artensterben. Das muss gestoppt werden! Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende dabei.

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