Erfolg: Ressourcenschutz statt Elektroschrott – das EU-Recht auf Reparatur kommt

29. Februar 2024 | Ressourcen & Technik

Jeden Tag fallen in Deutschland circa 4500 Tonnen Elektroschrott an – eine gigantische Verschwendung von Ressourcen und Energie. Oft bleibt keine andere Wahl: Viele Geräte können nur schwer oder gar nicht repariert werden. Nun kommt das Recht auf Reparatur von der EU. Was steh drin?

Die Serialisierung von Komponenten in Elektrogeräten wird weiterhin ein großes Problem bleiben.  (jarmoluk / pixabay)

„Richtlinie zur Förderung der Reparatur defekter oder mangelhafter Waren“ heißt das Paragraphen-Schwergewicht, dass nun in einer Einigung zwischen EU-Rat und EU-Parlament errungen wurde. Die Richtlinie könnte in wenigen Jahren unseren alltäglichen Umgang mit Elektronik positiv verändern.

Das ist für Verbraucher*innen besonders interessant

  • Hersteller von Alltags-Produkten wie Handys, Staubsaugern oder Kühlschränken werden zur Reparatur verpflichtet.
  • Reparatur soll einfacher und günstiger werden.
  • Ersatzteile sollen zu einem „angemessenen Preis“ angeboten werden – und das sogar herstellerunabhängig.
  • Reparaturanleitungen der Hersteller sollen auf einer nationalen Plattform einfach verfügbar sein.

Hürden abbauen, Anreize schaffen

Eine wichtige Rolle soll die Erweiterung der Gewährleistung spielen. Wer eine Reparatur beim Hersteller beauftragt, bekommt eine verlängerte Garantie um ein weiteres Jahr. Der erleichterte Zugang zu Produktinformationen soll es Tüftler*innen in Repair-Cafés und kleinen Reparatur-Shops leichter machen. Reparaturdienstleistungen könnten so für Bürger*innen viel präsenter werden.

Wir haben in einer Umfrage selbst festgestellt: Die Kosten, um ein Gerät wieder funktionsfähig zu machen, sind derzeit einfach zu hoch und reparieren lohnt sich gegenüber einer Neuanschaffung oft nicht. Wenn Reparaturen schneller und einfacher durchfzuführen sind, wird sich das auch im Preis widerspiegeln und damit das Angebot ingesamt verbessern. 

Hersteller können Reparatur weiterhin verhindern

Eine Praxis wird leider für wichtige Produktgruppen, wie Spielzeug oder Laptops, weiter möglich sein. Bei der Serialisierung werden Komponenten mit Seriennummern versehen und durch die Software an andere Gerätteile gebunden. Wenn man eines dieser Teile austauscht, wird das neue Teil mit einer anderen Seriennummer nicht akzeptiert. Dies wird leider Reparaturen weiter verhindern und fördert damit die Verschwendung von wertvollen Ressourcen.

Bis zur Umsetzung in nationales Recht wird es noch dauern

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat direkt für diese Jahr die Vorlage eines nationales Reparaturgesetz angekündigt. In dem Gesetz sollen auch Lücken der europäischen Regulierung gefüllt werden. Wie viele Versprechungen letztendlich in die finale Gesetzgebung fließen und ob auch ein bundesweiter Reparaturbonus in Zeiten einer knappen Staatskasse dazuzählt, bleibt abzuwarten.

Das es auch schneller geht, zeigt Thüringen. Zwischen 2021 und 2023 wurden über 30000 Anträge für Reparaturen von Smartphones, Wasch- und Kaffeemaschinen, kleinen und großen Küchengeräten sowie Nähmaschinen gestellt. Sachsen ist nachgezogen. Auch Berlin plant Fördermaßnahmen. Ein bundesweites Programm wäre daher nur konsequent.

Denn eins ist klar: das Ende der Wegwerfgesellschaft muss kommen. Wir müssen unsere Ressourcen schützen und können uns nicht aus der Krise rausrecyceln.

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